totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
adoptiert hätten, würde ich jetzt Brenner heißen und ich hätte den Rolinski und dem sein Scheißleben nie zu Gesicht gekriegt.« Rudi wischte sich mit beiden Händen durchs Gesicht, als müsste er eine üble Erinnerung wegwischen.
Ich schrieb alles auf die Liste. Das Einzige, was ich nicht überprüfen konnte, war Rudis Alibi, denn ich wusste nicht, wann Macke getötet worden war.
»Weißt du was? Ich geh jetzt und recherchiere diese Zwillingsgeschichte …«
»Und wo?«
»Weiß ich noch nicht. Mia hat einen Computer. Zur Not frage ich Gerrit. Mal sehen.«
»Aber du sagst Mia doch nichts, oder?«
»Nein. Ich sage ihr nichts. Und du bleibst hier, schreibst auf, so gut es geht, was du wann, wo, wie in den letzten Tagen gemacht hast. Denk über alles genau nach. Irgendwo da muss ja der Todeszeitpunkt von Macke gewesen sein. Vielleicht hast du ein Alibi, und du weißt es gar nicht.«
»Ja, vielleicht.« Er setzte sich an den Klapptisch. »Ich mache mir Sorgen um Matti«, sagte er unvermittelt. »Der glaubt jetzt, ich hätte ihn im Stich gelassen, weil ich was Doofes angestellt habe. Ich halte das kaum aus, Maggie, dass der jetzt was Schlechtes von mir denkt. Ich hab dem alles zu verdanken. Seit ich den im Knast kennengelernt habe. Ich dachte, mein Leben würde besser werden. Immer denk ich, es muss doch was besser werden, aber dann wird alles nur noch schlimmer.«
»Schreib lieber – über Matti mache ich mir die wenigsten Sorgen«, sagte ich. »Und während ich weg bin, lass das Licht aus. Wenn du Licht brauchst, geh ins Bad. Und mach niemandem die Tür auf.«
»Natürlich nicht. Wie lange bist du weg?«
»Ne Stunde oder so … Und im Übrigen: Herzig wartet darauf, dass er deine Verteidigung übernehmen kann. Vielleicht wäre es besser, du würdest mit dem im Präsidium erscheinen. Freiwillig.«
»Herzig glaubt doch bestimmt auch, dass ich das war.«
»Aber er ist trotzdem einer von den Guten.«
Rudi nickte. »Versprichst du mir was?«
»Was denn?«
»Gehst du zu Matti und sagst ihm, dass ich nix gemacht habe, und sag ihm, dass du mit ihm arbeitest, bis sich alles aufgeklärt hat? Der braucht dich jetzt, Maggie. Bitte.«
»Ich kann nicht wieder im Bestattungsinstitut arbeiten, Rudi. Ich krieg Nervenkasper zwischen all den Leichen …«
»Maggie. Es geht um unseren besten Freund. Wenn der Winnie das erst mal alles bearbeitet, und vielleicht findet der ja einen Zwilling von mir … dann klärt sich alles schnell auf. Tut es doch, oder?«
»Wenn das so ist, ja. Aber das wissen wir doch noch nicht.«
»Eben, wenn das länger dauert … oder stell dir mal vor, die verhaften mich … du musst dich um Matti und Mia kümmern. Ich hab das vorhin mitgekriegt, wie du Winnie erzählt hast, dass du keinen Job mehr hast – das passt doch total, wenn du zu Matti gehst. Bitte. Dann fühlt er sich nicht so allein. Um mich muss sich keiner kümmern …«
Nun ja, das sah ich anders. Ich nahm meine Tasche, lief zur nächsten Telefonzelle und rief Mia an. Ich ließ es ewig lange läuten, aber niemand nahm ab.
Dann war es wohl Zeit für einen Überraschungsbesuch. Da sollte man nicht mit leeren Händen erscheinen, dachte ich und lief zum nahe gelegenen Supermarkt. Dort kaufte ich das größte Kalbskotelett, das ich bezahlen konnte, warf noch eine Tüte Gnocchi in den Korb und zwei Dosen Katzenfutter. Kurz vor der Kasse rannte ich prompt Hassan in die Arme, der einen vollen Einkaufswagen vor sich her schob.
»Du musst mir einen Gefallen tun. Besorg für mich die Liste, bitte, mit den Teppichbestellungen. Es ist wirklich dringend.«
»Ja, hallo. Und: Natürlich, nichts leichter als das. Sag mal, spinnst du?«
»Nein. Das wäre es schon. Wenn du die hast, kannst du die bei Berti im Kiosk hinterlegen, aber bitte in einem zugeklebten Briefumschlag. Ich hab kein Telefon, weißt du.«
»Ja, ich weiß. Und wie ist es sonst in der neuen Bleibe?«
»Bisschen eng. Aber es geht. Und ich muss mich beeilen. Wenn ich so weit bin, lade ich dich ein und du kochst was Leckeres«, sagte ich mit Blick auf seine Einkäufe.
Er zeigte auf meinen Korb und sagte: »Wird Zeit, dass dir jemand Tomatensauce beibringt.«
»Ja, ja«, sagte ich und lief zur Kasse.
Gerrit van Sandt war zu überrascht, mich zu sehen, und meine Gastgeschenke, die ich ihm in die Hand drückte, verhinderten, dass er sich mir in den Weg stellen konnte. Er sah nicht so aus, als hätte er Besuch erwartet. Mal ein ganz anderer Anblick: Der Herr Psychologe im
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