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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
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einem Samstag. Aus dem Autoradio trällerte Roy Orbison »Only the lonely«. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie drehte das Radio ab und trat aufs Gaspedal, um sich schneller in ihrem Büro verschanzen zu können.

    ***

    Der Mann drehte sich zur anderen Bettseite und küsste die darin schlafende Frau auf die Nase.
    »Guten Morgen, mein Häschen, hast du gut geschlafen?«
    »Ich liebe dich. Die letzte Nacht mit dir war … mmh«, das glückliche Lächeln auf ihrem Gesicht sagte mehr als tausend Worte. Mit geschlossenen Augen schien sie in den Erinnerungen der letzten Nacht zu schwelgen, während sie ihren Kopf tiefer in die blaue Flanellbettwäsche schmiegte. Nach einem Kuss auf ihre Stirn - alles andere hätte diesen glückseligen Anblick zerstört - stieg er aus dem Bett und zog die Rollläden nach oben, während er sagte: »Ich würde ja gerne bei dir bleiben, um die letzte Nacht zu wiederholen, aber leider bin ich ein arbeitender Anwalt, der es sich nicht - wie die Frau Lehrerin hier - leisten kann, am Samstagmorgen auszuschlafen.«
    Er stieß bei diesen Worten der eingemummten Gestalt sanft in die Seite und verschwand ins angrenzende Badezimmer.
    Sie öffnete ihre Augen und erblickte Staubkörnchen, die im Licht der ersten Sonnenstrahlen tanzten. Als sie vollständig wach war, richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf das Fenster.
    »Es sieht nach schönem Wetter aus. Vielleicht fahre ich heute mit dem Fahrrad einkaufen. Was hältst du davon?«
    »Tu das, Liebling«, spottete die Stimme aus dem Badezimmer, »dein Körper hat Sport dringend nötig.«
    »Danke vielmals.« Sie schleuderte sein Kopfkissen ins angrenzende Badezimmer - leider ohne ihn zu treffen. Dann setzte sie sich auf, zog die Decke hoch, um ihre nackten Brüste zu bedecken und warf ihre schwarzen Haare in den Nacken.
    »Ich werde jetzt solange Migräne haben, bis du dich entschuldigst.«
    Er lachte: »Mal sehen, wer es länger aushält.«
    Nur mit einem Handtuch bekleidet, kam er aus dem Badezimmer, legte sich zu seiner Verlobten aufs Bett und küsste sie stürmisch. Abrupt stand er danach auf.
    »Also, wer hält länger durch?«
    »Du gemeiner Bastard.« Barbara traf ihn mit dem Kopfkissen diesmal mitten ins Gesicht. Beide lachten.
    »Ich muss mich beeilen. Wir sehen uns heute Abend.«

    ***

    »Guten Morgen, Herr Specht. Ich weiß, dass es erst acht Uhr ist und auch, dass heute Samstag ist …«
    Specht unterbrach die Frau aus der Polizeizentrale: »Stimmt, aber jetzt ist es schon zu spät, sich zu entschuldigen. Na los, sagen Sie schon, was Sie wollen.« Das Läuten des Handys hatte ihn aufgeweckt, da er eigentlich ausschlafen wollte, um dann einen Tag ohne Schindler und Nußbaumer zu verbringen. So wie es im Moment schien, war der Tag ohne die beiden Mordopfer Geschichte.
    »Ich wollte Sie nur darüber informieren, dass sich ein Mann gemeldet hat, der behauptet, der Freund von Frau Schindler gewesen zu sein.«
    Specht setzte sich - sofort hellwach  - in seinem Bett auf und ließ sich von der Frau am Telefon die Adresse geben. Dann zog er sich so schnell er konnte seine True Religion-Jeans über, um dann im Eiltempo zur angegebenen Adresse zu fahren.

    »Bitte entschuldigen Sie das Chaos. Wir sind heute Nacht erst aus dem Urlaub zurückgekommen.« Specht erhaschte nur einen kurzen Blick in den Flur, in dem sich die Koffer stapelten, bevor der Mann herauskam und die Tür schloss.
    »Wäre es möglich, ein Stück spazieren zu gehen? Ich möchte nicht unbedingt im Beisein meiner Frau über das Ganze sprechen.« Ohne Spechts Antwort abzuwarten, durchschritt er den Vorgarten und öffnete das Gartentor. Dort ließ er Specht den Vortritt und die Wahl der Gehrichtung. Nachdem auf der einen Seite eine Wiese und ein kleiner Bach dazu verleiteten, den sonnigen Frühlingstag zu genießen, entschied sich Specht natürlich dafür.
    Als das Haus außer Hörweite war, begann der Mann: »Ich hatte sie wirklich gern. Sie war eine tolle Frau, auch wenn man das nicht gleich merkte.« Er kickte mit dem Fuß einen Stein ins Gras, bevor er fortfuhr. »Mein Sohn hat in ein paar Monaten Erstkommunion. Als er mich anrief und fragte, ob ich trotz Scheidung kommen würde, brach für mich eine Welt zusammen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mochte sie wirklich, doch wie kann ich Birgit gegen meine Familie aufwiegen. Ich habe zwei Kinder; ich bin für sie verantwortlich. Ich will kein Papa sein, der sich nur ab und zu blicken lässt. Ich will dabei sein, wenn sie

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