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Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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entgegnete Amy trocken und nahm Parker den Eiskaffee ab, den er für sie geholt hatte. »Wo wohnt sie denn? In Hidden Lake? Ja, klar, als hätte es in diesem Mittelschicht-Getto jemals 'nen See gegeben.«
    Mit knirschenden Zähnen trennte ich eine Reihe Fäden durch, um unsichtbar zu bleiben.
    »Amy, du bist ein Snob«, sagte Josh mit schneidender Stimme. Ich sah zu Parker hinüber, von dem ich wusste, dass er in meiner Straße wohnte. Er presste die Lippen zusammen und starrte vor sich hin. Amy zog die Beine hoch, legte die Füße auf die Bank und nahm eine neckische Pose ein. »Ooo, da ist wohl einer verknallt in seine neue kleine Freundin. Mein Gott, die Kleine hat lila Haare! Was für ein Freak!« Josh hielt den Blick gesenkt und atmete langsam aus. Wenn ich nicht schon längst über den Jordan gewesen wäre, wäre ich an Ort und Stelle tot umgefallen. Meine Hand fuhr hoch zu meinem Haar. Ich schwor mir, gleich nächste Woche grüne Strähnen hineinzufärben. Neben mir wurde Grace langsam wütend, aus ihren Augen schossen schon beinahe Funken.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass du ohne das Ding besser aussiehst«, sagte Amy, nahm Josh die Brille ab und legte sie auf den Tisch. »Sie ist 'ne total durchgeknallte Schlampe«, fuhr sie fort, so beiläufig, dass es mich erschütterte. »Hast du selbst gesagt. Warum hängst du mit so 'nem Mof rum?«
    Das klang zwar harmlos, aber ich wusste, was das hieß: Mensch ohne Freunde. Na super.
    Gequält sah Josh auf »Das hab ich gesagt, bevor ich sie kannte, okay?«, rief er laut. »Und was geht dich das überhaupt an? Kommst wohl immer noch nicht drüber weg, dass ich dich abserviert hab?« Len lachte und schlug bei Parker ein. »Und dann auch noch direkt vor dem Abschlussball!«, rief er und stopfte sich drei Fritten auf einmal in den Mund. »Wenn ich in dem Moment 'ne Kamera gehabt hätte, wär ich jetzt Millionär!«
    Ich riss die Augen auf. Wow. Er hatte sie sitzen lassen und dann mich zum Ball eingeladen? Kein Wunder, dass sie mich nicht abkonnte.
    Amys Augen wurden schmal. »Ach, hör doch auf. Die ist so ein Freak, dass sogar die Goths nichts mit ihr zu tun haben wollen. Echt ein Fall für die Klapse!« Len beugte sich vor, die Arme flach auf den Tisch gelegt. »Amy hat recht«, stimmte er mit ernster Miene zu. »Da kriegst du doch 'ne Bessere ab. Immerhin bist du in der Oberstufe.«
    Ein Fall für die Klapse? Er könnte eine Bessere abkriegen? Meine Stimmung drehte sich um 180 Grad. Wütend knirschte ich mit den Zähnen, um nicht loszubrüllen. Ich hätte weggehen sollen. Einfach weggehen und gar nicht erst zuhören.
    Neben mir summten leise Graces Flügel. »Es war mal ein Mädchen, sehr keck, das verzapfte nichts weiter als Dreck. So eklig und faul quoll's aus ihrem Maul, da klatschte ich sie an die Wand.«
    Frustriert ließ ich mich auf die Bank in der nächsten Sitzecke sinken - immer noch dabei, Fäden zu zerreißen, immer noch unsichtbar. »Das reimt sich aber doch gar nicht«, flüsterte ich und wischte mir die Augen. Verdammt, ich würde doch jetzt nicht anfangen zu heulen wegen etwas, das Amy gesagt hatte.
    »Mag ja sein«, gab Grace scharf zurück, »aber genau das passiert hier gleich.«
    »Schieß sie ab, Alter«, sagte Len. »Mach's lieber schnell, sonst klebt sie dir nachher das ganze Schuljahr am Hintern.«
    »Seid ihr schon mal auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht gar nichts dagegen hätte?«, erwiderte Josh wütend. »Sie ist tausendmal lustiger als ihr. Ihr habt doch so viel Schiss davor, was andere von euch denken, dass ihr noch nicht mal Klamotten kaufen könnt, ohne vorher fünf Leute anzurufen. Und das da ist ihre Limo, ihr Penner.«
    »Ich glaub's einfach nicht, dass du sie hierhin mitgebracht hast!«, zeterte Amy »Das ist doch unser Laden!«
    Ich fühlte mich schon etwas besser und setzte mich wieder aufrechter hin, als ich Josh sagen hörte: »Ihr geht wohl besser, wenn ihr's nicht drauf anlegt, ihr zu begegnen. Dann müsstet ihr nachher noch nett sein – und wer weiß, Amy, wenn du einmal lächelst, vielleicht zerbröckelt dann ja dein ach-so-wunderschönes Gesicht.«
    Leise stand ich auf und spähte über die Lehne der Sitzbank. Josh war rot vor Wut. Len wirkte verunsichert und Parker stocherte sichtlich unbehaglich mit dem Löffel in seinem Eiskaffee. Mit einer raschen Bewegung stieß Amy Len ihre Füße in die Seite, damit er aufstand und sie rausließ.
    »Bis Später, Alter«, verabschiedete sich Len und stolzierte mit Amy

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