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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
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sie sonst immer war. Es gab keine Männer in ihrem Leben. Alle die sie kannte, waren wie dieser degenerierte Zahnarzt. Entweder hatten sie Angst vor einer Frau wie ihr oder sie waren so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie Monika nicht wirklich wahrnahmen. Der perfekte Mann für Monika war wahrscheinlich nicht geboren worden. Einer, der selbstsicher genug war, um mit Ihrem Job klar zu kommen und sie dennoch respektierte. Einer, bei dem sie sich auch einmal Details ihrer Arbeit von der Seele reden konnte, ohne Angst zu haben, er würde zur Zeitung rennen, um Profit aus solchen Informationen zu schlagen. Einer, der akzeptierte, dass sie bestimmte, wo es lang ging. Einer wie ...
    »Willst du mit mir tanzen?« Unbemerkt war Hofer hinter sie getreten.
    »Was hier?«
    Die »Bullenbar« war ein altes, irisches Pub, das hauptsächlich von Polizisten besucht wurde, da gegenüber das Landeskriminalamt lag. Vor Jahren hatten die Besitzer dem Rechnung getragen und das ehemalige »Firefly« dementsprechend umbenannt. Es bestand aus nur einem dunklen, verrauchten Raum mit kleinen Tischen und einer alten Musikbox. Die Längsseite der Bar beherrschte eine Theke mit alten, metallenen Hockern. 
    Hofer nahm Monikas Hand, schob einige Sessel zur Seite und verbeugte sich vor ihr: »Darf ich bitten?«
    Monika lachte. Die anderen Kollegen lachten auch. Hofer nahm Monika in den Arm. Aus dem Lautsprecher dröhnte »Where the streets have no name« von U2. Zu dem Song war es für zwei ungeübte Tänzer, wie die beiden es waren, schwer, etwas einigermaßen Ansprechendes aufs Parkett zu legen. Zum Abschluss des Liedes beugte Hofer Monika über seinen Arm - so tief, dass ihre Haare den Boden berührten. Alle lachten. Monika und Hofer auch.
    »Die nächste Runde geht auf mich« Hofer ging mit Monika an der Hand zur Bar. Alles johlte.
    »Du tanzt gut.« Er zwang Monika, sich neben ihm auf einem Barhocker niederzulassen. Monika wandte sich an den Barkeeper und sagte: »Zwei Spritzer und zwei Tequila, der Herr zahlt.«
    »Du siehst super aus heute. Ganz anders als sonst.«
    »Danke, sehr nett, wenn du mir sagst, dass ich sonst unansehnlich bin.« Monika nahm einen Tequila in ihre rechte Hand und schob mit der linken das zweite Glas zu ihrem Kollegen. »Auf uns.«
    »Auf dich.« Er trank seinen Tequila in einem Zug aus. Monika tat es ihm gleich.
    »Hast du Lust, dieses Besäufnis hier zu verlassen und mit mir in ein richtiges Lokal tanzen zu gehen?«
    Der Alkohol im Blut ließ Monika schon wieder lachen. »Du kannst doch deine eigene Feier nicht verlassen.«
    »Sicher kann ich. Glaubst du wirklich, dass es einem dieser besoffenen Bullen hier auffällt, wenn wir fort sind? Der Blick, mit dem Hofer sie ansah, verursachte ein kribbeliges Gefühl in ihrem Bauch. Sie raffte ihr Haar im Nacken zusammen, sah Hofer tief in die Augen und schnalzte mit ihrer Zunge. »Na dann, lass uns tanzen gehen. Aber wir verlassen das Lokal getrennt. Zuerst ich - du kommst dann in fünf Minuten nach. Ich ruf uns inzwischen ein Taxi.«
    Als sie das Lokal verließ, schlug ihr die kalte Nachtluft entgegen. Sie zog ihre Jacke höher und steckte ihr Kinn zum Wärmen in den Ausschnitt. Ihre Hände vergrub sie in den Taschen. 
    Durch die frische Luft verstärkte der Alkohol seine Wirkung. Monika war glücklich - oder alkoholisiert - dies genau zu definieren, war sie auf jeden Fall nicht mehr in der Lage.
    Hofer und das Taxi kamen beinahe gleichzeitig. Sie setzten sich auf die Rückbank. Hofer nannte eine Adresse in Eggenberg. Er legte seinen Arm hinter sie auf die Rückbank. Sie schmiegte sich dagegen. Doch er zog seinen Arm zurück.
    »Ich wollte nur deine Tür ordentlich schließen.«
    »Oh, tut mir leid, bitte ich wollte nicht ...«
    »Mir aber nicht.« Wieder legte er seine Hand hinter sie, diesmal aber bewusst. Mit der anderen Hand drehte er sie zu sich. Sein Gesicht kam ganz dicht an ihres. Sie biss sich leicht auf die Lippen. Er lächelte. »Du siehst wirklich gut aus.«
    Monika wollte etwas erwidern, als er seine Lippen auf die ihren presste. Sein Kuss war warm und lustvoll, aber kurz. Enttäuschung durchflutete sie.
    »Entschuldige, es ist einfach über mich gekommen. Ich hätte mich besser unter Kontrolle haben müssen.«
    Monika ignorierte die Entschuldigung und küsste ihn erneut, aber diesmal länger. Schmetterlinge wirbelten durch ihren Bauch. Sie strich ihm zärtlich über seine Haare. Er ließ seine Hand über ihren Rücken wandern. Ohne dass es die beiden

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