Totgelesen (German Edition)
müssten ihren Verehrer doch kennen? Passt die Beschreibung zu Nußbaumer?« Monika konnte sich absolut nicht vorstellen, einen Liebhaber geheim halten zu können.
»Mit zwei ihrer Freundinnen habe ich telefoniert. Die beiden haben schon lange nichts mehr von ihr gehört. Anscheinend lebte sie extrem zurückgezogen, hat sich nur selten mit jemandem getroffen. Da sie noch bei den Eltern wohnte, gibt’s auch keine Mitbewohner und die Eltern haben den Mann nie gesehen.
Monika verschränkte ihre Finger ineinander und ließ die beiden Daumen miteinander kämpfen. Während sie nachdachte, meldete sich Hofer zu Wort.
»Nimm dir noch mal das Alibi von diesem Nußbaumer vor. Vielleicht hat die Dame gelogen. Möglicherweise waren die beiden gar nicht zusammen in der Tatnacht.« Er machte eine Pause und sah zu Monika, die ihr Fingergerangel sofort beendete und Hofers Gedanken aufgriff.
»Außerdem solltest du mit allen in Frau Schindlers und Herrn Nußbaumers Umfeld reden. Wenn die Zwei was miteinander hatten, muss sie wer gesehen haben.«
Specht nickte als Zeichen seiner Zustimmung, bis Hofer das Thema wechselte.
»Ihr habt recht, wenn ihr meint, wir sollten in alle Richtungen ermitteln. Ich bin froh, dass du das machst. Dennoch werde ich bei Beiel dranbleiben. Für mich bleibt er der Hauptverdächtige. Es fehlt uns nur der Beweis, um ihn zu überführen.« Er drückte seinen Bleistift so fest auf den Aktendeckel, dass die Spitze abbrach.
»Vielleicht habt ihr recht, eine Wagendurchsuchung bekomme ich nie genehmigt, dafür sind die Beweise noch zu dünn. Aber ich werde schon noch was finden, das garantiere ich euch.« Hofer drehte die abgebrochene Mine zwischen seinen Fingern, um sie nach Beendigung seiner Rede ins Nichts zu schnipsen.
»Sonst sind wir fertig, oder? Ich habe morgen viel Arbeit vor mir und keine Lust, meinen Schlaf für deine Intuitionen zu vergeuden.« Spechts Tonfall war streitsüchtiger, als Monika es von ihrem Kollegen gewohnt war. Auch das »Gute Nacht«, das er ihnen hinwarf, als er den Raum verließ, war nicht so herzlich wie sonst.
Monika blieb sitzen - erstaunt darüber, dass sich anscheinend interne Streitigkeiten anbahnten. Was kein Wunder war, so wie sich ihre beiden Kollegen in ihre jeweiligen Verdächtigen verbohrten.
Während sie so da saß und sich ihren Überlegungen hingab, bemerkte sie, dass Hofer seine Hand auf ihre legte.
»Ich verstehe, dass ihr mich für verrückt haltet, aber ich weiß einfach, dass er es war. So wie er mich angesehen hat, als ich ihn darauf angesprochen habe … du musst das doch auch bemerkt haben!«
Sein Enthusiasmus gefiel ihr, auch wenn sie gar nichts bemerkt hatte. Zugegeben, Beiel war nervös geworden, als Hofer ihn nach seinem Alibi gefragt hatte, aber ihn deshalb als Mörder abzustempeln, ging Monika zu weit.
Auf einmal wurde ihr bewusst, dass Hofers Hand noch immer auf der ihren lag. Ruckartig zog sie ihren Arm an sich. Peinlich berührt stand Hofer auf und ging zur Tür.
»Deine Meinung ist mir wichtig, ich denke, das solltest du wissen.« Mit diesen Worten ließ er Monika allein in seinem Büro sitzen.
Sie war verwirrt. Etwas lag im Raum, etwas, das absolut nicht hierher gehörte. Etwas zwischen ihnen. Sie hatte es gespürt. Auch er musste es bemerkt haben. Eine Anspannung? Eine Elektrizität oder war es nur die Müdigkeit und der Schlafmangel der letzten Tage? Sie strich gedankenverloren über die Hand, die soeben noch von seiner bedeckt gewesen war.
Sie schüttelte ihre Hand, als ob sie den Gedanken an seine Berührung auf diese Art loswerden könnte.
Als sie aufstehen wollte, klopfte es zaghaft an der Tür. Sandra, eine Frau aus der Telefonzentrale, steckte ihren Kopf schüchtern durch den Türspalt.
»Entschuldigen Sie die Störung, aber ich habe gerade einen Anruf von einer Frau ...« Sandra sah auf den Zettel, den sie in der Hand hielt. »… Hittaler, ja, Frau Hittaler bekommen. Sie behauptet, ein Auto mit Grazer Kennzeichen gesehen zu haben, das zur fraglichen Zeit vom Skilift weggefahren ist.«
Sonntag, 28. Februar
»Sie ist da.«
»Danke, ich komm gleich.« Hofer stützte seine Hände auf den Tisch und vergrub seinen Kopf
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