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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
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haben. Ich meine, das Wetter ist fantastisch; der Frühling im Anmarsch. Es war vorauszusehen, dass er zuschlagen würde.« Hofer ließ Specht nicht auf Monikas Frage antworten. Die Lust auf Pizza war ihm anscheinend schon wieder vergangen, da er den Karton von sich wegschob.
    »Wenn die Frau nicht durchkommt, werde ich es mir nie verzeihen.«
    »Du weißt genau, dass du nichts dafür kannst, du hast dein Möglichstes getan. Solange wir keine Beweise gegen Beiel in der Hand haben, können wir gar nichts tun.«
    »Habt ihr eigentlich schon die Analyse der Glasscherben bekommen?« Specht pickte die angekohlten Champignons von seiner Pizza.
    »War vorauszusehen, oder? Blaues Murano-Glas. Die Techniker haben versucht, die Scherben wie ein Puzzle zusammen zu setzen.« Monika schleuderte Specht ein Foto entgegen. Specht fing das Bild, kurz bevor es auf seinem Essen landete. Er blickte auf eine zusammengeklebte Vase, an der zwar einige Teile fehlten, die man aber  mit ein wenig Fantasie als Beiels erkennen konnte.
    Monika strich sich zufrieden über ihren gefüllten Bauch, als ihr Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war der Kollege, der sie über den Einbruch bei Beiel informiert hatte.
    »Eigentlich sollte ich dich ja genauso ignorieren wie du mich«, kam anstelle einer Begrüßung aus dem Apparat. Bevor Monika die passende Antwort in den Hörer donnern konnte, sprach der Mann am anderen Ende der Leitung weiter: »Aber ich bin ja nicht nachtragend. Das ist auch der Grund, warum ich dich darüber informiere, dass meine Kollegen gerade auf dem Weg zu einer Hausdurchsuchung sind.«
    Nachdem Hausdurchsuchungen zum Alltag bei der Polizei gehörten, hielt sich Monikas Verwunderung darüber in Grenzen. »Und weiter? Rück schon raus mit deinen Infos.«
    »Du kannst einem den ganzen Spaß verderben. Bist du privat auch so?«
    Langsam wurde Monika dieses Gespräch zu blöd, gereizt blaffte sie in den Hörer: »Sag mir jetzt endlich was Sache ist. Ich habe zwei Morde und einen versuchten Mord aufzuklären, da bleibt mir keine Zeit für deine Spielchen.«
    Specht, der das Gespräch interessiert verfolgte, verkniff sich sein Schmunzeln und biss in die Pizza, um seinen Mund mit anderen Aufgaben zu beschäftigen.
    Der Mann am Telefon antwortete belustigt: »Ist ja schon gut Prinzessin. Ich ruf ja wegen deiner Morde an. Meine Kollegen haben den Einbrecher ausfindig gemacht und sind gerade auf dem Weg in seine Wohnung.«

    ***

    Moser und Sarakos standen vor einem Hochhaus im Westen von Graz. Einem von vielen, in einer Straße in der die Häuser darum buhlten, welches das hässlichste ist. Man kam sich vor, als sei man in Legoland, wo die Kinder nicht aufhören konnten, ihre Bauwerke aufzustocken.
    Inspektor Moser drückte mit einem Durchsuchungsbefehl in der Hand auf den Klingelknopf der Gegensprechanlage. Die Namensschilder auf der Klingelanlage neben dem Eingang lasen sich wie das Telefonverzeichnis Anatoliens.
    Irgendwo keifte eine Frau: »Halt endlich die Pappn.« Ein Baby brüllte, in einer Wohnung im Erdgeschoss lief der Fernseher zu laut, aber von Big Peppi war keine Spur. Moser läutete erneut. Durch das Glasfenster der Eingangstür sah man in ein dunkles Stiegenhaus, in dem Papierfetzten und leere Plastikflaschen herumlagen.
    Während Moser überlegte, bei welcher der anderen Parteien er klingeln sollte, um eingelassen zu werden, zauberte die Erinnerung an Wabalas Verhaftung ein zufriedenes Lächeln auf Sarakos‘ Gesicht. Er dachte daran, wie er - nachdem er den Krach gehört hatte - über den Tresen sprang, die Plastikkleidersäcke entlang sprintete und den verstörten Wabala dazu gebracht hatte, sie in sein Büro zu lassen oder wie sie bei der Durchsuchung des Raumes mehrere Gegenstände fanden, die aussahen, als würden sie nicht dem dicken Wäschereibesitzer gehören.
    Sarakos‘ Erinnerungen verschwanden, als die Tür aufschwang und zwei Jugendliche aus dem Haus traten. Der eine trug sein blaues Haar zu einem Irokesenschnitt geschoren, während die Haare des anderen in mehreren Farbschattierungen vom Kopf abstanden. Augenbrauen, Lippen und Nase wurden bei beiden von Piercings verschandelt. Ihre Kleidung war zerrissen und mit Sicherheitsnadeln zusammengeklemmt.
    Sarakos fing die Tür auf, bevor sie ins Schloss zurückfiel.
    »He Alter, was soll das?«, fragte der blauhaarige Punk.
    Moser würdigte ihm nur einen kurzen Blick, zog seinen Dienstausweis aus der Tasche und wedelte damit vor dem Kopf des Jungen herum,

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