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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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traditionell gerne selbst. Er legte seine Aktenmappe auf seinen Schreibtisch und fluchte irgendwas vor sich hin. Während er am Safe herumfummelte, fragte ich beiläufig: »Wie gefällt Ihnen das Weihnachtsgesteck, Herr Sommer?«
    Er schaute sich gehetzt um.
    »Was? Gesteck? Frau Abendroth, also, na ja, schön, schön. Dezent.«
    »Danke. Suchen Sie was? Kann ich Ihnen helfen?«
    »Nein, nein«, haspelte er, »nichts, ich muss nur noch mal schnell weg. Es eilt.«
    Endlich hatte er den Safe geöffnet, nahm einen braunen Umschlag heraus und knallte ziemlich heftig die Safetür wieder zu. Leider schwankte die unförmige Statue aus Speckstein, die ich nicht leiden konnte, kein bisschen.
    »Kommen Sie heute noch mal rein?«
    »Vielleicht. Ich muss noch zum Friedhof. Ich bereite die Trauerfeier für Kampmann vor. Matti braucht dann morgen nur noch die Träger einzuweisen. Und …«
    »Ja? Herr Sommer?«
    »Ja, wie soll ich es Ihnen sagen? Es ist etwas schmerzlich. Es ist … so. Wir brauchen eine neue Organistin.«
    »Warum das denn? Die Pruss … äh … die Frau Kostnitz hat doch nur die Grippe. In ein paar Tagen ist sie wieder fit.«
    »Hatte, Frau Abendroth, hatte die Grippe. Es gab wohl unglücklicherweise Komplikationen. Frau Kostnitz ist heute leider plötzlich verschieden. Sie liegt unten.«
    »Wie … furchtbar!«
    »Allerdings.«
    »Wie furchtbar. Wie konnte das denn …?«
    »Das sagten Sie bereits.«
    »Aber, Herr Sommer, das ist doch auch schrecklich.«
    »Frau Abendroth, ich bemühe mich hier trotz dieses herben Verlustes um eine professionelle Haltung. Ich würde mich freuen, wenn Sie das auch täten.«
    Professionelle Haltung? War das alles, was der Kugelfisch dazu zu sagen hatte? Na gut, wenn das jetzt das war, was er wollte, dann sollte er es haben.
    »Soll ich schon etwas für die Bestattung vorbereiten, einen Termin für ein Trauergespräch vereinbaren?«
    »Nein, das mache ich, Frau Abendroth. Frau Kostnitz hat eine Verfügung. Sie müssen sich um nichts kümmern, in diesem Falle.«
    »Sie war alleinstehend, oder?«, fragte ich so beiläufig wie möglich, obwohl mir schon der Unterkiefer zitterte.
    »Könnte man so sagen. Quasi.«
    Sprachs und verschwand – und ließ mich mit meinen Gedanken an die soeben verblichene Prusseliese allein.
    Was war das denn für eine kryptische Antwort? Quasi alleinstehend! Entweder man war alleinstehend oder nicht!
    Ach herrje, was sollte ich denn jetzt bloß ohne die Prusseliese machen? Sie war so nett und freundlich gewesen. Ganz abgesehen davon war sie eine hervorragende Musikerin. Gewesen! Wie ging es Matti denn jetzt? Die beiden waren sich doch irgendwie, wenn auch auf sehr distanzierte Art, sehr zugetan. Und jetzt hatte er sie auch noch abholen müssen. Was für eine böse Überraschung. Und erst die arme Frau Kostnitz – war sie ganz alleine zu Hause gewesen? Vielleicht sogar hilflos in ihrem Bett, zu schwach, um einen Arzt anzurufen? Wer hatte sie überhaupt gefunden? Ihre Putzfrau vielleicht oder eine Nachbarin?
    Mir schossen all diese Gedanken gleichzeitig durch den Kopf, und ich kämpfte mit den Tränen. Es dauerte ein paar Minuten, bis der Kloß in meinem Hals sich aufgelöst hatte. Es half ja alles nichts – also konzentrierte ich mich auf das technische Problem und schob meine Trauer für einen Moment beiseite. Orgelmän war keine Alternative, vor allem nicht auf längere Sicht. Ganz im Gegenteil, ich hatte eigentlich vorgehabt, Orgelmän nach Weihnachten ganz auszubooten.
    Ich schickte sofort ein Fax an die Musikschule und den Bochumer Orgelkreis mit der Bitte, umgehend am schwarzen Brett einen Aushang zu machen oder das Jobangebot sonst wie so schnell wie möglich kundzutun. Da sollte es doch wohl Leute geben, die ein bisschen Nebenverdienst nicht abschrecken würde. Nachdem ich das erledigt hatte, ging ich mit Kaffee und Nutella-Brötchen runter zu Matti. Viel Trost konnte ich ihm nicht anbieten, aber wenigstens etwas.
    Matti nahm Brötchen und Kaffee dankbar entgegen und ließ sich kraftlos auf einer Metallkiste nieder.
    Ich zog mir Gummihandschuhe an und öffnete die Klettverschlüsse vom Leichentransportsack. Da lag sie, die Prusseliese. Ihre sonst flammendroten Haare waren glanzlos. Ihr Gesicht war nicht friedlich, wie man es sonst so häufig bei Leichen sieht. Diese Frau war nicht gerne gegangen. Das konnte sogar ich Blindfisch sehen. Mir war es schwer ums Herz. Ein bisschen schmerzlich! Sommer, du bist doch ein eiskalter Hund, dachte

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