Totgelesen (German Edition)
bewusst, dass es trotz allem anders abgelaufen sein könnte.« Specht versuchte auf Hofer einzuwirken, während dieser an der Eingangstür läutete. Nach den Infos die Monika am Telefon erhalten hatte, handelte es sich beim mutmaßlichen Einbrecher um Guiseppe Brunelli. Monika sagte dieser Name zwar nichts, aber den Kollegen der Einbruchsabteilung war er bestens bekannt, weshalb sie auch seine Adresse wussten und nun die drei Ermittler dort erwarteten.
»Ja genau! Big Peppi klaut zufällig eine Vase, deren Scherben Ähnlichkeit mit Beiels aufweisen. Was muss denn noch passieren, dass du mir glaubst?«
»Ich sage ja nur, dass du dich in etwas verrannt haben könntest, obwohl wir nicht den geringsten Beweis gegen ihn in der Hand haben.«
Hofer unterbrach seinen Kollegen: »Den Beweis werden wir hier finden. Ich spüre es. Beiel hat Big Peppi dafür bezahlt, dass er bei ihm einbricht, damit die Spur von ihm abgelenkt wird. Er hat Schiss bekommen, weil ich an ihm dran bin, oder er hat Gefallen daran gefunden, seine Bücher nachzuahmen. Und damit er nicht der Einzige ist, der weiß, wie der nächste Mord abläuft, hat er Big Peppi engagiert, um sich sein eigenes Manuskript stehlen zu lassen. Perfekt durchdacht, doch nicht mit mir.«
Leider, oder Gott sei Dank musste die Diskussion die Hofer und Specht schon die ganze Fahrt über führten, abgebrochen werden, da die drei den dritten Stock und damit Big Peppis Wohnung erreicht hatten. Ein Kollege der Einbruchsabteilung führte sie durch ein mit billigem Linoleum ausgelegtes Vorzimmer in einen Raum, der als Wohn- und Schlafzimmer genutzt wurde. Auch hier ließ die Einrichtung nicht auf allzu viel Reichtum schließen. Der Teppich war verschlissen, die Möbel alt. Vor den Fenstern hingen Fetzen, welche die Bezeichnung Gardinen nicht verdienten. Die Kollegen hatten anscheinend ganze Arbeit geleistet, da sämtliche Kleidungsstücke aus dem Schrank am Boden verstreut lagen. Während Hofer über einem Knäuel aus Cavalli und Valentino stieg, informierten die anderen Polizisten sie darüber, noch nichts Interessantes gefunden zu haben.
Dennoch durchsuchte Hofer Big Peppis Kleiderschrank - vielleicht gab es ja doch irgendwo ein Geheimversteck.
Monika versuchte ihr Glück in der Küche, die nur aus einem Herd, einem Kühlschrank und zwei halbhohen Schränken bestand. Während sie jeden einzelnen Topf inspizierte, kam Specht zu ihr.
»Ich habe den Exfreund von der Schindler gefunden.«
»Was hier?« Monika war von Spechts Info dermaßen verblüfft, dass ihr die Worte herausrutschten, bevor sie darüber nachdenken konnte.
Specht ignorierte die Frage und berichtete Monika von der Begegnung heute Morgen.
»Wieso rückst du erst jetzt damit raus?« Monika lehnte sich an den Herd und beobachtete Specht der lustlos im Besteck herumwühlte.
»Was hätte es für einen Unterschied gemacht? Als er das dritte Mal zuschlug war sowieso klar, dass Nußbaumer nichts damit zu tun hat.«
Monikas Gehirnzellen arbeiteten auf Hochtouren, als Hofer sie ablenkte. Mit triumphierend erhobener Hand kam er zu den beiden in die Küche gestürmt.
»Jetzt haben wir ihn.« Klappernd landete der Datenstick direkt neben Monika am Herd. Monika schnappte sich das Teil und drehte es zwischen ihren Fingern. »Was soll da drauf sein?«
»Ich verwette meinen Arsch, dass da Beiels Manuskript drauf ist.«
Specht wendete sich der nächsten Küchenschublade zu, während er fragte: »Was bringt uns das? Falls wirklich das drauf ist, was du denkst, beweist das lediglich, dass dieser Typ hier bei Beiel eingebrochen ist. Aber, das wussten wir auch so.« Er zog ein Päckchen Kontoauszüge aus der Lade und drehte sich zu Hofer um.
»Diesmal muss ich dir recht geben, aber es ist ein Anfang. Lasst uns den Rest der Wohnung genauer unter die Lupe nehmen.« Enthusiastisch ging er wieder in den anderen Raum.
»Du kannst da bleiben. Ich glaube, ich habe den Beweis für dich gefunden«, rief ihm Specht nach, während er auf einen der Kontoauszüge starrte.
***
»Ich wusste es! Bei dem Geschreibsel konnte es nur schief laufen. Als ich das Manuskript zum ersten Mal in meinem Kopf durchgespielt habe, wusste ich schon, dass dies die schwierigste Aufgabe werden würde. Schon damals hatte ich das Gefühl, es sei unmöglich so zu töten. Auf dem Fahrrad einen Berg hinunterzufahren und dann auch noch präzise zuzustechen. Unrealistisch. Dieses verfluchte Manuskript. Nein, das ist nicht Schuld. Ich war es, der versagt hat.
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