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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
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rannte aufs Klo.

    Eine halbe Stunde später bog er - noch immer schweißnass - in seine Einfahrt ein. Sascha stand vor seiner Eingangstür, einen Brief in der Hand. Seine Augen weiteten sich entsetzt. Specht überlegte umzudrehen; wegzufahren - erst wiederzukommen, wenn er sicher sein konnte, niemanden mehr anzutreffen.
    »Was tust du hier um diese Zeit? Ich dachte du arbeitest.« Sascha erholte sich von seinem Schreck schneller als Specht. Den Brief ließ er in seiner Manteltasche verschwinden.
    »Ich habe keine Lust auf Diskussionen. Was willst du? Hast du gehofft, dich ohne Konfrontation, nur mit ein paar dahin gekritzelten Zeilen aus der Affäre ziehen zu können?« Specht ging an ihm vorbei zur Tür. »Es ist einfacher, mit mir zu reden, als mir zu schreiben. Mir ist es nämlich sowieso egal, was du tust. Wenn du glaubst, ich sei eifersüchtig, hast du dich gewaltig getäuscht. Ich wollte nie mehr als Sex von dir, wenn du keine Lust mehr darauf hast, ist es für mich okay. Es ist dein Leben.« Specht trat ins Haus und schlug Sascha die Tür vor der Nase zu.
    »Genau darum geht es. Du kommst zu mir, lässt dich befriedigen und gehst dann wieder. Wovor hast du Angst? Fürchtest du dich davor zu lieben? Hast du Angst, ich könnte dir so wichtig werden, wie du mir warst?« Er hämmerte mit seinen Fäusten gegen die Tür. »Ich habe alles versucht, bis ich endgültig einen Schlussstrich ziehen musste. Zu diesem Ende gehört auch eine Verabschiedung von dir - damit mich mein Gewissen nicht mehr quälen kann.«

    ***

    »Du wirst nicht glauben, was ich eben erfahren habe.« Nach der Unterredung mit Mike stürzte Monika in Hofers Büro. Atemlos berichtete sie ihm von der Homepage-Firma und der Tatsache, dass B1 das Synonym von Beiel selbst war.
    Hofer sprang aus seinem Stuhl hoch.
    »Warum erfahre ich das erst jetzt?«
    »Ich habe es doch selbst gerade erst erfahren. Außerdem solltest du bedenken, dass damit noch lange nichts bewiesen ist.«
    Hofer schlug mit der Faust auf den Tisch. »Und ob das was beweist! Beiel ist B1. Hat der denn nicht geschrieben, dass er es war?«
    »Ja, aber keiner kann beweisen, dass es wirklich Beiel war, der diese Nachricht geschrieben hat.« Monika ließ sich in Hofers Besucherstuhl fallen, um erstmal wieder zu Atem zu kommen. Die Büros der Mordkommission befanden sich im fünften Stockwerk des Gebäudes, das von Mike war im ersten. Damit sie keine Zeit damit vergeudete, auf den Lift zu warten, hatte Monika die Treppe benutzt - was sie spätestens im dritten Stock bereute.
    »Das versteh ich nicht, hat er es jetzt geschrieben oder nicht?« Hofer tigerte in seinem Büro auf und ab, während Monikas Puls ruhiger wurde.
    »Laut Mike könnte jeder in seinem Namen eingestiegen sein. Dazu brauchte man nur ältere Foren durchsehen. Beiel kommunizierte immer unter dem Synonym. Es war offensichtlich, um wen es sich bei B1 handelt. Man brauchte also nur noch in ein gut besuchtes Internetcafé gehen - wie es unser Täter getan hat - sich als B1 einloggen und die Eintragung abschicken. Mike hat sogar die Frechheit besessen und hat in dem betreffenden Café Erkundigungen eingezogen, aber dort konnte sich keiner an Beiel oder sonst jemanden erinnern.«
    »Trotzdem war er es. Ich weiß es einfach. Alles deutet auf ihn hin.« Hofer stellte sich direkt vor Monika und sah ihr lange und intensiv in die Augen, als ob er sein Wissen auf diese Art an sie weitergeben könnte.
    Monika wendete als Erste ihren Blick ab.
    »Übertreib mal nicht. Ich finde sogar, dass das eher für Beiel als gegen ihn spricht. Du weißt doch selbst, wie wenig er an die Öffentlichkeit geht. Warum sollte er sich in ein Internetcafé in der Grazer Fußgängerzone setzen, wenn er doch zu Hause den halben Tag an seinem Laptop sitzt?«
    »Wieder ein Beweis mehr, wie schlau er ist.«

    ***

    »Was machst du denn so beruflich?«
    »Bin Literaturagent«
    »Wow, da hast du sicher eine Menge Knete.
    Strimitzer schaltete seinen Computer aus, ohne das Programm vorher zu beenden. »Scheiß Weiber. Immer wollen sie nur Geld, Geld, Geld. Da denkt , man chattet mit einer netten Frau - schon wird man eines Besseren belehrt. Geld. Das ist alles, woran sie denken können.«
    Er nahm seine Brieftasche vom Tisch und schleuderte sie gegen den Bildschirm.
    »Da hast du dein Geld.« Die Brieftasche prallte vom Computer ab und landete vor Strimitzers Füßen. Dort lag sie, wie eine stumme Anklage. Sie war ein Geschenk seiner Frau. Falsch, Exfrau -

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