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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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enttäuschen?«
    »Die Wahrheit wird die größte Enttäuschung seines Lebens.«
    »Das ist das, was du denkst. Du bist enttäuscht, weil du die Wahrheit über Nikolaj herausgefunden hast. Und die gefällt dir nicht – und dir gefällt auch nicht, wie du darauf reagierst. Matti denkt total anders. Manchmal glaube ich, der ist nicht von dieser Welt – aber Tatsache ist: Der ist viel mehr in der Welt als du und ich. Und noch eins: Die Wahrheit könnte immer noch ganz anders aussehen, als wir alle glauben.«
    »Woher die Philosophie, Frau Abendroth?«
    »Es hat was mit Likör zu tun. Rudi trinkt nie welchen. Und auf dem Foto, das Elli gemacht hat, sieht man das aber. Man könnte immer noch sagen, dass Rudi eventuell eine komplett gespaltene Persönlichkeit hat. Du weißt: multiple Persönlichkeiten, die voneinander tatsächlich gar nichts wissen.«
    »Die sind aber seltener als die Steinlaus.«
    »Eben. Und deswegen frage ich mich, und dasselbe solltest du auch tun: wann das war und wo das war, wo Macke zu Tode kam, und ob Rudi eventuell ein Alibi für den Zeitraum hat«, sagte ich. »Wo kam der Teppich her? Lag der am Tatort? Und wenn alle Indizien immer noch auf Rudi hindeuten, dann braucht er wirklich einen Psychiater.«
    »Möchte Madame Abendroth eventuell meinen Job machen?«
    »Nein. Es sei denn, du ziehst dich jetzt um, gehst ins Callcenter und telefonierst mit hunderten von Bekloppten. Dann könnten wir drüber reden.«
    Die Schlafzimmertür fiel ins Schloss und ich hörte, wie Winnie aufs Bett fiel.
    »Ich hab Aussicht auf eine Wohnung. Ich dachte, die Nachricht könnte dich aufheitern«, rief ich auf dem Weg ins Bad.
    Ich bekam keine Antwort, machte kehrt und öffnete die Schlafzimmertür. Winnie lag quer über dem Bett und schlief. Ich deckte ihn zu und ging leise hinaus.

Kapitel 16
    Benno Pohl entsprach nicht meiner Vorstellung eines Wohnungsmaklers. Statt Haifischgebaren an den Tag zu legen, sah er aus wie eine gemütliche, aber sehr giftige Qualle, umgeben von einem Dunstkreis aus Cognac und Pfefferminze – und das am frühen Morgen. Er begrüßte mich in seinem Büro, bot mir einen Stuhl an und sagte: »Ich weiß schon von Berti, dass Sie was Preiswertes suchen; und am besten was ohne Courtage. Und sie hat auch gesagt, dass Sie einen Job haben, aber nicht sehr viel verdienen ...« Die Sätze brachte er leise und in einer Langsamkeit hervor, dass vor meinem geistigen Auge Sprechblasen entstanden, die im Raum herumschwebten, und wenn sie das Mobiliar berührten, zerplatzten sie und ihr Inhalt löste sich in noch mehr Cognac-Pfefferminz-Aroma auf.
    »Mit anderen Worten, Sie wissen auch über meine Schuhgröße und meinen derzeitigen Beziehungsstatus Bescheid.«
    Er lachte (plopp, plopp, plopp) und rückte seine Krawatte unterm stoppeligen Doppelkinn zurecht. »So ungefähr. Aber egal, wenn Sie jetzt Zeit haben, kann ich Ihnen was auf der Königsallee zeigen. Fünfundvierzig Quadratmeter. Wollen wir?«
    Ich wollte. Wir liefen zu Fuß durch den sich immer höher türmenden Schnee und waren nach ein paar Minuten bereits am Ziel. Es war das letzte, oder wie man es sehen wollte, erste Haus direkt neben der Bahnüberführung, und wie sich herausstellte, lagen alle Zimmer zur Bahnseite hin. Wir standen im Nichts einer unrenovierten Wohnung, deren Wohnzimmerwände davon zeugten, dass hier vor gar nicht langer Zeit eine Schlacht mit Traubensaft stattgefunden haben musste. Die Diele war dunkelbraun gestrichen, die Türzargen knallrot. An den tiefer gelegenen Stellen sämtlicher Türrahmen hatte sich ein Pitbull oder ein Vierbeiner ähnlichen Kalibers mit dem Holz amüsiert. Die Lage der Wohnung erinnerte mich an die Bleibe in der Johanniterstraße, die Elli mir mal zur Verfügung gestellt hatte. Aber hier war noch nicht einmal ein Garten zwischen mir und den hin- und hersausenden Intercityzügen.
    »Kein Wunder, dass die frei ist«, sagte ich.
    »Aber verkehrsgünstig.« (Plopp)
    »Wenn ich vorhätte, mich vor einen Zug zu werfen.«
    »Und stadtnah ... und billig. Dreihundert kalt plus fünf - undachtzig Nebenkosten. In diesem Fall übernimmt der Vermieter meine Bezahlung. Er will nur jemand Ordentlichen.«
    Er hätte die Crime-Scene-Cleaners vorher hier reinschicken sollen, dachte ich und sagte: »Danke, Herr Pohl. Aber in diesem Fall haben wir unterschiedliche Vorstellungen von ›billig und preiswert‹. Und ich habe auch gar keine Möbel. Hier steht nix drin, und renoviert werden muss auch. Das ist alles ein

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