Totgekuesste leben laenger
davon.
Parker warf Josh einen besorgten Blick zu und stand ebenfalls auf »Tschüss, Josh«, rief Amy noch spöttisch.
Josh stieß die Luft aus und flüsterte: »Madison, tut mir leid. Bist du noch da? Solche Idioten. Hör einfach nicht auf sie. Das hab ich alles gesagt, bevor wir uns kannten. Ich bin ein totaler Trottel. Bitte komm zurück, es tut mir leid. Ich … ich mag deine Haare.« Niedergeschlagen kletterte ich über die Lehne und glitt zurück in den Sitz, der dort, wo Amy gesessen hatte, noch warm war. Kotz. Ich konzentrierte mich auf mein Amulett und wartete einen Augenblick, bis sich neue Linien bildeten. Violette Fäden, die vom Stein zu mir und dann in die Zukunft reichten und mich in einer frisch entstandenen Vergangenheit verankerten. Als ich sichtbar wurde, flog Joshs Blick zu mir, aber ich konnte ihn nicht ansehen. Mein Schutzengel schien sich wieder zu entspannen und nahm in der Lampe über uns Platz, wo sich ihr schwaches Glühen verlor. »Tja, schon gut, wenn man seinen Platz in der Hackordnung kennt, was?«, murmelte ich.
Josh rutschte verschämt auf seiner Bank hin und her. »Das sind echt Idioten«, sagte er und schob meinen Becher wieder zu mir herüber. »Tut mir wirklich leid. Ich hätte das alles nicht sagen dürfen. Aber da kannte ich dich ja noch gar nicht.«
Unfähig, ihm in die Augen zu sehen, fummelte ich an meinem Strohhalm herum. »Aber das sind deine Freunde.«
Er zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht. Amy hält sich für Wunder was. Und Len ist ein tyrannischer Schläger, von dem ich mich in der dritten Klasse nicht hab verhauen lassen. Jetzt haben wir so eine komische Art Pakt. Wir tun so, als wären wir Freunde, damit er nicht noch mal vergeblich versuchen muss, mich zusammenzuschlagen. Und Parker … na ja, ich glaube, er darf mit ihnen rumhängen, damit sie jemanden zum Schikanieren haben. Er will halt so sehr dazugehören, dass er alles mit sich machen lässt.«
Ich nahm einen Schluck aus meinem Becher und zitterte, als mir die eisige Limo die Kehle hinunterrann.
Wenn das die Leute waren, mit denen Josh sich abgab, war es kein Wunder, dass er mich lieber mochte. Langsam ging es mir wieder besser, besonders, als vom Parkplatz her ein ersticktes Kreischen hereindrang und ich sah, wie Amy mit der Hand vor dem Gesicht von Lens Auto zurückwankte. Sie schrie irgendwas über ihre Nase. Neben mir erschien eine kichernde Lichtkugel.
»Danke«, sagte ich schüchtern zu Josh. »Dass du zu mir gehalten hast, meine ich.«
Josh lächelte und mein Herz schlug einen Salto. »Vergiss es«, entgegnete er und stocherte in seinen Pommes herum.
Aber das würde ich nicht. Nie im Leben.
Als er seine Brille wieder aufsetzte, trafen sich unsere Augen. »Und du kannst dich unsichtbar machen.« »Jaaaawoll«, entgegnete ich gedehnt. Ein Gefühl der Zufriedenheit durchdrang mich. Ich lehnte mich zurück, verschränkte die Finger, streckte die Arme aus und ließ die Knöchel knacken. Es fiel schwer, wütend auf solche Trottel zu sein, wenn man sich unsichtbar machen konnte. »Kairos hat keine Chance. Wir müssen bloß einen ruhigen Ort finden und abwarten, bis die Schwarzflügel dich sehen und Kairos auftaucht. Dann zieh ich meine Unsichtbarkeits-Show ab und klau ihm sein Amulett«, lachte ich. »Und dann rennen wir ganz, ganz schnell weg und der doofe Kairos muss nach Hause gehen und sich ein neues Amulett machen.«
Josh lachte über meine Version unseres Plans. Ein gutes Gefühl. Dann steckte er sich die letzten Pommes in den Mund und sah auf seine Uhr, an der mehr Knöpfe waren als an einem Taschenrechner. »Also ziehen wir's jetzt durch?«
Ich warf einen Blick auf die Schatten draußen, die langsam länger wurden. »Klar. Aber nicht hier. Kennst du irgendeine stille Gasse oder so was?«
»Hmmm, wie wär's denn mit dem Rosewood Park?« Graces Summen wurde lauter und sie ließ sich aus der Lampe heruntersinken, um dann ein paar Zentimeter vor meinem Gesicht auf und ab zu schweben. »Madison, ich weiß, ich bin bloß ein Engel der ersten Sphäre und so, aber tu das nicht. Mach dich nicht wieder unsichtbar. Warte auf Barnabas. Bitte. Ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache.« Ich wedelte sie weg. »Ich hab keine Zeit, auf Barnabas zu warten. Außerdem, wenn du mich nicht sehen kannst, kann es Kairos auch nicht. Und was er nicht sehen kann, kann er sich auch nicht schnappen.«
»Und was ist mit anderen Geschöpfen, Madison?«, erwiderte sie besorgt. »Es gibt noch andere
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