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Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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lachte und Josh wich zurück in die Kissen. »Bitte nicht lachen, wenn du so rumgeisterst, ja?«, bat er und blickte sich um. »Das ist echt gruselig. Na, wenn ich davon mal nicht noch mehr Albträume kriege.«
    Ich glaube, ich wurde einen Moment lang sichtbar, als sich überraschend die Tür öffnete. Schnell richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder stärker auf die Fäden des Amuletts und durchtrennte einen so dicken Strang, dass mir kurz schwindlig wurde. Schließlich beruhigte ich mich und nahm mein Muster, sie gleichmäßig zu zertrennen, wieder auf. Als Josh sich steif aufsetzte, guckte ich hoch und sah zwei der Neuankömmlinge auf uns zukommen, ein dritter stand noch an der Theke und bestellte etwas.
    Ich erstarrte. Was nun? Sie hatten Josh allein hier sitzen sehen, da konnte ich ja nicht einfach mit einem Plopp wieder auftauchen. Als ich das hochgewachsene Mädchen in Designer-Tanktop und Shorts erkannte, zog ich eine Grimasse. Es war Amy, die aussah wie der leibhaftige Sommer, als sie mit Len im Schlepptau zu uns herüberschlenderte. Parker stand noch an der Kasse und bezahlte wie immer für alle. Sie waren alle drei in der Leichtathletikmannschaft.
    Amy war eins der beliebtesten Mädchen. Oberflächlich betrachtet ganz nett, aber ohne jeglichen Tiefgang. Ich hatte mich an meiner alten Schule lange genug damit abgestrampelt, zu der In-Clique zu gehören, um genau zu wissen, wie diese Mädchen tickten. Sie war mit Len zusammen, außer, wenn sie ihn mal wieder dafür bestrafte, dass er sie betrog. Inzwischen tat sie mir nicht mehr leid. Warum ließ sie sich auch auf so einen blöden Kerl ein?
    Len, der groß und kräftig war, schubste Schwächere gern gegen Spindtüren, wenn gerade kein Lehrer hinsah. Dann lachte er und tat so, als wäre das alles nur ein Witz. Seine Opfer nahmen die Erniedrigung meist in Kauf, nur, um fünf Sekunden von einem dermaßen beliebten Typen beachtet zu werden. Len war zwar nicht der schnellste Läufer, dafür aber der Frauenheld der Mannschaft. Mädchen behandelte er wie Eiscreme, jeden Monat versuchte er es für ein, zwei Tage mit einer neuen Geschmacksrichtung. Leider sah er gut genug aus, um immer wieder Mädchen zu finden, die sich diesen Mist gefallen ließen - was mich ohne Ende aufregte.
    Parker machte eigentlich einen ganz netten Eindruck. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass er sich total von Len ausnutzen ließ, nur um irgendwie dazuzugehören. Zu sehen, wie er gerade mal wieder für alle bezahlte, machte mich richtig krank. Ich wäre selbst mal beinahe zu einem Parker geworden. Damals hatte ich auch alles hingenommen, mir sogar Entschuldigungen für die anderen ausgedacht, zu denen ich so gern gehören wollte. Wäre Wendy nicht gewesen, dann wäre ich vielleicht heute noch so. Das war es nicht wert. Kein bisschen.
    »Hi, Josh«, begrüßte Amy ihn fröhlich, schob kess die Hüfte raus und stützte sich mit einer Hand auf den Tisch. »Wo ist denn Mad Madison? Immer noch dabei, ihr Fahrrad nach Hause zu schieben?« Wütend rutschte ich in die hinterste Ecke der Sitzbank und durchtrennte wie wild meine Fäden, um bloß unsichtbar zu bleiben.
    Josh warf ihr einen genervten Blick zu, während er mit Len eins dieser typischen Jungen-Begrüßungsrituale vollführte. »Sie ist echt nett, okay? Hör auf, sie so zu nennen.«
    »Ach?« Amy setzte sich und ich kauerte mich noch tiefer in die Ecke. »Du hast doch selbst damit angefangen.«
    Hastig richtete ich mich auf, kletterte über die Trennwand und stellte mich auf die Bank in der Sitzecke hinter uns, als Len sich auch hinsetzte und Amy für ihn durchrutschte.
    »Das war, bevor ich sie besser kennengelernt hab«, verteidigte sich Josh. Seine Ohren wurden ganz rot. »Sie ist echt cool.«
    Amy schnaubte und zog meine Einkaufstüte mit dem kleinen Finger näher heran. »Na, waren wir shoppen?«, spottete sie. Wenn ich nur in der Lage gewesen wäre, irgendetwas zu greifen, dann hätte ich ihr einen Eiswürfel hinten ins Shirt gesteckt! »Wir haben euch im Einkaufszentrum gesehen.« Josh ließ den Blick durch den Raum wandern. Wahrscheinlich suchte er nach mir. Es wäre jetzt klug gewesen, mich auf die Toilette zu schleichen, dort wieder sichtbar zu werden und dann zurückzukommen. Doch ich blieb, wo ich war. »Die gehört Madison. Sie macht morgen Fotos und dafür brauchte sie eine neue Speicherkarte«, erklärte Josh und nahm Amy die Tüte weg. »Gib ihr doch 'ne Chance. Du wirst sie mögen.«
    »Na, das bezweifle ich«,

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