Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Jesus den Schwamm zunächst ab, akzeptierte ihn aber später, trank und starb sofort darauf.«
    »Aber du sagst jetzt, er hätte überlebt.«
    »Ich sage das nicht. Joyce tut es.«
    »Wie bekommt man einen lebendiger Körper vor Zeugen und Wachen von einem Kreuz herunter?«
    »Halte die Zeugen auf Distanz. Bestich die Wachen. Es war ja nicht so, als hätte ein Leichenbeschauer daneben gestanden.«
    »Nur damit ich dich richtig verstehe: Jesus ist bewusstlos. Er wird eilig in das Grab geschafft, später lässt man ihn dann verschwinden und pflegt ihn, bis er wieder gesund ist, und irgendwie landet er schließlich in Masada.«
    »Das sagt Joyce.«
    »Was wollte dieser Spinner eigentlich in Israel?«
    »Freut mich, dass du so unvoreingenommen bist. Joyce wollte ursprünglich für ein Buch über Masada recherchieren. Aber die Israelis verweigerten ihm den Zugang.«
    »Vielleicht ist diese ganze Grosset-Geschichte ja nur Joyces Fantasie entsprungen. Oder vielleicht hat er sie aus Rache erfunden.«
    »Vielleicht.« Ich nahm mir den letzten Rest der Sauce. »Vielleicht ist sie aber auch wahr.«
    In den nächsten Tagen passierte kaum etwas. Ich las Joyces Buch zu Ende. Ich las Yadins Buch zu Ende.
    Auch in der Hinsicht hatte Jake Recht. Yadin beschrieb die Überreste aus herodischer Zeit. Er ging auf die Römer ein, die Masada kurz nach 73 unserer Zeitrechnung besetzten, und auch auf die byzantinischen Mönche, die im fünften und sechsten Jahrhundert dort siedelten. Er nannte detaillierte Informationen über die Zeit der jüdischen Revolte und beschäftigte sich ausführlich mit den drei Skeletten, die man im nördlichen Palast gefunden hatte. Weitwinkel- und Nahaufnahmen, Skizzen, Karten. Aber nur ein einziges Foto und wenige Absätze über die Skelette aus der Höhle.
    Merkwürdig.
    Am Sonntag gingen Ryan und ich auf dem Beaver Lake Eislaufen und schlemmten dann Muscheln bei L’Actuel an der Rue Peel. Ich hatte eine casserole marinière au vin blanc. Ryan hatte eine casserole à l’aile. Eins muss ich dem Jungen lassen. Er kann Knoblauch in einer Menge vertragen, die einen Ledernacken umbringen würde.
    Am Montag kontrollierte ich meine E-Mails und fand einen Bericht vom Radiometrie-Institut.
    Ich zögerte. Was, wenn das Skelett nur ein Jahrhundert alt war? Oder aus dem Mittelalter stammte, wie das Turiner Leichentuch?
    Was, wenn es aus der Zeit Christi stammte?
    Wenn es so war, dann war es eben so. Und? Nach meiner Schätzung des Alters zum Todeszeitpunkt war das Individuum zu alt gewesen, um Jesus sein zu können. Oder zu jung, wenn man Joyce glaubte.
    Ich doppelklickte auf das Symbol, um die Datei zu öffnen.
    Das Institut hatte genügend organisches Material gefunden, um jede Knochen- und Zahnprobe dreifach zu testen. Die Ergebnisse wurden zuerst als Rohdaten präsentiert, die man zunächst in Jahre vor der Gegenwart umgerechnet hatte und schließlich in einen kalendarischen Abschnitt, der mit »unserer Zeitrechnung« (u. Z.) oder »vor unserer Zeitrechnung« (v.u.Z.) angegeben wurde. Politisch korrekt sind sie, die Archäologen.
    Ich schaute mir die Daten für den Zahn an.
     
    Probe 1: Mittelwertsdatierung (VG – Jahre vor der Gegenwart)
    1970+/-41 Jahre Kalenderbereich 6 v.u.Z – 76 u.Z.
     
    Probe 2: Mittelwertsdatierung (VG – Jahre vor der Gegenwart)
    1937+/-54 Jahre Kalenderbereich 14 u.Z – 122 u.Z
     
    Probe 3: Mittelwertsdatierung (VG – Jahre vor der Gegenwart)
    2007+/-45 Jahre Kalenderbereich 47 v.u.Z – 43 u.Z.
     
    Ich schaute mir die Daten der Oberschenkelprobe an. Zwei überschnitten sich mit den Zahndaten.
    Zwei Jahrtausende.
    Das Skelett stammte aus der Zeit Christi.
    Ich durchlebte einen Augenblick völliger Leere. In meinem Hirn fuhren die Argumente und Fragen Autoscooter.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Wen sollte ich anrufen?
    Ich wählte Ryans Nummer, bekam nur seine Mailbox dran und hinterließ ihm die Nachricht, dass die Knochen zweitausend Jahre alt waren.
    Ich wählte Jakes Nummer. Mailbox. Dieselbe Nachricht.
    Und jetzt?
    Sylvain Morissonneau.
    Der Tatendrang vertrieb meine anfängliche Unsicherheit. Ich schnappte mir Jacke und Handtasche und machte mich auf den Weg in die Montérégie.
    In knapp einer Stunde stand ich vor l’Abbaye Sainte-Marie-des-Neiges. Diesmal ging ich direkt durch die orangefarbene Tür in die Vorhalle, die die Bibliothek von dem Korridor mit Morissonneaus Büro trennte. Kein Mensch erschien.
    Irgendwo rechts von mir erklang gedämpftes Singen. Ich ging darauf

Weitere Kostenlose Bücher