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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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geholt?
    Montgomery :
Nein, ich hatte Schiss, mein Stiefvater könnte jeden Moment nach Hause kommen. Da wollte ich möglichst schon im Bett liegen.
    Officer Grimsman :
Der musste den Schaden früher oder später doch sowieso entdecken!
    Montgomery :
Ach, die alte Schleuder, die war schon so verbeult – da hoffte ich, er würde es nicht merken.
    Officer Grimsman :
Und dein vermatschtes Gesicht auch nicht, was?
    Montgomery :
Ich musste ja am nächsten Morgen schon in aller Frühe zur Schule.
    Officer Grimsman :
Und wenn er dich gesehen hätte?
    Montgomery :
Dann hätte ich ihm gesagt, ich wäre in eine Prügelei geraten oder so.
    Officer Grimsman :
Du gibst also zu, dass du ein Lügner bist.
    Montgomery :
Ich sage nur, erstens ist bei dem Unfall an der alten Karre nicht viel passiert, und zweitens wollte ich mir nicht noch mehr Stress einhandeln, als ich sowieso schon hatte.
    Laut Clays eigener Aussage hatte sein Gesicht also schon vor dem Betreten der Polizeiwache so verquollen ausgesehen. Etwaige dort erlittene Verletzungen hatte er sich nach dem Unfall zugezogen oder – wie es die Polizei andeutete – in einer Auseinandersetzung mit Barker.
    Hunter zog einen DIN-A4-Umschlag mit der Aufschrift
Fotos
hervor. Er enthielt etliche Aufnahmen von Clay mit Datum auf der Rückseite. Ein Foto stammte vom 5. Oktober, dem Tag nach dem Verschwinden des Reverend, aber noch von vor der Vernehmung. Darauf hatte Clay ein blaues Auge, eine geschwollene Lippe und eine Platzwunde an der Wange.
    Verletzungen, wie man sie sich durchaus bei einem Aufprall auf ein Lenkrad zuziehen konnte. Allerdings wirkten sie auf ihn eher wie die Folgen einer Schlägerei …
    Kurz entschlossen griff Hunter zum Telefon und wählte Madelines Nummer.
    “Hallo?”, nuschelte sie hörbar benommen.
    “Schon geschlafen?”
    “Noch nicht ganz. Was gibt’s?”
    “Weißt du noch, wie Clay nach der polizeilichen Vernehmung aussah?”
    “Übel. Bei dem Schlag auf die Tischkante hatte er sich das Nasenbein gebrochen.”
    Hunter legte die Fotos weg und schob die Akte beiseite, damit er sich besser auf dem Bett zurücklehnen konnte. “Diese Mrs. Ledermann, die Protokollantin – wohnt die noch hier in der Gegend?”
    “Ja, aber in Vollzeitpflege. Sie hat Alzheimer. Warum fragst du?”
    “Ich versuche, mir ein Bild zu machen. Ich weiß nicht recht, ob ich die Version der Polizei plausibel finden soll.”
    “Welcher Vorfall kommt dir denn nicht ganz koscher vor?”
    “Der mit dem umgekippten Stuhl. Vielleicht auch der mit dem Unfall.”
    “Mit dem hatte auch die Polizei so ihre Probleme”, sagte sie. “Meine Mutter hat in einer separaten Befragung ausgesagt, Clay habe sich das Gesicht verletzt, als sie ihn unabsichtlich mit dem Ellbogen anstieß, weil sie etwas aus dem Schrank holen wollte.”
    “Warum diese Abweichung?”
    “Ich glaube, meine Mutter wusste nichts von dem Unfall und befürchtete wohl, die Hämatome im Gesicht wären ein Schuldindiz.”
    “Was das beweist, ist dir klar, oder?”
    “Es beweist, dass sie Angst hatten”, gab sie zurück, einen Hauch zu schnell. “Dass sie befürchteten, sie würden für etwas belangt, das sie nicht getan hatten.”
    “Es beweist aber auch, dass sie bereit war, für ihn zu lügen.”
    Madeline gab keine Antwort. Hunter konnte es ihr nachfühlen. Hier handelte es sich um eins jener Details, die sie lieber verdrängte.
    “Hatte der Wagen eigentlich sichtbaren Schaden genommen?”, wollte er wissen.
    “Eine Delle, genau an der richtigen Stelle”, sagte sie triumphierend, auf einmal hellwach.
    Grübelnd starrte er unter die Zimmerdecke. “Der alte Pick-up existiert wohl nicht mehr?”
    “Nein, der war damals schon uralt. Wir haben ihn kurz darauf verschrotten lassen. Wir haben alles verkauft, was wir nicht unbedingt brauchten, damit wir etwas zu essen hatten.”
    “Schlug dein Vater Clay eigentlich?”
    “Geschlagen? Nein. Jedenfalls nicht in dem Sinne, wie du es meinst.”
    “Wie denn sonst?”
    “Mein Vater hielt viel von körperlicher Züchtigung, Hunter. So ist er selber erzogen worden, und so sollten seine Kinder ebenfalls diszipliniert werden. Jedenfalls hat man ihm das so beigebracht. ‘Wer mit der Rute spart, verzieht das Kind’ und so weiter. Aber er hat es nie übertrieben, und Schläge gab’s nur, wenn wir ungezogen waren.”
    Hunter langte zum Lichtschalter und knipste die Leuchte aus, um seine Augen zu schonen. “Und wie oft hat Clay sich danebenbenommen?”
    “Das kam schon mal

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