totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
einfach geht das nicht!«
»Ich würde Ihnen ja Geld für die Pizza geben, aber ich bin grad ein bisschen knapp. Tut mir leid«, rief ich.
Der Herr Psychologe knallte ganz unentspannt seine Wohnungstür zu.
Kaum hatte ich den Schlüssel im Schloss, hörte ich von drinnen das Telefon klingeln. Ich stieß die Tür auf, warf meine Tasche in die Ecke und hob ab.
»Maggie!«
»Raoul!«
»Maggie! Wasse in de gansse Welt isse gefahre in die Wilma!? Machte mir komplett verruckte!«
Raoul, der beste Koch der Welt rief mich an, um mir das zu sagen?
»Kommsse hier und machse was. Merda!«
»Ich?! Warum ich?«
»Isse deine Freundin!«
»Wie geht’s denn deinem Hotel sonst so? Und warum überhaupt ein eigenes? Ich dachte, du bist bei Ferran Adrià im El Bulli?«
»Nixe mehr Bulli, bin iss keine Laborratte. Weissu, meine ganze Lebe habe ich gekocht mit ’de Gessenke von ’de Natur. Wasse machte de grosse Ferran Adrià? Nixe Magie! Mixte mitte quimica. Dasse Frass schlimmer wie ausse Dose. Merda! Habe iss genomme Restaurante von meine alte Onkel. Läufte prima. Bisse Wilma tauchte auf. Und dann ihre Brautigam. Diesse Acki fährte mit de bicicleta die ganze Tage oder ssitzte mitte Männer auf die Markteplatze, und die Wilma hatte Langeweiligkeit. Hatte Wünsse alle fünf Minute für de Hochzeit. Ich ssage: Lasse mir mache. Wirrte alles gute. Aber Ssie ssagte, nixe lasse mache, ssie will alles, wie ssie will ... Em toca els collons!«
»Das hättest du dir doch denken können. Warum hast du ihr zugesagt für die Hochzeit?«
»Wie kannte iss ssage nein, wenn gar nix wurde gefragt? Ha?! Sstehte hier plötzlich mitte fumfe Kofferkistekaste und ssagt, iss brauche de Burgermeister für Trauung. Gansse Dorf isse ausse die Häuser.«
»Tja, Raoul, warum soll es dir besser gehen als uns? Verstehst du, ich hatte hier alles fast fertig organisiert. Aber Wilma muss sich ja mit mir streiten, weil sie den Knipser eingeladen hat.«
»Was?! De Idiota kommte hierher?! Jetzt?«
Ich wusste, dass ihn das auf die Palme bringen würde. Wenn es noch jemanden gab, der den Knipser so wenig leiden konnte wie ich, war es Raoul – außer Doktor Thoma natürlich. Der hatte bei der ersten Begegnung die teuren Schuhe des Knipsers mit einer Pipilache bedacht.
»Sieht so aus.«
»Joder! Iss bin an Arsche ...«
Statt den Krieger in sich zu mobilisieren und schon mal eines der scharfen Messer zu wetzen, war der kleine Katalane kurz vorm Nervenzusammenbruch. Er sah sich und seine Kunst drangsaliert von Wilmas Willen, alles genau so haben zu wollen, wie es ihr in den Kopf kam, und das konnte alle zwanzig Minuten was anderes sein ... Und dann noch Leute einzuladen, die dem Chefkoch nicht behagten. Und mit dem nächsten Satz bestätigte sich auch schon mein Gedanke.
»Sse wille dreisstockige Eistorte! Einemeterundnochwieviele! Wie? Iss frage diss, wie?! Bin ich
Hilton
-Hotel? Iss habe Kuhlschranke hier, aber keine Tiefkühlhausse. Und ssie hat mir gezeigt ihre Hochzeitskleide – isse Hossenanzug! In de Sstandesamte, hier?! Ohne Hemd unter de Jacke. Halbenackte. Maggie! Bitte, spriss mit ihr! Iss werde verruckt.«
Mein Mitleid hielt sich, ehrlich gesagt, in Grenzen. Aber immerhin hatte mir Raoul vor gar nicht so langer Zeit das Leben gerettet, also war ich aufgerufen, ihm ein wenig Zeit zu schenken.
»Raoul«, sagte ich. »Wilma ist eine Braut. Sie macht das zum ersten Mal. Sie ist nervös. Und wenn Acki ihr keine Hilfe ist, weil er den ganzen Tag mit dem Fahrrad herumdüst, dann wird sie eben noch nervöser. Kannst du ihr nicht irgendeine Aufgabe geben? Ist nicht vielleicht euer Dorffriseur krank? Hast du eine alte Tante, die mal dringend einen neuen Haarschnitt braucht? Und dann kommen alle Tanten aus dem Dorf und wollen auch so schön aussehen! Das kriegst du doch hin, oder? Und den Knipser musst du einfach nur vergiften, da wird dir schon was einfallen. Der ist allergisch auf Soja und Erdbeeren ... Oder wirf ein Messer, das kannst du doch.«
Am anderen Ende war es still. Ich hörte ein Knacken in der Leitung. Dachte Raoul nach oder war er schon einem Herzinfarkt erlegen? Plötzlich sagte er: »Gràcies. Du bisste genial ... Tante Emela!«, rief er, und mir platzte beinahe das Trommelfell. »Tante Emela..! Ah, wo isse die Frau?!« Dann hörte ich im Hintergrund Türen klappern, dann den rasanten Wortschwall einer weiblichen Person, vermutlich Tante Emela, dem Raoul mit einem ebenbürtigen Stakkato antwortete. Irgendwie schienen sich die
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