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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Beweise vorlegen könnt!”
    Pontiff griff sie beim Ellbogen. “Hör mal, Maddy”, zischte er, “du zahlst dem Burschen hier ‘ne Menge Kohle, damit er dir aufsagt, was du hören willst. Du hast Clay gern, also sagt er dir, dass Clay es nicht gewesen ist. Dadurch hat er aber noch lange nicht recht damit. Rausgeschmissenes Geld ist das.”
    “Lecken Sie mich doch am Arsch”, sagte Hunter, dem allmählich der Kragen platzte. “Sie wissen ja nicht, wovon Sie reden.”
    Pontiff ignorierte ihn und verlegte sich lieber darauf, an Madeline zu appellieren. “Lass den Kerl in den Wind schießen. Ich finde den Mörder deines Vaters und auch den, der bei dir eingebrochen hat. Und es kostet dich keinen müden Dollar. Ich bin schließlich Polizist, klar? Nicht so ein Raffzahn wie der da!”
    “Halten Sie sich mal zurück, Sie Dorfsheriff. Bis jetzt haben Sie nichts auf die Reihe gebracht, außer sich vor ihre Truppe zu stellen. Vor Polizisten, die ihre Stellung dazu missbrauchten, einen 16-jährigen Jungen zu misshandeln.”
    Trotz ihrer Verwirrung und ihres Gefühlschaos fand Madeline ihn ausgesprochen anziehend. Zumal er sich so für Clay einsetzte.
    “Der erzählt doch nur Schwachsinn, Maddy!”, rief Radcliffe, der ihr Schweigen als Unschlüssigkeit missdeutete und sich nun ins Zeug legte. “Clay wurde nicht zusammengeschlagen!”
    “Ich habe die Niederschriften gelesen”, sagte sie. “Mag sein, dass Clay nie Vorwürfe erhoben hat, aber ich glaube, dass Hunter recht hat.”
    “Was?”, entfuhr es dem Polizisten.
    Mit erhobenen Händen sorgte sie für Ruhe. “Es liegt auf der Hand. Und es ist ein weiterer Beleg dafür, dass ich jemanden brauche, der die Sache von einer anderen Warte aus betrachtet, als die ganze Stadt es tut. Jemanden wie Hunter.”
    “Der Kerl ist ein Wichtigtuer, Maddy”, betonte Pontiff. “Jag ihn zum Teufel. Der hat hier nichts verloren.”
    Madeline war tatsächlich versucht, Hunter ziehen zu lassen. Jedoch nicht, weil sie Pontiff oder Radcliffe recht gab. Ihre Gründe beruhten allein auf der Selbsterhaltung. Sie merkte, wie sie sich in ihn verliebte, und zwar so rückhaltlos, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Und das, obwohl er derjenige war, der alles, was sie bisher von ihrem Vater und ihrer Familie angenommen hatte, über den Haufen warf.
    “Hunter bleibt!”, stellte sie klar.
    Pontiffs Griff um ihren Ellbogen verstärkte sich. “Warum?”
    “Weil es Zeit wird, der Wahrheit ins Auge zu sehen.”
    Hunter stand vor Madelines Sofa und schaute auf die Schlafende hinunter. Er hatte bis zum Morgen durchgehalten, ohne sie zu berühren. Darauf war er stolz, zumal das nicht einfach gewesen war. Er hätte sie gern getröstet, wusste jedoch, wohin ein Nachgeben geführt hätte, und wollte auch ihre Hilflosigkeit nicht ausnutzen. Also hatte er sich zusammengerissen, bis sie beide eingeschlafen waren – sie auf der Couch, er im Fernsehsessel. Jetzt wollte er möglichst los, ehe sie aufwachte. Es gab einige Gespräche zu führen, und bei denen wollte er sie lieber nicht dabeihaben.
    Sich bewusst auf leisen Sohlen bewegend, kraulte er kurz die Katze und verließ dann das Haus. Kaum vor der Tür, zog er sein Mobiltelefon aus der Hosentasche, klappte es auf und betrachtete forschend Marias Bild im Display, obwohl er es sowieso in jeder Einzelheit kannte.
    Er musste unbedingt mit ihr sprechen. Vielleicht, so seine Hoffnung, würde ihm dann eher wieder bewusst, wieso er sich das, was er allmählich für Madeline empfand, nicht leisten konnte – Gefühle wie Zärtlichkeit, Begehren, Leidenschaft und seinen Beschützerinstinkt.
    Ein einziges nettes Wort von seiner Tochter, und er hätte sich eine Beziehung mit Madeline auf der Stelle abgeschminkt. Dieses Opfer würde er bringen. Falls Maria bereit wäre, sich mit ihm zu treffen, würde er sich gleich morgen in einen Flieger nach Kalifornien setzen. Er fürchtete, sie könnten sonst beide zu viel verpassen. Sie war ja erst zwölf! Da gab es doch noch so viel zu sehen, zu erleben, zu fotografieren … beispielsweise ihren Abschlussball.
    Seufzend fragte er sich, wie es so weit hatte kommen können. So ein miserabler Ehemann und Vater war er gar nicht gewesen, zumindest nicht bis zum letzten Jahr seiner Ehe, in dem er und Antoinette einander so fremd geworden waren, dass er kaum einen Tag durchhielt, ohne sich volllaufen zu lassen. Vor diesem letzten Ehejahr war er eigentlich ein recht vorzeigbarer Gatte gewesen, besonders anfangs, als er

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