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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
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während er: »Verpisst euch!«, zischte.
    Über leere Zigaretten- und Tamponverpackungen hinweg stiegen die beiden Beamten die Stufen hinauf in den dritten Stock zu Big Peppis Wohnung. Der Gestank nach Urin und nassem Hundehaar war zum Kotzen. Um ihren Geruchsinn nicht länger als nötig zu foltern, brachen sie bereits nach einmaligem Klingeln die Tür auf.

    ***
    Guiseppe Brunelli war sauer. Sauer auf seinen Bruder, wegen dem er untertauchen musste. Sauer auf Wabala, der ihm zu wenig für die Vase bezahlt hatte und sauer auf sich selbst, da er einen Teil des Geldes bereits wieder ausgegeben hatte.
    Nachdem er aus der Putzerei gestürmt war, musste er erst einmal seine Nerven beruhigen. Dies gelang am besten in seiner Stammkneipe, dort gönnte er sich ein Bier. Aus Langeweile setzte er sich zu den Glückspiel-Automaten, um durch ein paar Spielchen seine Laune zu heben. Doch aus den paar geplanten Spielen wurden immer mehr - aus den Bieren auch. Innerhalb kürzester Zeit war er betrunken und um 300 Euro ärmer. Was ihn lediglich dazu veranlasste, weiter auf den großen Gewinn zu hoffen und den nächsten Schein in den Schlund des Automaten einzuführen.
    »Hast du wieder mal Kohle?« Rebecca, eine alte Bekannte, die ihr Geld im Liegen verdiente, schmiegte sich an ihn. Ihr Haar, das genauso rot wie ihr Lippenstift war, roch nach Zigaretten. Sie drückte ihre bereits hängenden Brüste gegen seinen Oberarm und flüsterte ihm ins Ohr: »Was hältst du davon, mich nach Hause zu begleiten.« Der Gedanke an eine schnelle Nummer ließ ihn den Automaten vergessen und gefügig hinter der Frau her trotten.
    Nach seiner Befriedigung bekam er einen starken Kaffee und war weitere 100 Euro los. Danach wollte er nur noch zu seiner Wohnung und ins Bett. Auf dem Weg dahin begegnete er Brain, dem jungen Punk mit den blauen Haaren, der die Wohnung unter seiner gemietet hatte.
    »He Peppi, was wollen denn die Bullen von dir?«
    »Wovon redest du?« Sie standen an einer Straßenbahnhaltestelle, keine 200 Meter von ihrem Zuhause entfernt. Big Peppi wäre am liebsten in ein Auto gesprungen und davongebraust, aber da er kein Auto besaß blieb er und hörte sich an, was Brain zu sagen hatte.
    »Pinky hat mich gerade abgeholt, als ich es bei dir oben läuten hörte. Wie wir dann raus sind, haben sie mir ihre Marke vor die Nase gehalten.«
    »Waren es Österreicher oder Deutsche?« Big Peppis Mund war wie ausgetrocknet, seine Zunge löste sich kaum vom Gaumen. Er trat nervös von einem Bein auf das andere. Sein Herz pumpte Adrenalin in solchen Mengen durch sein Blut, dass der Alkohol wie weggeblasen schien.
    »Wieso willst du das denn wissen?« Brain stand die Verwunderung über diese Frage ins Gesicht geschrieben. Deshalb meldete sich der zweite Junge zu Wort: »Einer war aufgeblasen wie Schwarzenegger, der war mit Sicherheit ein Kanak und der Alte war eine einheimische Bullensau.«
    Dass der Junge mit solch einer riesigen Nadel durch die Unterlippe überhaupt sprechen konnte, wunderte Big Peppi. Er bedankte sich für die Information und überlegte, wie er schnellstmöglich untertauchen könnte. Nicht, dass es ihm leid tat um die Kleidungsstücke, die in seiner Wohnung waren und persönlichen Kram hatte er schon lange keinen mehr. Wo hätte er diesen auch immer lagern sollen, bei all seinen Knastaufenthalten? Dennoch wäre er gern noch einmal in die Wohnung zurück, um sich den Datenstick zu schnappen, auf dem das Manuskript war, das er vor kurzem geklaut hatte. Den Inhalt hätte er nochmal verscherbeln können. Er war ja nicht blöd, natürlich hatte er eine Kopie für sich - und für seine finanzielle Zukunft - gemacht. Sicher gab es jemanden, der am neuen Manuskript des bekannten Autors interessiert war. Aber nun war es zu spät, nun konnte er sich nur noch das Geld schnappen, das er für den Bruch bekommen hatte. Das Geld, das sicher verstaut in einem Schließfach am Bahnhof lag. Der Typ hatte darauf bestanden, es auf sein Konto zu zahlen - so ein Dilettant. Sobald er alles erhalten hatte, plünderte Big Peppi sofort sein Konto und parkte das Geld am Bahnhof. Wer vertraut schon einer Bank, wenn er die Scheine in den Händen halten konnte. Doch nun konnte Big Peppi nur noch darüber nachdenken, wie er schnellstmöglich zum Bahnhof kam, um das Geld zu schnappen und sich dann irgendwo zu verkriechen.
    Die beiden Punks stiegen in einen alten VW-Bus, der am Straßenrand anhielt und Big Peppi blieb allein zurück.

    ***

    »Du bist dir doch

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