totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
bisschen viel für mich. Tut mir leid.«
Benno Pohl zuckte noch nicht mal mit der Augenbraue. »Hm ... ja. Ich muss überlegen.« Er starrte an die Decke, kratzte geräuschvoll auf seinen Bartstoppeln herum. Ich konnte die leeren Sprechblasen durch den Raum schweben sehen, die vom Luftzug der vorbeifahrenden Züge durcheinandergewirbelt wurden. Schließlich schien der Makler zu einem Entschluss gekommen zu sein. »Da Sie eine gute Freundin von Berti Blaschke sind ... kann es denn auch kleiner sein?«
»Wie klein?«
»Sehr klein.«
»Mein Kleinstes waren dreiundzwanzig Quadratmeter.«
»Oh, dann ist das groß.« Er rieb sich die Hände und sagte: »Es ist gleich um die Ecke. Aber es ist Hinterhof, ein Anbau, dreiunddreißig Quadratmeter. Bisschen dunkel, mit Aussicht auf einen Garagenhof, aber da ist eine Küche drin und ein Schlafsofa. Duschbad. Nichts Dolles, aber Sie müssen nicht renovieren. Soweit ist da alles okay. Wird normalerweise an Handwerker oder Handelsvertreter vermietet, die nur ein paar Wochen bleiben.«
»Na dann. Hab ich eine Wahl?«
»Jetzt seien Sie mal nicht so pessimistisch. Mit ein bisschen weiblichem Dekorationssinn ...«
»Weder habe ich Sinn für Dekoration, noch kann ich kochen, Herr Pohl. Aber danke für Ihre Mühe. Schauen wir es uns an«, ... bevor ich von weiteren Sprechblasen aus Ihrem Mund den Zustand des Nicht-mehr-fröhlich-Beschwipstseins erreiche.
Wir liefen die Clemensstraße hinauf und bogen in die Taubenstraße ein. Pohl steuerte zielsicher auf das Haus Nummer 14 zu, nahm die Hofeinfahrt und führte mich zu einem winzigen Anbau.
»Soll das ein Witz sein?«, fragte ich. Das konnte doch kein Zufall sein, ausgerechnet hier zu landen.
»Bitte, was? Das ist ein vollisolierter Anbau. Teilmöbliert.«
»Ist hier jemand gestorben?«
»Nicht, dass ich wüsste. Der Vermieter ist grundsolide. Was ist denn los mit Ihnen?«
»Ach, nix.«
Benno Pohl guckte mich an, räusperte sich und war sogleich wieder im Makler-Modus. »Das war mal Waschküche und Kaninchenstall. Früher waren die oft im Hinterhof. Angrenzend haben Sie natürlich die Garagen, aber so oft fährt da keiner rein oder raus.«
Drinnen roch es etwas muffig, vermischt mit Wandfarben-aroma. Aber Pohl hatte nicht übertrieben. Die Wände waren frisch gestrichen, das Schlafsofa im Wohn-Schlafraum frisch gereinigt und die kleine Einbauküche sah auch aus, als könnte sie meinen Ansprüchen, die ja eher gegen null tendierten, genügen. Es gab sogar ein paar Töpfe, eine Pfanne und etwas Geschirr im Hängeschrank. Unterm Fenster standen ein Klapptisch und ein Stuhl. Wenn man über die dunkelbraunen Vorhänge hinwegsah ... und die Adresse?! Waren hier unheilvolle Schwingungen zu spüren? Angeblich soll es das ja geben. Ich spürte nichts und guckte ins Badezimmer. Neben der Dusche stand eine alte Topplader-Waschmaschine.
»Die läuft noch?«, fragte ich, alle Bedenken beiseite schiebend.
»Sicher. Funktioniert alles. Es gibt im Vorderhaus auch einen kleinen Kellerverschlag, den Sie benutzen können. Das wäre alles, was man wissen muss. Und, was sagen Sie? Einziehen können Sie sofort. Wie ich sehe, hat der Vermieter sogar den Fußboden neu gemacht.«
Ich guckte nach unten. Graue Teppichfliesen.
»Dann ist das nicht so fußkalt«, blubberte der Makler.
»Wer hat denn hier vorher gewohnt?«, fragte ich.
»Monatelang niemand. Deswegen hat der Vermieter mir auch den Auftrag gegeben ... Es kostet dreihundertzwanzig alles inklusive. Sie müssen noch nicht mal den Strom anmelden. Hier ist Ihr Zähler«, er wies auf eine weiße Box neben der Eingangstür, »wird aber trotzdem mit dem Vermieter abgerechnet. Der war die ewige An- und Abmelderei bei den Stadtwerken leid. Es gibt einen Telefonanschluss, aber darum müssten Sie sich selber kümmern. Ich gehe mal davon aus, dass Sie in absehbarer Zeit was anderes finden werden. Das hier ist nicht für ewig, oder?«
Plopp, Plopp, Plopp … Wer weiß?, sagte meine innere Stimme. Wer weiß?
»Kann ich meine Katze mitbringen? Freigänger.«
»Kein Problem.«
Mist! Die letzte Mauer zwischen mir und dem Anbau war gefallen. Eigentlich hatte ich gehofft, Nein sagen zu können. Aber Nein kann man nur sagen, wenn man Alternativen hat – und das war bei mir zurzeit die Mangelware der Saison.
»Dann nehme ich die Bude. Mit wem mache ich den Mietvertrag?«
»Das machen wir im Büro, jetzt gleich, wenn Sie wollen. Sie kriegen den Schlüssel, und Winnie hat wieder seine Ruhe.«
Ich
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