Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
überzeugen, dass ich nicht an der Messe teilnehmen darf, denn in seiner Predigt betonte er ziemlich leidenschaftlich, dass es nicht an ihm wäre, über Menschen zu richten.”
    “Aber ich hatte auch überhaupt nicht den Eindruck, dass er mich angegriffen hat, Clay. Mir schien es eher so, als wollte er mir zu verstehen geben, dass
Barker
irgendwann für seine Sünden büßen muss.”
    Clay war plötzlich angespannt. “Glaubst du, er weiß es?”
    “Ja, das glaube ich.”
    “Aber woher kann er es wissen? Wir haben die ganze Kirche abgesucht und alles aus dem Arbeitszimmer geräumt. Die Fotos waren nicht dabei! Die, die wir verbrannt haben, müssen die einzigen gewesen sein.”
    “Nein.” Sie hatten diese Diskussion schon öfter geführt. Obwohl es Grace sehr schwerfiel, darüber zu sprechen, behauptete sie stets, es müsse noch mehr Fotos geben. Das Fotografieren seines Treibens war Bestandteil von Barkers Perversion. Grace beteuerte, dass er Hunderte von Fotos gemacht hatte.
    “Aber wo hat er sie versteckt?”
    “Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, Portenski hat sie gefunden.”
    “Wenn das stimmt, warum hat er denn nichts gesagt? Will er sie vor Gericht gegen einen von uns beiden verwenden? Dafür bieten sie sicherlich genug Beweislast.”
    “Sie beweisen aber auch, was Barker für ein Monster war. Vielleicht hat Portenski ja Mitleid mit dem dreizehnjährigen Mädchen auf den Fotos.”
    Sie sprach mit einem so emotionslosen Ton, dass man den Eindruck hatte, das dreizehnjährige Mädchen wäre eine Fremde. Clay fragte sich, ob das ihr Weg war, mit der Sache fertig zu werden. Ob sie sich deshalb von dem kleinen Mädchen distanzierte, das sie einmal gewesen war.
    “Dann sagte er noch, dass er mich mit Freude wieder in seiner Gemeinde aufnehmen würde, falls ich mich entschließen sollte, wieder zur Kirche zu gehen”, murmelte sie. “Und er meinte, dass Gott alle Wunden heilen kann.”
    “Was hast du dazu gesagt?”
    “Ich habe ihm versichert, dass ich nie wieder einen Fuß in die Kirche setzen werde, besonders nicht in diese Kirche.”
    “Wie hat er reagiert?”
    “Er hat genickt, als hätte er Verständnis dafür, und ist davongetrottet.”
    Genau wie Grace hatte auch Clay seine Kirchenbesuche nach der Katastrophe mit Barker eingestellt. Er hatte versucht, sich einzureden, dass er Religion in seinem Leben nicht brauchte. Doch der Glaube und auch die kirchlichen Zeremonien hatten ihn in seiner Kindheit zu sehr geprägt, als dass er sie für immer aus seinem Leben verbannen wollte. Zudem begriff sein Verstand sehr wohl, dass man die Verderbtheit eines einzelnen Geistlichen nicht gleich der ganzen Religion anlasten durfte. Letztlich war es dieses Wissen, das ihn in den Schoß der Kirche zurückgeführt hatte. Trotzdem überkamen ihn manchmal – wenn einzelne Wörter, Sätze oder Gesten ihn an Barker erinnerten – seine Emotionen, und dann stand er mitten in der Predigt auf und verließ die Kirche. Die Heuchelei, die er, seine Mutter und seine Schwestern miterlebt hatten, veränderte einen Menschen von Grund auf, desillusionierte ihn. Und wenn die Unschuld einmal verloren war, dann brachte nichts sie wieder zurück.
    Grace fasste sich an den Bauch, und augenblicklich verdrängte der Anflug eines Lächelns den gequälten Ausdruck auf ihrem Gesicht.
    “Tritt dich das Baby?”, fragte Clay.
    “Es fühlt sich eher so an, als würde es sich einmal um sich selbst drehen. Wenn du saubere Hände hättest, würde ich dich fühlen lassen. Ich weiß, wie gern du das tust.”
    “Wer sagt das?”, neckte er sie.
    “Andere Menschen magst du täuschen, aber mich nicht.” Sie lachte. “Bist du sicher, dass Beth Ann nicht die richtige Frau für dich ist?”
    “Absolut.” Sein Leben mochte eintönig sein, aber es war nicht so trostlos, dass er sich in eine Beziehung stürzen musste, die er nicht wollte.
    “Ich wünsche mir so sehr, dass du jemanden triffst, in den du dich verliebst, Clay. Mit dem du genauso glücklich wirst, wie ich es bin.”
    Ihre Worte berührten ihn sehr. “Hör bitte auf, dich um mich zu sorgen”, erwiderte er schroff.
    “Ich kann’s nicht ändern”, sagte sie. “Ich mache mir ständig Sorgen – um dich, um Molly, um Madeline und um Mom.” Sie verdrehte die Augen. “Besonders um Mom.”
    “Um Mom habe ich mich gekümmert.”
    Fragend zog sie die Augenbrauen hoch. “Tatsächlich? Warum hat sie mir dann gerade gesagt, dass sie übers Wochenende verreist?”
    Verblüfft sah er sie

Weitere Kostenlose Bücher