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Totgelebt (German Edition)

Totgelebt (German Edition)

Titel: Totgelebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hagemann
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Paula Platz, hielt aber deutlich Abstand und sagte kein Wort mehr. Als Paula im Dunkeln nach Annes Hand greifen wollte, verlagerte Anne ihr Gewicht zur anderen Stuhlseite und entzog sich somit Paulas Berührung. Paula zog ihre Hand zurück. Der Film begann.
     
    Als der Film zu Ende war, blieb Paula noch einen Moment sitzen. Langsam setzte hektische Betriebsamkeit und allgemeines Gemurmel ein. Der Raum wurde hell und die Leute um Anne und Paula herum erhoben sich gemächlich. Viele diskutieren noch einzelne Filmszenen. Sie selbst hatte vom Film gar nicht viel mitbekommen. Sie hatte über Johanna nachgedacht und über Anne. Und über sich selber und ihr eigenes, merkwürdiges Verhalten. Sie hatte natürlich geahnt, dass Johanna lesbisch war. Und Johanna hatte es bei ihr auch vermutet. Und dass irgendeine besondere Stimmung zwischen ihnen beiden herr schte, konnte sie auch nicht leugnen. Sogar Max war dies schon aufgefallen. Was genau fühlte sie eigentlich? War sie empfänglich für eine andere Frau? Nur für einen Flirt oder sogar empfänglich für mehr? Anne ist die E ine für mich, oder? Warum war es ihr so unangenehm gewesen, Johanna genau mit Anne zu treffen? Und warum wollte sie unter keinen Umständen mit Johanna und Ann e gemeinsam etwas trinken gehen? Und auch noch mit Johannas Freundin a l s vierte Person. Sie hatte während des ganzen Film s darüber nachgedacht. Der Film war an ihr vorbei gerauscht. Hin und wieder hatte sie zu Anne hinübergeschaut, die beharrlich ihrer Hand und jeglicher Nähe auswich.
    Jetzt erhob sich auch Anne und schaute endlich zu ihr hinüber . „Wollen wir los?“, fragte sie in Paulas Richtung.
    Paula nickte nur und erhob sich schwerfällig aus dem Sessel. Sie hatte Schmerzen in den Knien. Blöde Sitze, dachte sie. Anne ging zwei Meter vor Paula und ließ ihr keine Chance aufzuholen oder neben ihr zu gehen. Sofort beschleunigte sie ihr Schritttempo. Also trottete Paula hinter Anne her, mit schlechtem Gewissen. Sie wusste, dass sie sich seltsam verhielt und dass sie Anne eine Erklärung schuldig war. Die sie ihr aber nicht liefern konnte. Was sollte sie auch sagen? Die Frau macht mich irgendwie nervös? Und aus genau diesem Grund möchte ich nicht mehr Zeit mir ihr verbringen als eben notwendig. Ich möchte erst mal meine Gefühle sortieren. Sie schaltete stattdessen ihr Handy an. Ein Anruf in Abwesenheit. Der Anrufer hatte auf die Mailbox gesprochen. Hoffentlich kein neuer Selbstmord, dachte Paula . Das hätte jetzt noch gefehlt. Sie blieb stehen, presste das Telefon ans Ohr und versuchte die Nachricht zu verstehen.
    Rauschen. Stille. Paula schwankte, verlor ihr Gleichgewicht. Sie schluckte, sie konnte nichts mehr hören, nahm ihre Umwelt nur noch schemenhaft wahr, wie durch einen Schleier. Mechanisch ließ sie das Handy sinken. Verlor erneut ihr Gleichgewicht. Sie atmete heftig ein, und aus, versuchte ruhiger zu atmen, doch je mehr sie ihre Atmung zu kontrollieren versuchte, desto weniger Luft bekam sie. Paula riss sich die oberen Knöpfe ihrer Bluse auf, die hatte das Gefühl zu ersticken. Sie röchelte, hustete, bekam keine Luft mehr. Panik. Plötzlich beugte sie sich nach vorne, sie hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen.
    Anne dreht sich um, rief offenbar nach ihr, rief etwas in ihre Richtung. Sie konnte Anne kaum erkennen, konnte ihr Gesicht nicht sehen. Und sie konnte einfach nicht verstehen, was Anne rief. Sie fühlte sich wie in einem Vakuum. Paula versuchte ein Wort zu formen, doch kein einziges Wort kam ihr über die Lippen. Stumm. Stille. Nein, brachte sie endlich heraus, nein.
     
    Anne drehte sich um, starrte zunächs t Paula an. Was ist mit ihr los? Was hat sie jetzt schon wieder ? Irgendetwas stimmte nicht. „Paula, was ist mit Dir ?“, erst ruhig, dann lauter, schneller, hektischer, drängender. Keine Antwort. Nicht mal eine Reaktion. Anne rannte zu Paula hinüber. Irgendetwas war passiert. „Paula, sprich doch, Paula, was ist los?“, Anne fasste Paula sanft am Arm, sah Paulas leeren, starren Blick, der Anne gar nicht wahrnahm. Der nichts wahrnahm, wie tot, leer. Anne schauderte. Anne nahm Paula nun fester in den Arm, schüttele sie leicht, dann heftiger. Sie wollte sie wachrütteln, irgendeine Reaktion bekommen, wissen, was passiert war. Was war so schrecklich, dass Paula innerhalb von Sekunden nicht mehr ansprechbar war? Paula sackte in die Knie, schien völlig orientierungslos zu sein. Anne hatte Angst, dass Paula ohnmächtig wurde und das

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