Totgelebt (German Edition)
grinste sie an. „Hallo, da bist du ja. Schwerer, langer Tag, was?“ Sie stieg aus dem Bett und kam zu Paula herüber, küsste sie auf den Mund. „Ich habe dich vermisst, in unserem großen Bett“, flüsterte sie Paula ins Ohr.
Paula zog sie näher an sich, hielt sie fest. „Ich habe dich auch vermisst, Süße. Ich bin noch ein bisschen rumgefahren. D iese ganze Sache geht mir nicht aus dem Kopf. Ich bin dann kurzerhand einfach noch bei Svea vorbeigefahren.“ Keine Reaktion von Anne. Also hast du dir da etwas ausgemalt, sie haben nicht über dich gesprochen, nicht über die Beziehung, über rein gar nichts, sagte sie sich. „Ich habe Fynn ins Bett gebracht, i hm noch ein bisschen vorgelesen . Das ist so nett, Anne, Kinder sind unglaublich.“
Anne entzog sich aus Paul as Armen. „Nicht jetzt, Paula, okay? Ja, Kinder sind unglaublich, solange, ich sie wieder abgegeben kann. Du hättest anrufen können. Ich habe gedacht, du würdest noch arbeiten.“ Sie stieg wieder unter ihre Bettdecke und nahm ihr Buch zur Hand.
Paula setzte sich neben Anne auf den Bettrand. „Tut mir leid, ich habe nicht darüber nachgedacht, ich habe das ganz spontan entschieden , ich habe auch Svea vorher nicht angerufen. Ist auch egal. Jetzt bin ich hier. Wie war dein Tag? Viel zu tun? Gewonnen oder verloren?“
Anne sah von ihrem Buch auf. „Verloren. Aber das war abzusehen. Sonst nichts Besonderes. Wie immer.“
Paula stand auf, zog sich aus, ging ins Bad. Zehn Minuten später schlüpfte sie zu Anne unter die Bettdecke. Sie legte ihren Kopf an Annes Rücken und entspannte sich. Sie bemerkte wie die Anspannung abfiel, nicht so vollkommen wie an Fynns Bett, aber sie wurde deutlich ruhiger. Sie horchte auf Annes ruhigen, gleichmäßigen Atem. Unmittelbar schlief sie ein.
25. Kapitel
Am nächsten Morgen saß Paula um acht Uhr an ihrem Schreibtisch. Sie wusste nicht, wann Erik Jansen bei ihr vorbei kommen wollte, vielleicht vor der Schule. Dann musste sie da sein. Vielleicht ging er auch gar nicht mehr zur Schule. Sie wusste eigentlich nichts über den Jungen, gar nichts. Was wollte er wohl, wusste er etwas über Lottes angeblichen Freund? Sie hatte sich einige Tageszeitungen am Kiosk geholt und saß nun, vertieft in die Zeitungen, mit einer Tasse frischem Kaffee wartend in ihrem Büro.
Eine Stunde später tauchte Max auf. Er sah aus, als habe er gar nicht geschlafen: kleine, rote, verquollene Augen, verknitterte Kleidung und eine wilde Frisur. Und er hatte ausnehmend schlechte Laune. „Morgen“, sagte er nur und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Schon irgendwas Neues?“
Paula schüttelte den Kopf. „Nein, noch nichts. Ich erwarte Lottes Bruder. Bisher ist er noch nicht aufgetaucht. Wenn er nicht kommt, fahre ich bei ihm vorbei. Ich muss unbedingt mit ihm sprechen. Alles in Ordnung ? Schlecht geschlafen?“ Sie sah in fragend an und wartete auf eine Antwort.
„Frag nicht. Frauen halt. Ich verstehe sie nicht und ich will sie auch nicht verstehen.“ Mehr sagte er nicht und Paula ließ ihm Zeit, sie hakte nicht nach.
In diesem Moment klopfte es an der Tür. Johanna steckte den Kopf hinein, grinste. „Hier ist Besuch für euch, Erik Jansen. Er sagt, ihr erwartet ihn?“ Paula wedelte mit dem Arm. „Ja, unb edingt, er soll herein kommen.“
Der Junge trat hinter Johanna in den Raum hinein und blieb unschlüssig an der Türe stehen. Es war ihm anzumerken, dass er sich unwohl fühlte. Am liebsten hätte er sich wieder umgedreht und wäre hinaus gerannt. Was mache ich hier, fragte er sich. Sein Gesichtsausdruck blieb starr, ließ keine Gefühlsregung erkennen. „Morgen“, sagte er in den Raum hinein, schaute aber niemanden dabei an.
Paula ging ihm ein paar Schritte entgegen, bemerkte aber seine abwehren de Haltung und blieb stehen. Sie schob ihm einen Stuhl entgegen. „Schön, dass du gekommen bist. Möchtest du dich setzen?“ Er trat einen Schritt an den Stuhl heran und nickte.
Umständlich nahm er Platz. Die Selbstsicherheit, die er noch in seiner eigenen Wohnung zur Schau gestellt hatte, war vollkommen von ihm abgefallen.
„Möchtest du etwas trinken? Kaffee oder ein Wasser?“ Max war ebenfalls aufgestanden.
„Wasser.“, sagte Erik leise. Max reichte es ihm.
„Du bist freiwillig hier, weil du eine Aussage machen möchtest. Dürfen wir das Gespräch trotzdem aufzeichnen?“, fragte Paula ihn. Erik nickte und Paula schaltete das Aufnahmegerät ein. Dann nahmen alle wieder Platz.
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