totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
Nimmerwiedersehen.«
»Winnie wird dich nie ins Altenheim bringen.«
»Ich hab dem gesacht, wenn et soweit is, dat ich ’ne Windel tragen muss, dann lass deine Waffe zwei Minuten rumliegen, dann erledige ich dat selbs, solange ich noch einen Finger krumm machen kann. Und da gibbt et keine Diskussion drübber.«
»Willst du noch einen Cognac?«, fragte ich, weil mich Bertis Themenwechsel aus der Bahn warf.
»Nee. Lass ma. Wer weiß, wie lang die Nacht noch wird.« Berti nestelte an ihrem Mantel herum und stieß einen tiefen Seufzer aus. In Ermangelung weiterer Themen goss ich mir selbst einen Cognac ein. Und dann warteten wir.
Nach meinem dritten Cognac klingelte endlich das Telefon. Berti nahm ab und hörte minutenlang zu. »Ja, Winnie, dat mach ich. Die arme Elli«, sagte sie und legte auf. »Ich bring die Elli gezz nach Hause. Der Winnie kommt spät.«
»Hat er was gesagt?«
»Nur, dat se den Rudi nich’ gefunden haben. Der is wohl auffe Flucht. Winnie ruft den Matti an. Ich fahr gleich nach Hause und sach der Mia Bescheid. Der Matti kriegt’n Herzinfarkt, dat schwör ich dir.«
»Vielleicht sollte ich mit ihm ...«
»Nee, lass ma, dat kann die Mia besser.«
Ach ja?, dachte ich. Wie es aussieht, könnt ihr alle immer alles besser. War ich denn die Einzige, die noch Platz in ihrem Herzen für den unglücklichen Rudi hatte? Was war denn bloß los mit der Truppe?
Und als hätte Berti meine Gedanken gelesen, sagte sie zum Abschied: »Der Rudi is einfach zu weit gegangen. Et is nich so, dat man zu seine Freunde nich steht – egal, wat passiert. Aber’n Mord, dat darf nich’ passieren. Da ist Schluss mit lustich.«
Elli stolperte mit hängenden Schultern die Treppe hinunter, Berti lief nebenher und hielt ihre Hand. »Du kannst bei mir übernachten, und morgen fahren wir zusammen nach deine Wohnung, und dann räuchern wa die ganze schlechte Energie da raus. Elli, du muss nach vorne gucken ... lass dich gezz bloß nich’ hängen ...«, sagte Berti eindringlich. Aber Elli sagte gar nichts mehr. Für Elli war grad die Welt untergegangen.
Ja sicher, bei Mord hört die Freundschaft auf. Meine innere Stimme schüttelte den Kopf und murmelte: Es ist nicht immer alles so, wie es aussieht. Wer hat das gesagt? Kurosawa? Buddha? Herr Matti?
Und wonach sieht es denn aus? Nach einem Mord, den Rudi begangen hatte. Rudi war leidenschaftlich, unüberlegt, enthusiastisch und seine Kinderstube war nie die beste gewesen und sein Lebenslauf deswegen schon gar nicht. Aber eines war Rudi ganz bestimmt nicht - blöd. Wenn er der Mörder war von diesem Macke – dann ... fress ich einen Besen, sagte meine innere Stimme. Mit Stiel, stimmte ich voller Überzeugung zu. Laut meinem Wissensstand, den ich mir in vielen Folgen CSI und CIS, und wie die Fernsehkollegen alle hießen, angeeignet hatte, fehlten noch ein paar Puzzleteile. Wann war Macke gestorben? Wo war Macke gestorben? Und wo war Rudi zu dem Zeitpunkt gewesen? Hatte Rudi überhaupt einen Teppich von Quality-TV? Und falls ja, hieße das dann, er hat Macke bei sich zu Hause umgebracht? Ohne, dass Matti was gemerkt haben soll? Immerhin wohnte Rudi über’m Bestattungsinstitut und Matti direkt gegenüber. Und wenn Rudi keinen Teppich hatte? Wo war der Tatort, bei dem der Teppich zufällig zur Hand gewesen war? Und wo war die Tatwaffe? Und blonde Frauen hin oder her – Winnie musste noch viel überprüfen, bevor man Rudi schuldig sprechen konnte.
Dank des Cognacs war ich auf der Couch eingeschlafen. Das Schlüsselgeklapper an der Tür weckte mich. Es war kurz vor sechs. Winnie kam zerknittert und erschöpft herein und warf seinen teuren Burberry achtlos über den Garderobenhaken. Der Mantel rutschte auf den Boden, aber Winnie hob ihn nicht auf. Er kickte seine Stiefel von den Füßen und wankte in Richtung Schlafzimmer.
»Habt ihr ihn gefunden?«, fragte ich.
»Nein.«
»Kann ich noch was für dich tun?«
»Nein.«
»Hast du den Todeszeitpunkt von Macke?«
»Nein, und jetzt nerv mich nicht mehr, Maggie, dafür wäre ich dir sehr dankbar. Und um allem vorzubeugen, was dir jetzt noch auf der Zunge liegt: Wir machen die Hausdurchsuchung bei Rudi morgen. Wir haben die Wohnung nur versiegelt. Und nein, die Tatwaffe haben wir nicht gefunden. Und ja, ich habe kurz mit Matti gesprochen. Willst du wissen, was er gesagt hat?«
»Natürlich.«
»
Herr Winnie
, hat er gesagt.
Sie werden die Wahrheit herausfinden
. Und was mache ich denn jetzt?«
»Du hast Angst, Matti zu
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