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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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Schäfchen, ich weiß nicht …«, sagte ich leise, aber sie unterbrach mich sofort: »Ich heiße nicht Schäfchen, ich heiße Bärbel. Und ich rede nicht mit dir.«
    »Und warum nicht? Weil Danuta es dir verboten hat? Wie blöd muss man sein, um sich von so einer vorschreiben zu lassen, mit wem man redet?«
    »Walburga, Danuta und ich sind eben Freundinnen.«
    »Nehmen sie dich wenigstens mit in die Kneipe oder auf ihre Shoppingtouren?«
    »Ja, sicher. Wir machen alles zusammen«, sagte sie und streckte mir ihren Arm entgegen. Ein Bettlerarmband, versilbert mit drei kleinen Würfeln daran. »Das tragen wir alle drei.«
    Bärbel sprach, als wäre sie mal grad zwölf Jahre alt. Ich sagte: »Toll, Bärbel – so ’ne richtige Weiberclique.«
    »Ja, wie in
Sex and the City
.« Fehlte nur noch ein Hätätät.
    »Dann kennst du ja auch den Freund von Danuta?«
    »Klar.«
    Ich wagte einen Vorstoß und fing an zu fantasieren: »Echt? Den Goofy, der die große Disko hat und die Haare immer so flippig gefärbt? Mit dem geht Danuta immer in die
Rote Laterne

    Das Schäfchen blinzelte und runzelte die Stirn. »Ja«, sagte sie gedehnt, und ich wusste Bescheid. Von ihr konnte ich nichts erfahren, weil sie gar nichts wusste. Weder gab es einen Goofy noch eine Diskothek. Ich lächelte sie an und sagte: »Du weißt gar nichts. Die nehmen dich dahin gar nicht mit. Der heißt nämlich gar nicht Goofy, der heißt Thorsten.«
    Jetzt hatte ich ihr was zu denken gegeben. Aber rausgefunden, wie Danutas Kneipenbegleitung hieß, hatte ich auch nicht.
    Das Schäfchen schniefte und nestelte ein Taschentuch aus ihrer Manteltasche.
    »Du solltest dir bessere Freunde aussuchen, wenn du deinen Job behalten willst. Und das meine ich jetzt mal richtig nett.« Ich nahm meine Tüten und setzte mich für den Rest der Fahrt in den hinteren Bereich. Gegen das Schäfchen waren die Gespräche der Teenies, die in Richtung Weihnachtsmarkt fuhren, geradezu hochintellektuelle Diskussionen.
    Und dann saß ich da mit meiner Grundausstattung und starrte die kahlen Wände meiner Behausung an. Hat doch alles keinen Zweck, dachte ich. Du musst die Wohnung behalten, du kannst nicht zurück zu Winnie. Das geht einfach nicht. Das würde auch den letzten Blutstropfen aus meiner Selbstachtung herausquetschen. Jetzt bloß nicht schlapp machen. Wie sagte Matti immer: Man tut, was vor der Nase ist. Also hieß das in diesem Fall: Geh zu Winnie. Hol deine Sachen und deinen Kater. Und morgen ist ein neuer Tag.
    Und das tat ich. Mit der Aussicht, mich bis auf Weiteres los zu sein, brachte Winnie mich, den Kater und meine Habseligkeiten in die neue Wohnung. Er war alles andere als begeistert, weil er nur für einen kurzen Boxenstopp zwischen zwei Terminen nach Hause gekommen war. Aber alles war am Ende besser, wie er sagte, als darüber nachzudenken, was aus Rudi werden würde. Sie hatten ihn immer noch nicht gefunden, und Winnie war ernsthaft besorgt.
    »Er wird sich doch nicht umbringen, oder?«, fragte ich.
    Winnie zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht hat er auch nichts zu sagen«, gab ich zu bedenken. »Einfach aus dem Grund, weil er es nicht war.«
    »Ja, ja, träum weiter, Maggie. Äh … hier war ich schon mal«, sagte Winnie, als wir vor dem Haus hielten.
    »Ja. Ich kann nix dafür. Hat sich so ergeben.«
    »Aber ich war da oben, im ersten Stock bei Schmicke. Bei deiner angeblichen Leiche. Was soll das, Maggie?«
    »Ich sagte es bereits - ich kann nix dafür. Die Bude war bei Pohl im Angebot, und ich hatte dir versprochen, dass ich ausziehe, also ziehe ich aus. Und der Schmicke werde ich wohlweislich aus dem Wege gehen. Besser gesagt ihrer Freundin, das ist diese Walburga, von der ich dir erzählt habe.«
    Wir schleppten meinen Kram durch die Toreinfahrt.
    »Tataaa! Schloss Abendroth, bitte einzutreten.«
    Winnie bugsierte das Katzenklo in den Wohn-Schlafraum und inspizierte die Küche, wippte auf dem Sofa herum und sagte dann: »Irgendwie gar nicht so übel. Und besser als das Souterrain damals, weil Küche getrennt von Restwohnraum.«
    »Von deinem Freund Benno Pohl.«
    Winnie zuckte mit keiner Wimper, als ich den Namen betonte. Vielleicht hatte er wirklich nichts damit zu tun? Ich ließ mich neben Winnie aufs Sofa fallen. Meine Umhängetasche rutschte von der Schulter, und der Inhalt verstreute sich auf dem Boden. Ich sammelte alles schnell wieder ein, aber er hatte den grauen Briefumschlag von Quality-TV schon gesehen.

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