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Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Herzlichen Dank auch«, endete ich säuerlich.
    Josh grinste. »Nur falls ich morgen noch lebe: Soll ich dich dann mitnehmen?«
    »Und ob«, gab ich lächelnd zurück. Er wollte mich abholen, und das nicht nur wegen der Schwarzflügel, da war ich mir sicher. Ich glaube, er mochte mich. Ich winkte meinem Dad zu, der mit seinem Schreibtischstuhl zur Bürotür gerollt war, um uns zu verabschieden. Lächelnd sah er mich an. Ich fühlte mich einfach gut, ich konnte nicht anders. Und das lag nicht nur daran, dass Josh mich vielleicht mochte. Monatelang hatte ich vergeblich versucht, mit meinem Amulett irgendwie weiterzukommen, nur um mich immer dämlicher zu fühlen, weil Barnabas mehr und mehr an mir verzweifelte. Wenn ich das hier nun mit Josh zusammenhinbekam, wäre ich nicht mehr so abhängig von Barnabas und Ron. Ich würde es allein schaffen.
    Na ja, dachte ich, als Josh die Tür hinter mir zuschlug und in seinen Taschen nach dem Autoschlüssel kramte, vielleicht nicht ganz allein, aber schaffen würde ich es.

6
    Ich war erst einmal im Lowest Common Denominator, oder Low D, wie es jeder nannte, gewesen. Dad hatte mich zum Pizzaessen ausgeführt und damals war es gerammelt voll gewesen. Dutzende von Studenten hatten für ihre Abschlussprüfungen gebüffelt oder sich von denen erholt, die sie gerade hinter sich hatten. Ich weiß, er wollte mir nur helfen, mich einzugewöhnen – aber Pizzaessen mit Daddy, zwischen all den Studenten, war nicht unbedingt ein guter Einstieg gewesen. Oder anders gesagt: Hätte ich mich an dem Abend unsichtbar machen können, wären meine Chancen, neue Freunde zu finden, wohl um einiges größer gewesen.
    Ich stocherte in meinen Pommes rum und musste grinsen, als ich mich an den Tag erinnerte. Josh hatte schon wieder Hunger und der kurze Zwischenstopp hier hatte sich als super Gelegenheit zum Üben entpuppt, denn der riesige Laden war beinahe leer. Inzwischen waren wir schon fast eine Stunde hier und langsam wurde ich nervös. Vielleicht lag es gar nicht an dem Amulett, wie Barnabas behauptet hatte, sondern doch an mir. Während Josh mal kurz für kleine Jungs gewesen war, hatte ich einen Schwarzflügel über den Parkplatz segeln sehen und schnell versucht, Barnabas' Gedanken zu berühren. Nichts war passiert und Grace hatte sich über mein panisches Gesicht halb totgelacht.
    Während meine Limo und meine Pommes noch unberührt auf dem Tisch standen, machte Josh sich schon über seinen zweiten Teller her. Gleichmäßig wie ein Uhrwerk stippte er seine Pommes in den scharfen Käsedip. Dabei ließ er mich keine Sekunde aus den Augen, als erwartete er, dass ich jeden Moment unsichtbar werden würde, oder was Geister sonst eben so taten. Die Nachmittagssonne strömte durch die große Fensterfront, die zum Einkaufszentrum hinausging. Früher war das Low D bloß ein simpler Burgerschuppen gewesen. Mittlerweile hatte es sich dem Massengeschmack gebeugt, bot Latte Macchiato an und eine Gelegenheit zum Surfen im Internet. Ein paar Leute waren online, beugten sich über ihre Laptops und aßen beim Surfen überteuerte Sandwiches und Gourmetchips in ausgefallenen Geschmacksrichtungen. Aus einer dunklen Ecke erklang Spielhallengedudel, als redeten die verlassenen Spielautomaten dort mit sich selbst. Hinter einer dicken Plexiglasscheibe wummerten verschwommene Figuren vorbei. Das Snake Pit, auf dessen künstlich angelegten Hügeln die Skater ihren Mut und ihre Boards auf die Probe stellen konnten, gehörte auch zum Low D. Der Lärm der Skateboards, die über Sperrholz donnerten, dröhnte in mir wie ein zweiter Pulsschlag. An der Kasse hing eine Glocke, die vermutlich läutete, wenn im Snake Pit jemand hoch genug sprang, um sie auszulösen. Doch im Moment hatte es sich Grace dort gemütlich gemacht.
    Mein Blick fiel wieder auf Josh. Mir kribbelten die Finger, was aber wohl eher daran lag, dass ich mein Amulett zu fest umklammerte, und nicht daran, dass ich bald Erfolg haben würde. Vielleicht war ich auch zu optimistisch gewesen, aber ich hatte es allmählich satt, darauf vertrauen zu müssen, dass andere mich beschützten. Und Josh wollte mir helfen. »Kannst du mich immer noch sehen?«, fragte ich hoffnungsvoll. Josh sah mir direkt in die Augen. »Ich glaube, du versuchst es zu krampfhaft«, sagte er.
    Langsam ließ ich mein Amulett los. »Uns bleiben nur. noch ein paar Stunden. Und zu dem Ding gibt's blöderweise keine Gebrauchsanleitung.« Unzufrieden rieb ich mit den Fingern das Kondenswasser von

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