totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
fragen, ging ich in die Küche und inspizierte den Kühlschrank.
»Was soll das hier werden, Maggie?«
»Kühlschrankkontrolle.«
»Seit wann bist du beim Ordnungsamt?«
»Gar nicht. Ich brauche was für Winnie zum Essen.«
Da ich im Kühlschrank nichts fand, von dem ich glaubte, dass man es Winnie vorsetzen konnte, zog ich die Schubladen des Tiefkühlers auf.
»Was ist das?«
»Paella.«
»Ist die etwa noch von Raoul?«
Hasselbrink nickte. »Mein eiserner Vorrat.«
»Kann man das noch essen?«
»Bestimmt.«
Ich nahm die Tupperdose, fand eine Etage tiefer eine Packung Tiefkühlshrimps, die zwar verdächtig grau aussahen, aber das Haltbarkeitsdatum war vertrauenserweckend, griff mir eine Knoblauchzehe von der Anrichte und stopfte alles in meine große Umhängetasche.
»Danke«, sagte ich.
»Und was ist mit Bezahlen?«
»Ellis Fuffi und deine großzügige Einladung von vorhin, falls du die noch nicht vergessen hast ... Macht nach Adam Riese: Lass mich überlegen ... Genau. Rechnung beglichen. Gute Nacht! Ach so. Hast du noch so ’ne Tüte Tiefkühlpetersilie? Da ist sie ja. Danke, und wasch endlich deinen Bart. Da ist Ei drin.«
Kai-Uwe fiel die Kinnlade herunter. Wie hypnotisiert drückte er mir eine Zitrone in die Hand. »Das kannst du jetzt interpretieren, wie du willst«, sagte er und verschwand aus der Küche.
In der Wohnung war es still. Die Schlafzimmertür war zu. Von Doktor Thoma und seiner neuen Freundin war weit und breit nichts zu sehen. Der Casanova wusste, wann er den Bogen überspannt hatte.
Ich legte meine Beute in der Küche ab, holte das Telefon und schloss die Tür hinter mir. Dann wählte ich Raouls Telefonnummer. Während es in Spanien läutete, zündete ich den Gasherd an, der diesmal ohne Verpuffung seinen Dienst antrat, gab die tiefgefrorene Paella mit etwas Wasser in die Kasserolle und schob alles in den Backofen. Das alles, ohne eine Katastrophe anzurichten, obwohl ich die ganze Zeit den Telefonhörer unters Kinn geklemmt hatte.
Endlich nahm jemand am anderen Ende ab. Die Hintergrundgeräusche ließen darauf schließen, dass Raoul die Bude voll hatte und jede Menge zu tun.
»Raoul?«
»Wer?«
»Maggie hier. Ich brauche deine Hilfe. Wie brät man Garnelen?«, sagte ich mit gedämpfter Stimme.
Er schnaubte, aber bevor er etwas sagen konnte, kam ich ihm zuvor: »Bitte! Ganz schnell ... Ich weiß, du stehst in der Küche ... Aber es geht um Leben und Tod.«
»Deine Leben? Deine Tod?«
»Auch ... irgendwie. Kann ich dir nicht erklären, das ist zu kompliziert jetzt ...«
»Oliveöl, Knoblauch. Pfanne heiß. Shrimps braten, bisse Schale rot. Basta! Fertig.«
»Danke ... Woran sehe ich, dass das Öl heiß ist?«
»Wenne brennte Pfanne – Öl ware zu heiß! Adéu!«
Raoul hatte aufgelegt. Ich atmete tief durch und legte alles für das lebensgefährliche Experiment zurecht, goss Öl in die Pfanne, startete den Brenner und stellte mich in sicherem Abstand auf, um dem Fett beim Heißwerden zuzuschauen. Irgendwann stieg leichter Rauch auf, und die Oberfläche kräuselte sich. Von Weitem warf ich eine Handvoll Knoblauchzehen in die Pfanne. Das Fett spritzte, es knallte, noch mehr Rauch stieg auf, und ich geriet in Panik. Ich riss die Tüte mit den gefrorenen Shrimps auf und kippte alles auf einmal zum Löschen in die Pfanne. Als weiter nichts Schlimmes passierte, wagte ich es, den Regler für das Gas etwas herunterzudrehen und öffnete das Fenster, um den Rauch hinauszuwedeln. Zufrieden betrachtete ich meine Leistung. Wie aus dem Nichts verbreitete sich köstlicher Knoblauchduft in der Küche.
In der Pfanne vollzog sich die reinste Magie – aus den für meine Augen völlig abartig grau aussehenden Shrimps, die ich beinahe doch noch weggeworfen hätte, wurden plötzlich die orangeroten Dinger, wie ich sie gerne auf dem Teller hatte. Ach so, dachte ich, macht man das. Die sind gar nicht von Natur aus orange. Den letzten Satz muss ich wohl laut gesagt haben, denn hinter mir sagte Winnie: »Wer ist orange? Und warum riecht das hier so ... gut?«
Ich fuhr herum.
»Mein Gott. Musst du mich so erschrecken? Ich wollte dich überraschen.«
»Das ist dir gelungen. Eben wollte ich dich noch anschreien und dir vorschlagen, dass du dir eine Wohnung suchen sollst ... am besten noch gleich heute Abend. Aber das riecht ja super. Ich ändere meine Meinung: Morgen ist auch okay.« Er öffnete die Klappe vom Backofen und schnupperte.
»Meinst du das ernst? Du willst mich
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