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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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nach ihm um. “Was?”
    “Würdest du mit Dad sprechen wollen, wenn du die Gelegenheit hättest?”
    Sie musste nicht eine Sekunde überlegen. “Nein”, sagte sie und winkte ihm zum Abschied noch einmal kurz zu.
    Allie war auf dem Revier und arbeitete sich durch Barkers Akten, als Lucas Montgomery anrief. Sie hatte Whitney bei sich, die in der Nähe ihres Schreibtisches etwas malte. Zum Glück hatte ihr Vater den ganzen Tag nicht im Büro vorbeigeschaut. Seit dem Frühstück hatten sie nicht miteinander gesprochen, und Allie war auch jetzt noch nicht so weit, das Gespräch mit ihm zu suchen.
    Sie hatte samstags nie regulär Dienst, aber da die zwei wachhabenden Officer Grimsman und Pontiff gerade Streife fuhren, nahm sie den Telefonhörer ab.
    “Officer McCormick”, sagte sie mit klopfendem Herzen, denn sie hatte die Vorwahl von Alaska auf dem Display erkannt. Sie wusste nicht, warum es sie nervös machte, mit Clays Vater zu sprechen, aber es ließ sich nicht leugnen: Sie war eindeutig aufgeregt.
    “Hier ist Lucas Montgomery.”
    “Ich habe Ihre Nummer erkannt. Ich bekomme nicht viele Anrufe aus Alaska. Vielen Dank, dass Sie zurückrufen.”
    “Kein Problem. Wie kann ich Ihnen helfen?”
    Sie versuchte, Clay in seiner Stimme zu erkennen, und fragte sich, ob sich die beiden wohl ähnelten. Sie hatte die Kopie eines alten Familienfotos in der Akte gesehen, aber es war unscharf und über fünfundzwanzig Jahre alt. “Wie ich Ihrer Frau schon erklärt habe, rufe ich Sie aus Stillwater an, einer kleinen Stadt in …”
    “Ich weiß, wo das liegt”, unterbrach er sie. “Und ich weiß, warum Sie anrufen. Aber ich denke, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Meine Frau sagte, dass Sie ein paar Fragen zum Verschwinden irgendeines Mannes haben, den ich nie in meinem Leben gesehen habe.”
    Trotz des bemüht gut gelaunten Tonfalls meinte Allie, aus seinen letzten Worten eine Spur Unmut herauszuhören. “Nicht
irgendeines
Mannes, Mr. Montgomery. Es geht um den zweiten Ehemann Ihrer Exfrau.”
    “Es tut mir leid, aber den habe ich nie kennengelernt. Und mit Irene habe ich nicht mehr gesprochen, seit ich sie damals verlassen habe.”
    “Kein einziges Mal?”
    “Kein einziges Mal.”
    “Also wissen Sie nicht, dass Ihre Familie jahrelang dem Misstrauen und den Verdächtigungen ausgesetzt war, mit dem Verschwinden von Lee Barker etwas zu tun zu haben?”
    “Nein, davon weiß ich nichts. Was ich jedoch weiß, ist, dass Irene keiner Fliege etwas zuleide tun könnte. Aber das ist auch schon alles, was ich sagen kann. Tut mir leid, wenn Sie sich mehr erhofft haben.”
    “Erhoffen tue ich mir gar nichts, Mr. Montgomery, ich recherchiere lediglich die Fakten.”
    “Ist es dafür nicht etwas spät?”
    “Pardon?”
    “Ich meine, nach neunzehn Jahren …”
    “Nach neunzehn Jahren?”, unterbrach ihn Allie, und das Herz schlug ihr auf einmal bis zum Hals.
    Am anderen Ende der Leitung blieb es still, als ob ihr Gesprächspartner seinen Ausrutscher plötzlich bemerkt hatte. Schließlich sagte Lucas: “So lange ist es her, dass ich sie verlassen habe.”
    “Aber Sie sind doch weggezogen, als Clay gerade mal zehn Jahre alt war.” Sie hätte ihm genauso gut die genaue Anzahl an Jahren sagen können, doch sie wollte Lucas an den kleinen Jungen erinnern, den er im Stich gelassen hatte.
    “Das weiß ich nicht mehr so genau.”
    “Sie erinnern sich nicht mehr daran, wie alt Ihr Sohn damals war?”
    “Nein, nicht genau.”
    “Das ist jetzt fünfundzwanzig Jahre her. Und ein sechzehnjähriger Junge unterscheidet sich doch wohl ganz erheblich von einem zehnjährigen.”
    “Über die Jahre hat sich das in meiner Erinnerung wohl etwas verwischt.”
    “Also ist es purer Zufall, dass die neunzehn Jahre, die Sie eben erwähnt haben, exakt die Zeitspanne sind, die Reverend Barker vermisst wird?”
    “Ich habe es Ihnen doch bereits gesagt: Ich weiß nichts über diesen Reverend Barker!”
    “Dann ist es umso erstaunlicher, dass Sie exakt die Anzahl an Jahren erraten haben, die er bereits vermisst wird, oder?”
    Wieder folgte eine kleine Pause. “Sie verrennen sich da in was”, murmelte Lucas. Es war unschwer zu erkennen, dass sie ihn durcheinandergebracht hatte. “Wie ich schon sagte: Irene ist überhaupt nicht in der Lage, anderen Menschen wehzutun. Sie ist ein guter Mensch.”
    Und dennoch hatte er sie verlassen …
    “Ist es möglich, dass Sie mehr über die Sache wissen, als Sie zugeben, Mr. Montgomery?”
    “Wollen Sie

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