Totgesagt
hab ihm noch und noch zugeredet, er müsste abnehmen, mindestens fünfzig Kilo. Aber er wollte ja nicht hören. ‘Bubba’, hab ich gesagt, ‘irgendwann fällst du tot um bei deinem Gewicht!’“
“Und schon war’s passiert”, sagte die Butler. “Lassen Sie ihn hier beerdigen, Helen? Durch das Bestattungsinstitut Cutshall?”
Die Schwester nickte. “Selbstverständlich.”
Butler wandte sich an den Chief. “Dann rufe ich da mal an, damit die den Leichnam abholen.”
Madeline hörte, wie Butler den Leichenwagen anforderte, und daher versuchte sie, Helen abzulenken. “Wir bringen eine schöne Traueranzeige in der Zeitung, ja?”, fragte sie. “Wenn ich etwas Besonderes schreiben soll, sagen Sie’s ruhig.”
Helen löste sich etwas von ihr, um sich über die Augen zu wischen. “Ich … ich verstehe nicht viel davon. Aber er war ein guter Bruder. Schreiben Sie, dass er ein guter Bruder war.”
“So machen wir’s”, versprach Madeline.
“Und Sie meinen, eine Obduktion erübrigt sich?”, fragte Pontiff die Gerichtsmedizinerin, nachdem diese den Anruf beendet hatte.
“Ich sehe keinen Anlass für den zusätzlichen Aufwand, von den Kosten ganz zu schweigen”, erwiderte sie. “Sie etwa? Bei seinem Gewicht”, fuhr sie angesichts seiner Unschlüssigkeit fort, “ist er entweder an einem Herzinfarkt oder durch den Sturz gestorben. Eine unnatürliche Todesursache kann ich nicht erkennen.”
Toby wandte sich an die Schwester. “Was meinen Sie denn? Wollen wir mit der Beerdigung nicht noch ein paar Tage warten? Dann könnten wir den Leichnam nach Corinth in die Pathologie überführen.”
Helen schnäuzte sich in ein frisches Tempo und knüllte es zusammen. “Was soll das bringen?”
“Vielleicht hilft es Ihrem Seelenfrieden, wenn Sie die genaue Todesursache kennen.”
Helen barg wieder das Gesicht in die Hände und schluchzte durch die Finger. “Ach lassen Sie nur. Das macht ihn auch nicht wieder lebendig. Es war bestimmt sein Herz. Es hat nicht mehr mitgemacht – wie ich es ihm immer prophezeit habe.”
19. KAPITEL
O bwohl sie die Glaser erwartete – eine neue Fensterscheibe war fällig – und in der Redaktion jede Menge Arbeit wartete, blieb Madeline bei der Schwester des Toten, bis das Bestattungsinstitut den Leichnam abgeholt hatte. Wegen der Ereignisse der vergangenen Woche litt sie unter Konzentrationsschwierigkeiten und war deshalb im Büro im Rückstand. Und seit Hunters Anwesenheit wurde die Lage in der Redaktion auch nicht gerade besser. Um weiteren Problemen vorzubeugen, hatte Madeline am Morgen Bea Davis zur Aushilfe eingestellt. Die hatte vor ihrem Umzug nach Stillwater, wo sie inzwischen mit ihrem Mann einen Hundesalon betrieb, bei einer größeren Zeitung gearbeitet und sollte nun einen kurzen Beitrag über das Debüt von Brittany Wiseman in der Schulaufführung schreiben. Ferner einen Artikel über Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen, quasi im Nachgang zum tödlichen Unfall von Rachel Simmons. Sie hatte Madeline zudem gefragt, ob sie nicht auch eine Reportage über Hunter verfassen könne. Alle Welt sei doch so neugierig auf ihn, meinte sie. Anfangs hatte Madeline abgelehnt, dann aber doch nachgegeben. Vermutlich musste man den Bürgern von Stillwater auch mal ein Appetithäppchen bieten, sozusagen als Ausgleich dafür, dass sie sich in letzter Zeit so wenig um die Zeitung gekümmert hatte.
Zusätzlich zu diesen Beiträgen plante sie, die Sache mit den in dem Cadillac gefundenen Slips weiterzuverfolgen, schon aus Dankbarkeit gegenüber all denen, die sich auf der Polizeiwache eingefunden und sich die Bilder angesehen hatten. Bei der Gelegenheit wollte sie auch noch einmal auf die Belohnung verweisen. Vielleicht, so ihre Planung, konnte man zudem etwas über den DNA-Test schreiben und darüber, wie heutzutage so manch ungeklärter Fall durch den genetischen Fingerabdruck doch noch gelöst werden konnte. Natürlich durfte sie die Todesanzeige für Bubba Turk nicht vergessen, inklusive der Informationen, wann der Leichnam aufgebahrt werden und wann genau die Beerdigung stattfinden sollte.
“Was machen wir denn jetzt mit diesem Wohnwagen hier?”, fragte Helen, offensichtlich völlig überfordert von all dem, was da auf sie zukam. “Und mit Bubbas ganzen Sachen?”
“Eins nach dem anderen.” Madeline stand neben ihr in der Tür und sah zu, wie der Streifenwagen und die Rechtsmedizinerin dem Leichenwagen in Kolonne vom Wohnwagenpark aus folgten. Helen sollte mit ihrer
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