totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
zuckte zusammen.
»Zahlt Winnie etwa die Provision an Sie?«, fragte ich.
»Nein.«
»Falls doch, kündige ich ihm die Freundschaft.«
Benno Pohl grinste und sagte: »Wirklich nicht. Ich habe tatsächlich nur den Zettel bei Berti im Kiosk gesehen …«
»Ja, ja«, sagte ich wenig überzeugt.
»Im Ernst. Warum sollte ich lügen?«
Weil Makler das für gewöhnlich immer tun?
»Kann ich Sie noch auf einen Kaffee einladen, Frau Abendroth?«
»Äh, nein. Mietvertrag und Schlüssel reichen. Ich muss gleich zur Arbeit. Vielleicht ein andermal.«
Die Qualle blubberte noch ein paar Höflichkeiten hervor, übergab mir den Schlüssel und wir gingen zu seinem Büro.
Als ich im Bus saß und zur Mittagsschicht in Richtung Quality-TV schaukelte, guckte ich in meine Umhängetasche – der Schlüssel und der unterschriebene Mietvertrag waren immer noch da. Winnie würde mir mit Freuden dabei helfen, meinen Kram am Abend rüberzufahren. Und dann? Wäre ich wieder auf mich allein gestellt. Nur diesmal hatte ich vor, es etwas besser zu machen als in den letzten Jahren. Praktisches Denken war vonnöten. Was braucht man für eine eigene Wohnung? Bettwäsche? Handtücher? Vielleicht noch einen Stuhl? Fernseher? Äh …? Oh je …
»Das holen wir dir im Personal-Outlet, Maggie«, zerstreute Hassan meine Bedenken, als ich ihm zur Feier des Tages im Pausenraum eine Cola ausgab. »Das schaffen wir für unter fünfzig Euro. Und einen Fernseher werden wir auch irgendwie gebraucht auftreiben.«
»Meinst du jetzt den richtigen Personal-Outlet oder den Danuta-Walburga-Outlet?«
»Den richtigen, natürlich. Ach, du weißt es ja noch gar nicht. Die beiden haben sich beurlauben lassen. Ganz plötzlich.«
Das war mir natürlich gar nicht recht, denn ich hatte gehofft, Danuta in eine dunkle Ecke zu drängen und sie darüber auszuquetschen, wer ihr Freund ist – bevor Elli es tun würde.
»Und Möhl hat das genehmigt? Es ist doch Urlaubssperre, Krankwerdensperre und bei Todesstrafe verboten zu sterben.«
»Danuta kriegt alles, was sie will. Jetzt flattert er rum wie ein angestochenes Huhn. Nix mehr Kaffee für den Teamleiter und frische Brötchen, die wie durch Zauberhand auf seinem Schreibtisch wachsen.«
»Und Schäfchen?«
»Die stirbt vor Angst, weil ihre beiden Bodyguards weg sind. Also, wenn du mich fragst, irgendjemand hat den beiden einen Tipp gegeben – über diese Untersuchung der Diebstähle hier im Haus. Vielleicht war es sogar Möhl persönlich, unfreiwillig, weil er sich dicke tun wollte vor Danuta … Hey, wir haben noch eine Viertelstunde. Lass uns den Outlet-Store plündern.«
Gesagt, getan. Dort gab es Auslaufmodelle, leicht angeschlagene Waren und Dinge, die sogar von den Stammkunden als untauglich erachtet worden waren. Der Shop wurde fleißig von allen frequentiert, auch wenn niemand zugeben wollte, dass er da einkaufte. Angeblich ging man nur hin, um zu lästern oder Geschenke für ungeliebte Verwandte einzukaufen. Elf Minuten später war ich ausgerüstet. Mit vier vollen Tüten Erstausstattung taumelten Hassan und ich eine Sekunde vor Schichtbeginn in die Callcenter-Etage. Für den ganzen Kram hatte ich 49,90 Euro ausgegeben, und ich war im Besitz von zwei Sets Handtüchern, einem Zehnerpack Spültücher, einem Beutel voller Putzschwämme und Lappen, zwei Bettwäschegarnituren – na gut, Mikrofaser und mit Blumenmustern – aber bei Hassans Talent zu handeln, konnte ich mich nicht beschweren. Dazu hatte ich noch einen Campingstuhl, grün, mit Getränkehalter. Und da wir Mitarbeiter auf alle runtergesetzten Sachen auch noch mal fünfundzwanzig Prozent Nachlass bekamen, war ich für den Preis jetzt auch im Besitz eines wasserdichten Badezimmerradios, Plastik, im Quietscheentchen-Design, das wunderbar zum Badvorleger passte – knallrot mit einer gelben Ente drauf über deren Kopf in einer Sprechblase
Quark, Quark
zu lesen war.
»Das müsste doch
Quak, Quak
heißen, oder?«, sagte ich.
»Deswegen kostet der auch nur einen Euro«, sagte Hassan. »Jetzt hab dich mal nicht so.«
»Und wie kriege ich den ganzen Kram nachher hier weg?«
»Frag den Möhl, der trägt Damen doch gerne die Einkäufe hinterher«, feixte Hassan. Aber als er mein Gesicht sah, sagte er schnell: »Ich komme mit. Neue Wohnung ist doch spannend.«
Ich verstaute alles unter meinem Arbeitstisch und loggte mich in Windeseile ein. Möhl saß wie versteinert am Teamleitertisch, telefonierte und starrte uns an. Kaum hatte ich meinen ersten
Weitere Kostenlose Bücher