Totgelesen (German Edition)
handelte sich um einen Ausdruck aus dem Zulassungsprogramm.
Andreas Beiel
Mercedes Benz CLK
Silbergrau metallic
GU BEI1
***
Die letzte Nacht war ganz und gar nicht nach Spechts Geschmack verlaufen. Nachdem er die Besprechung verlassen hatte, war er nach Hause gefahren. Dort wartete bereits sein Freund Sascha, der nach dem Rauswurf schmollte, weil er ihm nicht nachgelaufen war. Immer das gleiche Gejammer. Auf Entschuldigungen und leere Versprechen verspürte er gestern jedoch keine Lust. Also war er gegangen. Er zog einfach die Tür hinter sich zu und verschwand. Damit hatte Sascha nicht gerechnet. Auf dessen Handyanrufe reagierte er nicht. Schon gar nicht, als er - in einer Toilette im Stadtpark - seine Bedürfnisse an einem anderen »einsamen Vogel« befriedigte. Das Vibrieren in seiner Gesäßtasche erregte ihn nur zusätzlich.
Doch danach war er alles andere als befriedigt. Er fuhr auf einen Parkplatz, der als bekannter Treffpunkt für Männer wie ihn galt, nur um dort über eine Stunde tatenlos in seinem Wagen zu sitzen. Ein paarmal klopfte es an seine Scheibe, doch niemand erregte ihn genug, um die Tür zu öffnen. Also war er nach Hause gefahren, hatte eine Schlaftablette geschluckt und die restliche Nacht traumlos verbracht.
Dröhnende Kopfschmerzen zwangen ihn gegen sieben Uhr aufzustehen, um sich eine Aspirin zu holen. Dann legte er sich aufs Sofa, und versuchte über die beiden Mordfälle nachzudenken. Die Gewissheit, Alfred Nußbaumer habe beide Morde verübt, ließ ihn nicht los.
Langsam begann die Brausetablette zu wirken. Er stand auf, ließ sich unter der Dusche heißes Wasser über den Kopf laufen und machte sich auf den Weg nach Leoben, um weiter nach jemandem zu suchen, der Schindlers mysteriösen Ex gesehen hatte.
Gegen Mittag war er mit Schindlers wenigen Freunden durch, die nichts Neues zu berichten wussten. Seine Kopfschmerzen meldeten sich inzwischen mit Nachdruck zurück und so beschloss er, seinem Büro einen kurzen Besuch abzustatten und sich dann eine Auszeit zu gönnen. Schließlich war heute Sonntag und der Mensch nicht nur zum Arbeiten geboren.
Es kam anders.
»Gut, dass du da bist, da kannst du schnell die Autopsieberichte durchschauen. Eigentlich sollte Monika sie durchlesen, aber sie hat sich heute Nachmittag freigenommen.«
Mit diesen Worten drückte Hofer ihm die beiden Dossiers in die Hand und verschwand in seinem Büro.
Spechts Wut entlud sich, indem er die Akten auf seinen Schreibtisch knallte.
***
»Tante Moni ist da … Tante Moni, Tante Moni …«
Das Geschrei der beiden drückte ihre ganze kindliche Freude in zwei Wörter: Tante Moni. Wie schnell die Welt sich in eine andere Richtung drehte, wie schnell sie vergessen konnte. Jetzt war sie Tante Moni, nicht mehr Frau Inspektor Mühlbacher. Kein Mörder wagte es, sie zu stören. Kein Täter konnte sie verfolgen. Tante Moni war immun. Tante Moni hatte nur ein Problem, sie wurde viel zu schnell wieder Kommissarin Mühlbacher.
»Du hast es also geschafft, frei zu bekommen?« Ihre »große« Schwester Sabine winkte Monika aus der Küche zu. Groß war sie wirklich mit ihren fast einsfünfundachtzig. Aber für Monika bezog sich das auf ihr Alter, da sie sechs Jahre älter war als sie. Und darauf, dass sie schon, als Monika noch ein Baby war, die Mutterrolle übernommen und für sie gesorgt hatte - mehr als ihre wirkliche Mutter. Auch heute noch fühlte sich Monika in ihrer Nähe immer in ihre Kindheit zurückversetzt.
Sabine stand am Herd und kümmerte sich um das Essen, nur dass sie nun für ihre eigene Familie kochte und nicht mehr für ihre kleine Schwester.
Dennoch fühlte sich Monika bei der Familie ihrer Schwester zu Hause. Ein Gefühl, das sie sonst nirgends hatte. Ein Gefühl, das ihr ihre Mutter niemals hatte geben können - und sicher auch nicht geben wollte.
»Ich komme mit meinen Ermittlungen nicht weiter, also dachte ich mir, eine kleine Verschnaufpause bei meiner Lieblingsschwester tut mir sicher gut.«
Sabine lachte. »Tu nicht so! Wegen mir kommst du bestimmt nicht. Du bist doch nur hier, damit du mal was Ordentliches zu essen bekommst.« Das war typisch für Monikas Schwester - für sie war die Welt in Ordnung, wenn das Mittagessen schmeckte. Sie war der Inbegriff einer Hausfrau. In der einen Hand einen Kochlöffel, in der anderen ein Kind. Deshalb passte sie auch so perfekt in ihre Küche. Eine Küche, die warm und freundlich eingerichtet war. Überall standen Blumen und Kräuter.
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