Totgelesen (German Edition)
paar Fragen beantwortet haben.« Da Specht den kleinen Hund immer noch entsetzt anstarrte, war es für Monika gar nicht so einfach, sich auf die Zeugenbefragung zu konzentrieren ohne zu lachen.
»Was genau haben Sie gesehen und gehört?«
Frau Teschl seufzt theatralisch. Eine Entschuldigung bei Specht befand sie nicht für notwendig. »Endlich mal wer, der sich dafür interessiert, was ich gesehen habe. Der da drüben«, sie deutete mit einer abwertenden Kopfbewegung in die Richtung des Bulldoggen-Polizisten, »hat mir verboten nach Hause zu gehen. Als ich ihm sagen wollte, was passiert ist, hat er nur gemeint ich solle warten. Ja was glauben Sie, wie lang ich noch gewartet hätte? Mir ist egal, dass der aussieht wie ein Box-Champion, meine kleine Lilli geht vor! Wenn Sie nicht gleich gekommen wären, wäre ich weg gewesen.«
»Es tut uns leid, dass Sie warten mussten«, Monika versuchte die aufgebrachte Dame zu beschwichtigen, »aber das Ganze bringt uns nicht weiter. Sagen Sie uns was Sie gesehen haben, dann können Sie und ihr Hündchen nach Hause.«
»Wenn Sie mich und meine Lilli dann in Ruhe lassen …« Sie streichelte den kleinen Pinscher und drückte ihn fest an sich. »Also, wir sind hier in der Nähe spazieren gegangen, als wir plötzlich einen Schrei hörten. Daraufhin sind wir hier her. Das war gar nicht so einfach, durch das Gestrüpp da durchzukommen. Dahinter hat sie dann gelegen.« Frau Teschl zeigte auf die Baumgruppe hinter der Hofer verschwunden war.
Wenn man über die Bäume hinwegblickte, sah man den Abhang, wo die Inspektoren noch vor einer halben Stunde gestanden hatten. Von unten konnte man gar nicht erkennen, dass auch oben Beamte mit der Spurensicherung beschäftigt waren. Nur das Ende eines Absperrbandes flatterte im Wind über dem Abgrund.
»Sie hat sich gar nicht gerührt und alles war voller Blut. Dann sind Lilli und ich zurück und haben die Rettung und die Polizei angerufen. Als die Sanitäter endlich da waren, sind wir zusammen wieder hierher.«
»Haben Sie oben jemanden gesehen?« Specht erholte sich allmählich von seinem Hundebiss-Schock, obwohl er es sich in Zukunft überlegen würde, den Viechern zu trauen.
»Nein, habe aber auch nicht raufgeschaut. Ich habe mir gedacht, sie ist ins Schleudern gekommen und runter gefallen. Wer fährt auch Anfang März mit dem Rad? Liegt ja überall noch Rollsplitt rum.« Ihre blonden Locken hüpften, als sie den Kopf schüttelte.
»Hat sie etwas zu Ihnen gesagt?«
»Nein, natürlich nicht. Als wir sie gefunden haben, war sie nicht mehr bei Bewusstsein. Wissen Sie, wie es ihr inzwischen geht?« Die Stimme der Frau senkte sich, anscheinend besaß sie doch so etwas wie Mitleid.
Das Opfer war bereits versorgt und ins nächste Krankenhaus unterwegs. Vielleicht hätten die drei Kommissare sie noch gesehen, hätte Hofer nicht darauf bestanden, sich zuerst den Abhang von oben anzusehen.
»Die Frau können wir im Krankenhaus immer noch befragen.«
***
»Mir ist nichts anderes übrig geblieben, als wieder Pizza zu bestellen, da sich der Herr Kollege geweigert hat, beim Schachtelwirt ein paar Burger mitzunehmen.«
Es war bereits nach acht, als Monika zu Specht und Hofer stieß, die im Konferenzraum auf sie warteten. Der Duft, der aus den Paketen kam, die Monika auf den Tisch legte, ließ den beiden anderen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
»Wenn Monika mit ihrer Gourmetkunde fertig ist, würde ich gern wissen, wie es Frau Solinger geht.« Hofer nahm sich die oberste Schachtel und kontrollierte, ob es sich dabei um seine Pizza handelte.
Nur wenige Meter neben der Frau, hatten die Beamten der Spurensicherung ein Fahrrad und eine Handtasche sichergestellt. Laut der Papiere, die sich in der Tasche befanden, handelte es sich bei der Verletzten um Barbara Solinger. Während die beiden anderen Inspektoren den Tatort untersuchten, war Specht ins UKH Graz gefahren, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen.
»Sie hat mehrere Brüche und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Die Ärzte haben sie in künstlichen Tiefschlaf versetzt, um den Erholungsprozess zu verbessern, wie sie sagen. Wird dauern bis sie vernehmungsfähig ist. Vorausgesetzt sie kommt überhaupt durch, da sind sich die Mediziner nämlich nicht sicher.«
»Hat sie irgendetwas gesagt, bevor die sie zu den Engeln geschickt haben?« Monika fischte eine Peperoni von ihrer Pizza, um sie sich in den Mund zu stopfen.
»Ich wusste, dass wir mit dem Durchsuchungsbefehl zu lange gewartet
Weitere Kostenlose Bücher