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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ab.
    Jake war nach Paris geflogen. Warum?
    Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    Ich ging mit Kesslers Foto zum Mikroskop, drehte es um und betrachte die Beschriftung unter Vergrößerung.
    Oktober 1963. M d l’ H.
    Was ich als Eins gelesen hatte, war tatsächlich ein kleines L. Und Ryan hatte Recht gehabt. Das erste H war tatsächlich ein verschmiertes M. Musée de l’Homme. Offensichtlich hatte Jake die Abkürzung erkannt, war sofort nach Paris geflogen und hatte dort eine Archivierungsnummer für das Masada-Skelett entdeckt.
    LaManche trägt Schuhe mit weichen Sohlen und hat weder Schlüssel noch Münzen in seinen Hosentaschen. Kein Knarzen. Kein Klimpern. Für einen Mann seiner Größe bewegt er sich außerordentlich leise.
    Ich formulierte eben das nächste »Warum«, als mir der Geruch von Flying Dutchman in die Nase stieg.
    Ich wirbelte herum. LaManche war durchs Histologie-Labor hereingekommen und stand jetzt hinter mir.
    »Fertig?«
    »Fertig.«
    Wir setzten uns, und ich stellte meine Rekonstruktionen auf den Tisch.
    »Ich überspringe das Grundsätzliche.«
    LaManche lächelte nachsichtig. Ich biss mir auf die Zunge.
    Ich nahm das Segment zur Hand, das früher einmal die rechte hintere Hälfte von Ferris’ Schädel gewesen war, und deutete mit meinem Kugelschreiber.
    »Ovaler Defekt mit strahlenförmig abgehenden Frakturen.«
    Ich deutete auf das Spinnennetz von sich kreuzenden Rissen auf diesem Segment und zwei anderen.
    »Konzentrische Hebebrüche.«
    »Die Eintrittswunde befindet sich also hinter dem rechten Ohr?« LaManche nahm den Blick nicht von dem Segment.
    »Ja. Aber es ist kompliziert.«
    »Die Abschrägungen.« LaManche kam sofort auf den Punkt.
    Ich wandte mich nun wieder dem ersten Segment zu und deutete auf die äußerlichen Abschrägungen am Rand des ovalen Defekts.
    »Wenn die Mündung der Waffe direkt auf dem Schädel aufsitzt, können die Rückstoßgase eine ektokraniale Abschrägung verursachen«, sagte LaManche.
    »Ich glaube nicht, dass das hier der Fall ist. Beachten Sie die Form des Defekts.«
    LaManche beugte sich tiefer darüber.
    »Eine Kugel, die rechtwinklig in den Schädel eindringt, produziert für gewöhnlich einen kreisrunden Defekt«, sagte ich. »Eine Kugel, die schräg in den Schädel eindringt, produziert ein unregelmäßigeres Loch, meistens von eher ovalem Umriss.«
    » Mai, oui. Ein Schlüsselloch-Defekt.«
    »Genau. Tatsächlich splitterte ein Fragment von der Kugel ab und prallte dann von der Schädelaußenseite ab. Daher die externe Abschrägung am Eintrittsloch.«
    LaManche schaute mich an. »Die Kugel trat also hinter dem rechten Ohr ein und an der linken Wange wieder aus.«
    »Ja.«
    »Eine solche Geschossbahn ist bei einem Selbstmord zwar ungewöhnlich, aber möglich.«
    »Da ist noch mehr. Sehen Sie mal genauer hin.«
    Ich gab LaManche eine Lupe. Er hob und senkte sie über dem ovalen Defekt.
    »Das gerundete Ende sieht wellig aus.« LaManche betrachtete den Defekt volle dreißig Sekunden lang. »Als wäre der Kreis auf das Oval aufgesetzt.«
    »Oder genau andersherum. Der Rand des runden Defekts ist auf der Schädelaußenseite glatt. Aber schauen Sie mal innen nach.«
    Er drehte das Segment um.
    »Endokraniale Abschrägung.« La Manche begriff sofort. »Ein doppelter Eintritt.«
    Ich nickte. »Die erste Kugel traf Ferris’ Schädel genau im rechten Winkel. Wie aus dem Lehrbuch. Äußerer Rand glatt, innerer Rand abgeschrägt. Die zweite traf dieselbe Stelle, aber in einem schrägen Winkel.«
    »Wodurch ein Schlüsselloch-Defekt entsteht.«
    Ich nickte. »Ferris’ Kopf bewegte sich, oder die Hand des Schützen zuckte.«
    Erschöpfung? Traurigkeit? Resignation? LaManche sackte zusammen, als ich meine hässliche Schlussfolgerung äußerte.
    »Avram Ferris wurde zweimal in den Hinterkopf geschossen. Wie bei einer Hinrichtung.«
     
    An diesem Abend kochte Ryan bei mir. Arktische Rotforelle, Spargel und was wir in Dixie Stampfkartoffeln nennen. Die Kartoffeln buk er im Ofen, schälte sie, zerdrückte sie mit einer Gabel und arbeitete dann Frühlingszwiebeln und Olivenöl unter.
    Ich sah ihm voller Ehrfurcht zu. Ich wurde schon scharfsinnig genannt. Sogar brillant. Aber wenn es ums Kochen geht, habe ich die Phantasie eines Karpfens. Auch wenn ich eine Ewigkeit zum Nachdenken hätte, würde mir bei Kartoffelbrei keine Agenda einfallen, die ohne kochendes Wasser auskam.
    Birdie war ausgesprochen interessiert an Ryans fruits de mer , und während des

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