Totgelesen (German Edition)
seine Mundwinkel.
»Geht es dir gut?«
»Dir etwa?« Monika begann die Situation peinlich zu werden, da die Erinnerung an letzte Nacht zurückkehrte und sie sich ihrer Nacktheit bewusst wurde. Der Kater, der ihr Gehirn lähmte, trug auch nicht gerade dazu bei, sich besser zu fühlen.
Fieberhaft, im wahrsten Sinne des Wortes, denn durch den Restalkohol, der ihre Blutbahn noch immer durchströmte, fühlte es sich wirklich an, als ob sie Fieber hätte, überlegte sie, wie sie sich am besten aus der Affäre ziehen könnte. Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, stand er auf, um ins angrenzende Badezimmer zu gehen. Monika schloss die Augen und atmete durch. Als sie sich aufsetzen wollte, kam er zurück. Die vorher noch nackten Hüften bedeckte nun ein Handtuch. Monika zog die Bettdecke bis dicht unters Kinn, um auch ihre Nacktheit zu verbergen.
»Ich gehe duschen. Wenn du willst, kannst du nachher auch gern. Wenn nicht, fahr ich dich dann heim.« Er lächelte gezwungen. Man sah ihm an, dass auch er nicht recht wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte.
»Nein danke, ich zieh mich nur schnell an, dann ruf ich mir ein Taxi.«
Hofer, der bereits auf dem Weg zurück ins Badezimmer war, blieb abrupt stehen, drehte sich allerdings nicht um.
»Nein, das ist lächerlich. Wir sind zwei erwachsene Menschen. Wir müssen zusammen arbeiten. Wir werden uns täglich sehen. Wenn wir weiterhin so tun, als ob nie etwas gewesen wäre, wird es für jeden offensichtlich sein, dass etwas war. Lass uns eins klarstellen.« Er drehte sich nun doch um und kam wieder auf Monika zu. »Wir hatten heute Nacht Sex und soweit ich das beurteilen kann, gar nicht mal so schlechten. Für dich kann ich nicht reden, aber bei mir war es der beste Sex seit langem. Du bist eine junge, durchaus attraktive Frau, eigentlich hast du etwas Besseres verdient als so einen alten Knacker wie mich.«
Monika öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber da ihr Hirn anscheinend noch nicht richtig arbeiten wollte, fiel ihr nichts ein, dass sie erwidern konnte, ohne beschämend zu wirken. Sie schaffte es lediglich, den Mund zu öffnen und ihn wortlos wieder zu schließen.
Hofer lachte. »Netter Versuch, aber du weißt, dass ich recht habe. Außerdem werden wir zusammen arbeiten müssen, das erleichtert die Sache nicht gerade, oder?«
Monika brachte lediglich ein Nicken zustande.
»Was hältst du davon, wenn wir die Sache einfach mal überschlafen. Nächste Woche treffen wir uns irgendwo ganz ungezwungen und reden noch mal drüber. Bis dahin sind wir Kollegen und nichts weiter.« Bei seinen letzten Worten beugte er sich über sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Monika fiel ein Stein vom Herzen. Sie war erleichtert, die Konfrontation verschoben.
Hofer ging zurück ins Bad, von wo aus er rief: »Was hast du heute vor?« Monika setzte sich auf, die Bettdecke fest an ihren Busen gepresst.
»Ich könnte ins UKH fahren, vielleicht ist die Frau inzwischen aus dem Koma aufgewacht und wartet nur darauf, uns zu sagen, wie der Mörder aussieht.«
Sie hörte, wie sich die Tür der Dusche schloss und Hofer rief: »Lass das, ich fahre sowieso morgen vorbei. Die holen sie frühestens nach vier bis fünf Tagen zurück, da bringt es gar nichts, wenn du heute dort auftauchst.«
Nach diesen Worten war nur noch das Rauschen des Wassers zu hören, für Monika ein Zeichen, sich so schnell als möglich aus dem Staub zu machen. Trotz des Schwindelgefühls, das sie überkam, stand sie auf. Am Boden lag ihre Bluse. Kopflos schlüpfte sie hinein, um ihren nackten Körper zu bedecken. Die Decke, die sie bis dahin fest um sich gewickelt hatte, warf sie zu Boden. Auf dem Weg in den Vorraum fand sie beinahe alle anderen Kleidungsstücke, die sie nach und nach anzog, nur ihr BH bleib verschwunden.
Sie hob die Decke und warf sie auf das Bett. Nichts. Auch unter der zweiten Decke und den Kopfpolstern war nichts zu finden. Panik kam in ihr hoch. Das Wasser im Badezimmer wurde abgedreht, sie konnte hören, wie die Duschkabine geöffnet wurde. Es blieb nur noch eine Möglichkeit, also bückte sie sich und sah unters Bett.
Da lag er. Still und friedlich lag er in einem Meer von Wollmäusen. Monika atmete beruhigt durch und fischte den BH unter dem Bett hervor. Da fiel ihr der Bilderrahmen auf, der unter Hofers Bettseite stand. Obwohl sie sicher nicht mehr lange Zeit hatte, bis er
Weitere Kostenlose Bücher