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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
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aufwachsen. Darum habe ich Birgit verlassen und bin zu meiner Familie zurückgekehrt.«
    Nach einer kurzen Pause, in der die beiden Männer mit ihren Gedanken beschäftigt waren, blieb er stehen und blickte Specht direkt in die Augen.
    »Bitte beantworten Sie mir eine Frage: «
    Specht schummelte ein wenig bei der Antwort, die ganze Wahrheit half keinem mehr. Dem Einzigen, dem gerade geholfen wurde, war Nußbaumer. Denn durch den Mann an Spechts Seite war sein Tatverdächtiger aus dem Schneider. Mit dessen Aussage war die Arbeit der letzten Wochen sinnlos. Specht würde zugeben müssen, wie falsch er gelegen hatte. Ein kleiner Hoffungsschimmer keimte in ihm, genauso wie die ersten Blumen im Gras. Vielleicht war dieser Mann von Nußbaumer bezahlt, um ihn zu entlasten? Deshalb stellte er ihm Fragen über die Schindler, deren Antworten außer dem mysteriösen Freund keiner wissen konnte. Schon nach kurzer Zeit wurde Specht klar, dass es sich hier tatsächlich um deren rätselhaften Freund handelte. Er wusste Details aus dem Leben der Frau zu berichten, die Specht nicht einmal von deren Eltern und Freunden gehört hatte.
    Den Rückweg verbrachte Specht dann damit zu erfahren, dass der Mann die Semesterferien letzte Woche mit seiner Frau und den Kindern in Slowenien verbracht hatte, weshalb er erst jetzt von Schindlers Tod gehört hatte.
    Reichlich deprimiert verabschiedete sich Specht, als sein Handy läutete.
    ***
    »Hallo, ist Charly da?«
    Guiseppe Brunelli, in seinen Kreisen als Big Peppi bekannt, kam in die Wäscherei. Seine dunklen, langen Locken, die voller Pomade glänzten, hüpften bei jedem seiner Schritte. Wohlwollend lächelnd wurde der kleine Italiener von der Frau hinter dem Tresen begrüßt. Auch Big Peppi mochte die polnische Matrone, da sie ihn mit ihren einsfünfzig und den geschätzten 100 Kilo an seine Mama erinnerte.
    Big Peppis Eltern verließen 1980 ihre Heimat auf Sizilien und emigrierten nach Graz, wo seine Mama - eine typisch italienische Schönheit - innerhalb weniger Jahre fünf Kinder bekam. Jedes dieser Kinder legte sich bei ihr mit einigen Kilos an, sodass Big Peppis Mama zu einer gewichtigen Persönlichkeit wurde. Parallel zu ihren Kilos stieg auch der Einfluss ihres Mannes. In den 1990er Jahren war Tomaso Brunelli einer der wichtigsten Hintermänner der Cosa Nostra in Graz. In diesem Umfeld wuchsen Guiseppe und seine zwei Brüder Tomaso Junior und Carlos, zusammen mit den beiden Schwestern; auf. Bis das Jahr 1999 zu einem schwarzen Jahr für die Familie wurde. Tomaso Junior fiel einer Banden-Fehde zum Opfer und zwei Monate später starb Peppis Mama, die den Verlust des Erstgeborenen nicht verkraftete. Als auch noch der Racheplan seines Vaters verraten und er von der Konkurrenz beseitigt wurde, waren Big Peppi und seine beiden älteren Schwestern für den kleinen Carlos alleine verantwortlich. Damals wurde aus dem dreizehnjährigen Guiseppe Big Peppi - ein Junge, der all seine Fantasie in seine Rachegelüste investierte. Doch da die Cosa Nostra in Graz nicht so verankert war wie in manch anderen Städten Europas, schaffte es die Polizei, schneller als Peppi zu sein. Sie nahmen einen Teil der Attentäter fest, während sich der Rest der verfeindeten Familie nach Deutschland verabschiedete.
    Mit den Jahren verschwand auch Peppis Wunsch sich zu rächen, und er lebte sein Leben in Graz, ohne von der Verwandtschaft behelligt zu werden. Zu seinem Pech war die Banden-Fehde mit seiner Resignation aber nicht beendet, sondern ging an einem anderen Schauplatz weiter.
    Ohne Big Peppis Wissen fuhr der inzwischen volljährige Carlos nach Duisburg, wo er den Sohn eines der Grazer Drahtzieher bei dessen Geburtstagsfeier erschoss. Was wiederum die Familie des verstorbenen Mafiosi überall nach Carlos suchen ließ. Deshalb war auch Peppi über kurz oder lang nicht sicher - auch er würde untertauchen müssen. Obwohl er eigentlich geplant hatte, noch mindestens einen Monat mit dem Verkauf zu warten, blieb ihm nun keine andere Wahl.
    »Charly wartet hinten auf dich.« Margareta kippte den Teil des Tresens, der den Kundenteil der Putzerei vom Bedienstetenbereich trennte, zur Seite.
    Big Peppi trat hindurch und wunderte sich, dass Margareta zwischen mehreren Ständern mit frisch gereinigter Kleidung überhaupt genug Platz fand. Ihr blieb nur etwa ein Quadratmeter vor der Registrierkasse. Dementsprechend abgenutzt sah der Laminatboden dort auch aus.
    Zwei

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