totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
Achse, aber es änderte nichts an der Tatsache, dass er weg war. Und es änderte auch nichts daran, dass ich Winnie informieren musste. Ich müsste ihm ja nicht alles sagen – zum Beispiel, dass Rudi hier gewesen war. Ich würde ihm die Zwillingsidee schon irgendwie verkaufen. Das Notizbuch hätte Matti gefunden haben können ... oder so. Aber um es in die Hände zu bekommen, müsste ich erst mal da gewesen sein.
Mein Magen knurrte. Der Kater guckte mich mit großen Augen an. Ich öffnete eine Dose Katzenfutter. Doktor Thoma schnupperte, drehte sich dreimal um seine eigene Achse und konzentrierte sich wieder auf die Teppichfliesen.
»Du hast keine Veranlassung zu glauben, dass hier in der nächsten Zeit noch mal was Besseres auf den Tisch kommt.«
Seine Ohren zuckten, aber er blieb dabei. Für Dosenfutter würde er den Fußboden nicht freigeben.
»Glaubst du, da wohnen die Mäuse?«, sagte ich.
Seine zuckende Schwanzspitze sagte ja.
Ich steckte Rudis Kalender ein und wollte gehen, da hörte ich, wie auf dem Hof ein Auto anhielt und ein Garagentor geöffnet wurde. Um nicht eventuell Walburga wieder in die Arme zu laufen, spähte ich, von der Gardine verborgen, hinaus. Im Hof war das Licht angegangen. Ein Mann und eine Frau, beide dick in Schal und Mantel eingehüllt, beluden einen schwarzen Kombi mit Kartons, die sie aus der Garage nebenan holten. Endlich schob der Mann die große Flügeltür wieder zu, stieg in den Wagen und fuhr davon. Die Frau ging durch den Hintereingang ins Haus. Das Licht im Hof erlosch.
Kapitel 18
Von der Telefonzelle aus rief ich als Erstes Winnie im Präsidium an. Sein Kollege Peter sagte, dass Winnie unterwegs und es nicht ratsam sei, ihn auf dem Handy anzurufen, wenn es nicht um Leben und Tod ginge.
»Nun ja – tut es aber irgendwie«, sagte ich.
»Dann erzähl mal. Hast du den Verdächtigen gesehen?«
»Nein. Ich habe mir aber Gedanken gemacht zu dem Fall.«
»Aha?«, kam aus vom anderen Ende der Leitung.
»Stell ruhig auf
laut
, damit sich alle amüsieren«, sagte ich.
»Hab ich schon. Karin hört mit.«
»Hallo«, hörte ich Karin rufen. »Wieder irgendwelche spektakulären Ideen am Start?«
»Wem hast du deine letzte Belobigung zu verdanken? Ich kann auch meine Klappe halten und warten, bis Winnie wieder da ist.«
»Nee, erzähl mal«, sagte sie schon wesentlich interessierter.
Dass man die Leute aber auch immer daran erinnern musste, dass sie einem was schuldig waren.
Ich erklärte also die Zwillingstheorie, gab alle Fakten, die ich von Rudi erfahren hatte, durch und sagte: »Also – Geburtenregister und das ganze Pipapo. Seine Mutter hieß erst Margot Wevelsiep und dann später verheiratete Rolinski. Ihr müsst mit seinen Pflegeeltern reden oder die Hebamme ausfindig machen, bei der Frau Wevelsiep entbunden hat. Wenn es einen Bruder geben sollte, könnt ihr das am schnellsten feststellen.«
»Natürlich. Aber was ist mit den Fingerabdrücken?«
»Wie viele habt ihr denn finden können? Ich meine, an der Leiche oder so ...?«
Am anderen Ende der Leitung raschelte Papier. Ich hörte Peter irgendwas murmeln. Dann sagte Karin: »Einen brauchbaren. Und der ist von Rudi Rolinski.«
»Aber er hat die Leiche doch angefasst, als er sie entdeckt hat!«
»Hör auf, mit mir zu diskutieren, Maggie«, sagte Karin. »DNA lügt nicht.«
»Das habe ich doch nie behauptet! Und was, wenn es wirklich einen Zwilling gibt, eineiig?!«
»Abgesehen davon, dass du Gespenster siehst ... Woher weißt du das eigentlich alles?«, fragte Peter.
»Ich weiß es eben.«
»Ist Rudi etwa bei dir?«
»Nein, ist er nicht. Und selbst wenn er es wäre, ich würde es euch nicht sagen.«
»Oh, oh, du lehnst dich aber ganz schön aus dem Fenster für den. Hat dich der Geist der Weihnacht schon erwischt?«
»Würde mich freuen, wenn euch der Geist der Erkenntnis erwischen würde. Guckt ihr jetzt nach, ob Rudi einen Bruder hat?«
»Ja, ja«, hörte ich Karins Stimme.
»Sag nicht
ja, ja
. Das macht mich nervös. Ach, und noch was ...«
Am anderen Ende der Leitung hörte ich die beiden schwer atmen.
»Ich brauche das Tondokument mit dem Anruf, den ich in der Nacht gekriegt hatte. Ihr wisst schon ...«
»Und wie wir das wissen. Wozu brauchst du es?«, fragte Karin und konnte den genervten Unterton nicht verbergen.
»Für meinen Anwalt. Q-TV hat mich gefeuert, unter anderem auch deswegen. Vielleicht möchte ich denen noch Ärger machen. Könnt ihr das besorgen? Ohne Winnie was zu
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