Totgelebt (German Edition)
Betthälfte. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre aus dem Bett gefallen. „Paula, ich bin es Max. Sag mir bitte, wenn du mich nicht hier haben möchtest, dann gehe ich sofort wieder. Ich möchte nur kurz mit dir sprechen. Paula, hörst du mich?“ Keine Reaktion. Unsicher ging Max um das Bett herum, so, dass er Paula von vorne sehen konnte und sie ihn auch in ihrem Blickfeld hatte. Sie sah sehr bleich aus. Ihre Haare lagen ungekämmt am Kopf, ihre Augen wirkten glasig, trüb. Sie zeigte keinerlei Reaktion, nichts ließ d a rauf schließen, dass sie Max wahrnahm oder erkannte . Rein gar nichts. Unschlüssig blieb er zunächst vor Paula stehen, hockte sich dann in Augenhöhe vor sie und sah ihr direkt ins Gesicht. „Paula, hörst du mich? Paula. Mensch, sag doch was. Es tut mir so leid, es ist ganz schrecklich, ich weiß, aber wir machen uns jetzt alle Sorgen um dich. Wie geht es dir? Paula?“ Er traute sich nicht, Paula zu berühren. Er war kein enger Freund von Paula, er war ihr Arbeitskollege, sie waren zwar inzwischen recht vertraut, aber er wusste, dass man Paula sehr schnell zu nahe treten und Grenzen überschreiten konnte. Er wollte sich da her nicht auf ihre Bettkan te setzen. Also zog er sich einen Stuhl heran und setze sich Paula gegenüber. „ W enn du nicht reden möchtest, tue ich es halt. Noch mal, es tut mir unglaublich leid, was mit deinem Neffen passiert ist. Ich weiß, wie sehr du an ihm gehangen hast und wie wichtig er für dich und dein Leben war. Das ist ganz sicher ein unersetzbarer Verlust für dich. Nichts und niemand wird Fynn jemals in deinem Leben ersetzen können. Aber, ich weiß ganz sicher, du kommst darüber hinweg, Paula, du schaffst das, du lebst weiter mit Fynn in deinem Herzen. Fynn wird immer Teil deines Lebens bleiben und du wirst ihn dein Leben lang vermissen. Aber du wirst es schaffen, ein Leben ohne ihn zu leben. Wir beide haben so viele Familien begleitet, die einen Verlust erlitten haben, wir wissen, wovon wir sprechen. Du schaffst das, das weiß ich. Und das klappt am besten, indem du es raus lässt, Mensch, sprich darüber, was du fühlst, weine, schrei, schlag gegen die Wand, aber tu was, Paula. So wird das nichts. Das bist doch nicht du, Paula.“ Paula blinzelte. Max war sich nicht sicher, ob er sich irrte, oder ob das wirklich eine Reaktion auf seine Worte waren. „Du wirst gebraucht, an verschiedenen Stellen, Anne braucht dich, deine Schwester braucht dich, deine Mutter braucht dich und, ehrlich gesagt, ich brauche dich auch, Paula. Es gibt nämlich Neuigkeiten: Wir sind so nah dran, Paula.“ Er streckte seinen Arm aus und demonstrierte Paula wie nah sie an der Lösung des Falles waren, er zeigte ihr einen Zweizentimeterabstand zwischen Daumen und Zeigefinder. „So nah. Stell dir vor, er ist gestern Abend im Forum aufgetaucht. Zumindest glauben wir, dass er es ist. Also, das willst du dir doch nicht entgehen lassen, das bringen wir jetzt gemeinsam zu Ende. Ich fahre jetzt ins Präsidium, lasse mich auf den neusten Stand bringen, dann muss ich zu Freyberg, bringe ihn auf den neuesten Stand und dann hoffe ich, dass wir die Akte in den nächsten Tagen schließen können , gemeinsam, du und ich . Ich sag dir Paula, ich kann den Kerl quasi schon riechen. Und das ist zu einem Großteil dir zu verdanken. Also, komm wieder auf die Beine, ich brauch dich und dann geht es los.“ Er schaute Paula an und sah, dass sie seinen Blick erwiderte. Er bemerkte, dass sie ihn an sah , wirklich wahrnahm. Sie wusste, dass Max hier an ihrem Bett saß. Sie hatte verstanden, was er ihr erzählt hatte, sie hatte ihm zugehört. „Okay, Paula?“, fragte er sie leise. Und Paula nickte , fast unmerklich .
3 7 . Kapitel
„Endlich.“, Hankel sah demonstrativ auf seine Uhr. „Max ist auch schon da ! Wir haben dich seit ungefähr einer Stunde erwartet. Und die Nachtschicht hatte dich, glaube ich, schon seit sieben Stunden erwartet.“ Hankel grinste.
Max blieb ernst. „Ich war bei Paula. Ihr geht es nicht gut. Es steht noch nicht fest, wann sie wieder kommt, ich hoffe, aber dass sie in den nächsten Tagen wieder arbeiten kann.“ Er wartete einige Sekunden auf eine Reaktion. Er wusste nicht, wem Anne im Präsidium Bescheid gesagt hatte und vor allem was sie gesagt hatte.
Hankel nickte, „Ja, Johanna hat uns Bescheid gegeben, schreckliche Geschichte. Tut mir wirklich leid für Paula. Sie hat wohl sehr an dem Kind gehangen ? Wie geht es ihr?“
Max machte nur eine
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