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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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stattdessen.
    “Mike?”
    “Mike Metzger.”
    “Sag bloß! Wieso sitzt der denn nicht mehr?”
    “Ist auf Bewährung vorzeitig entlassen.”
    “Bist du dir sicher?”
    Madeline hörte Stimmengewirr im Hintergrund. “Ich bin ihm heute Nachmittag begegnet.”
    Eine lange Pause folgte. “Hat er dir Angst eingejagt, Maddy?”, fragte Molly dann.
    Bis jetzt nicht wirklich. Im Gefängnis schien er weit ab vom Schuss. Sein bösartiger Blick hingegen war schwer zu verdrängen. Der Anrufer von heute in der Redaktion, der Kerl, der sich als ihr Vater ausgegeben hatte, der hasste sie offenbar. Ob es Mike gewesen war?
    Ein Frösteln überlief sie. “Ein bisschen schon.”
    “Du solltest zur Polizei gehen.”
    “Und was soll ich der bitte schön sagen?”
    “Zeig ihnen den Brief, den er dir geschickt hat.”
    “Der kam aus der Haft, Mol! Ergo wurde er vorher von der Gefängnisleitung abgesegnet. Offenbar hat die den Inhalt nicht sonderlich bedrohlich gefunden. Ist er vermutlich auch gar nicht gemeint. Sich darüber zu ärgern, dass man etwas nicht getan hat, ist ja nicht dasselbe, als wenn man es ankündigt.”
    “Na, als du mir das vorgelesen hast, da stellten sich mir die Nackenhaare aber einzeln auf!”
    Bei den betreffenden Worten –
Hätte ich euch bloß beide umgelegt …
… war es auch Madeline nicht anders ergangen. Allein, selbst sie war alles andere als überzeugt gewesen, dass er diese Drohung jemals in die Tat umsetzen würde. “Kein Mensch in der Stadt würde mich ernst nehmen. Alle halten Mike für ‘nen hoffnungslosen Fall, der höchstens eine Gefahr für sich selbst darstellt. Wenn sie jemanden für gewalttätig halten, dann eher Clay, oder? Weißt du doch!”
    “Kennst du nicht den Polizeichef recht gut? Mit dem kann man doch sicher reden, oder?”
    Auf ein Geräusch von draußen hin trat Madeline ans Fenster. Sie hatte Hunter den Wagen geliehen. War er jetzt aus irgendwelchen Gründen noch einmal zurückgekommen?
    “Toby, meinst du? Könnte sein.” Sie spähte durch die Scheibe, aber im Anbau blieb alles dunkel. “Ich werde ihn morgen mal anrufen.”
    “Sag mir Bescheid, wie’s gelaufen ist.”
    “Mach ich. Viel Spaß beim Videogucken.” Sie beendete das Gespräch. Danach überzeugte sie sich, ob auch alle Türen verschlossen waren, und sah noch geraume Zeit in den Garten hinaus. Spukte da etwa einer herum?
    Mad-dy … hier spricht dein Dad-dy …
    Der Teil davor war eigentlich noch grausamer gewesen, denn sie hätte so gerne geglaubt, dass er sich plötzlich melden oder nach all den Jahren unvermittelt auftauchen würde.
    Sie ging von einem Fenster zum anderen und stellte sich dabei ein Wiedersehen mit ihrem Vater vor. Vielleicht lagen sie ja allesamt falsch, und er irrte irgendwo in der Weltgeschichte herum. Konnte doch sein, dass er bei einem Raubüberfall einen Schlag auf den Kopf bekommen und das Gedächtnis verloren hatte …
    Wahrscheinlich war das zwar nicht, aber ausgeschlossen auch nicht. Und manchmal reicht das doch als Strohhalm, an den man sich klammern konnte, oder? Dann wären Irene, Clay, Grace und Molly aus dem Schneider. Madeline bräuchte deren Unschuld nicht weiter anzuzweifeln, und ihren Vater hätte sie auch wieder. Dann wäre dieser quälende Drang, Verlorenes wiederzugewinnen, endlich gestillt.
    Freilich, es war unrealistisch, irgendwelchen Hoffnungen auf ein solches Ende nachzuhängen. Madeline hatte das Gefühl, dass jemand in der Nähe war – draußen, im Vorgarten. Sie war jedoch nicht so dumm zu glauben, es sei ihr Vater.
    Clay war versucht, das Telefon einfach zu überhören. Er hielt gerade Allie in den Armen und versuchte verzweifelt, sich einzureden, er werde sie nie verlieren – obwohl in seinem Keller eine Leiche begraben lag. Doch nach dem Brief von vorhin traute er sich nicht, diesen nächtlichen Anruf zu ignorieren. Wenn ihn jemand um Mitternacht erreichen wollte, hatte das sicher seinen Grund. Blieb nur zu hoffen, dass es nicht seine Mutter mit ihrem ständigen Theater war.
    “Nicht jetzt”, stöhnte Allie.
    Er küsste sie auf die empfindliche Stelle unter dem Ohr und löste sich widerwillig von ihrem warmen, weichen Körper. “Sorry …” Dann schlug er die Laken zurück und langte nach dem Apparat. “Hallo?”
    “Hunter Solozano hier.”
    “Bin beschäftigt”, schnarrte er in den Hörer, schon voller Sehnsucht nach seiner Frau. Sie wollten ein Kind, doch inzwischen traute sich Clay gar nicht mehr so recht, eins zu zeugen. Wenn er schon

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