Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
Vom Netzwerk:
zurückkommen würde, siegte ihre Neugierde. Sie umrundete das Bett, um sich das Bild näher anzusehen. Eine Frau Anfang Vierzig, lange, blonde Locken, ein lachendes Gesicht. Mehr als der flüchtige Blick auf die Fotografie blieb ihr nicht. Unbemerkt war Hofer hinter ihr aufgetaucht und nahm es ihr aus der Hand.
    »Das war meine Frau. Ich habe das Bild absichtlich unters Bett gestellt, damit du es nicht siehst. Habe mir gedacht, es sieht blöd aus, wenn du aufwachst und siehst, dass ich immer noch das Foto von ihr auf dem Nachttisch stehen habe.« Er betrachtete das Bild liebevoll. Monika kam sich vor wie ein Eindringling und der Wunsch, seine Wohnung zu verlassen, übermannte sie noch stärker als zuvor.
    »Tut mir leid, ich wollte nicht herumschnüffeln, habe nur meine Wäsche nicht gefunden.« Schnell drehte sie sich um und ging aus dem Zimmer. Im Vorraum angekommen, fühlte sie sich nicht mehr so nackt - obwohl sie auch vorhin bereits angezogen war. Sie hob ihre Handtasche auf und rief: »Ich hol mir mein Auto und fahre heim duschen und mich umziehen. Wir sehen uns dann im Büro.«

    ***

    Es war bereits nach neun und weder Hofer noch Monika hielten es für notwendig, ins Büro zu kommen. Heute war ein wichtiger Tag, schließlich stand das Verhör mit Beiel an. Aber seine zwei lieben Kollegen machten blau. Auch Specht hatte gestern einen über den Durst getrunken. Auch er war spät nach Hause gekommen - wenn man es genau nahm, noch später als die anderen beiden. Monika war so um zwei Uhr abgehauen und Hofer gleich nach ihr. Er selbst war erst nach drei zu Hause angekommen, aber er war da; die beiden anderen nicht. Beiels Rechtsbeistand würde sicher bald auftauchen. Was sollte er dann tun? Er, der Einzige, der bis zum Schluss von Beiels Unschuld überzeugt gewesen war. Er, der sich sicher war, Nußbaumer hätte die Verantwortung für die Taten zu tragen.
    Lange würden sie mit der Vernehmung nicht mehr warten können, sonst ging ihnen Beiel womöglich noch durch die Lappen. Von den 48 Stunden, die sie Beiel festhalten durften, waren 21 schon vergangen. Doch bei dieser erdrückenden Beweislast dürfte es kein Problem sein, ein Geständnis aus ihm herauszulocken. Vorausgesetzt, die Kripobeamten führten eine Vernehmung durch, doch dafür mussten sie erst einmal anwesend sein. < Wo steckt Hofer nur?> Allem Anschein nach blieb Specht nichts anderes übrig, als das Verhör allein durchzuführen.
    Irgendwie lief der ganze Fall schon so. Die Drecksarbeit blieb immer an ihm hängen. Zeugenbefragungen, Bücher kaufen, Todesnachrichten überbringen, alles musste er erledigen. Zwar hatte Hofer recht behalten und Beiel war ihr Mann, doch den entscheidenden Hinweis, der zu Beiels Verhaftung führte, hatte er gefunden.
    Andreas Beiel. Unvorstellbar - ein Mann, der wildfremde Frauen umbringt, nur um seine Bücher zu bewerben. Obwohl alles gegen den Schriftsteller sprach, konnte Specht es noch immer nicht glauben. War Beiel wirklich ein solcher Psychopath?
    Er entschied sich, noch eine halbe Stunde zu warten. Wenn weder Hofer noch Monika bis dahin auftauchten, würde er allein hingehen und mit Beiel reden. Zufrieden mit diesem Ultimatum, konzentrierte er sich weiter auf das Protokoll der Hausdurchsuchung, als ihn das Läuten seines Telefons aufschrecken ließ. Ein wütender Oberst Neumeister war am Apparat.
    »Soeben wurde ich vom Innenminister angerufen. Er macht sich, ich zitiere: «
    Specht verwünschte Hofer, weil er zu diesem Gespräch gezwungen war und nicht sein Kollege.
    »Es tut mir leid, Herr Oberst, aber gestern musste die Einvernahme abgebrochen werden, da Herr Beiel nicht kooperieren wollte.«
    »Was?«, Neumeisters Stimme überschlug sich. »Sie wissen alle hier, dass ich Ihnen immer freie Hand lasse, aber so eine Schlamperei kann ich nicht dulden. Beiel ist schon fast einen Tag bei uns und wurde noch nicht vernommen?«
    »Es tut mir leid, Herr Direktor, ich war bei der ersten Befragung leider nicht dabei, deshalb kann ich Ihnen auch nichts Genaueres sagen …«, bevor Specht weiterreden konnte, unterbrach ihn Neumeister.
    »Es war ungeschickt von Ihnen, ihn über Nacht einzusperren. Stellen sie sich vor, wie

Weitere Kostenlose Bücher