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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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dem Beifahrersitz von Rays Kleinlaster gesessen.
    “Und wie …”
    Madeline zuckte zusammen, als er über ihre Schulter hinweglangte und das Bild gerade rückte. Dass er so dicht hinter ihr stand, hatte sie gar nicht gemerkt. “Ohne sie ist nichts mehr so, wie es mal war”, sagte er.
    “Ich war’s nicht”, beteuerte Mike Metzger.
    “Und das soll ich Ihnen abnehmen? Wo Sie Madeline direkt vor meinen Augen bedroht haben?” Hunter lehnte sich gegen den Kotflügel von Madelines Auto. Er wusste, dass Metzgers Mutter sie von drinnen beobachtete. Sie hatte ihm die Haustür aufgemacht und dann widerwillig ihren Sohn aus seinem Zimmer geholt. Da Hunter ihre Erschöpfung und Besorgnis nicht entging, hatte er ihn außer Hörweite beiseitegezogen. Er wollte die Eltern nicht unnötig in Angst und Schrecken versetzen, weil die womöglich fürchteten, ihr Filius stecke schon wieder in Schwierigkeiten. Die Sorge war unbegründet, wenn Mike nachweisen konnte, dass er sich keine Verletzungen zugezogen hatte, die mit den Blutspuren in Madelines Haus übereinstimmten.
    “Mich kriegt keiner mehr in den Knast”, murrte er trotzig.
    “Wo waren Sie letzte Nacht?”
    “Hier. Meine Eltern schmeißen mich raus, wenn ich das Haus nach Einbruch der Dunkelheit verlasse. Fragen Sie die doch. Die haben Schiss, man könnte mir Barkers Tod anhängen. Sie meinen, die Vergangenheit holt uns wieder ein.”
    “Ich will überhaupt keinem was anhängen”, gab Hunter zurück. “Mir geht es ausschließlich um die Wahrheit.”
    Mike kramte eine Zigarettenschachtel hervor und zündete sich eine Zigarette an. “Die Wahrheit?”, knurrte er. “Die interessiert doch eh keinen. Jeder bastelt sich seine eigene Version davon zurecht.”
    Vor Hunters Füßen hatte sich eine kleine, vereiste Pfütze gebildet. Während er weitersprach, zerhackte er die Eisdecke mit der Stiefelspitze. “Und wie lautet Ihre?”
    Mike nahm einen tiefen Zug und ließ den Qualm langsam in die Luft kräuseln. “Die würden Sie mir ja doch nicht glauben, selbst wenn ich sie Ihnen verrate. Nicht mal meine eigenen Eltern glauben mir.”
    “Kommt auf ‘nen Versuch an.”
    Metzgers Blick schweifte hinüber zu den großen, mit Plastikplanen abgedeckten Düngerhaufen, die bei Frühjahresbeginn auf die elterlichen Äcker ausgebracht werden sollten. “Barker war nicht der Heilige, für den ihn alle Welt hielt”, brummte er, wobei er noch einmal an seinem Glimmstängel saugte.
    Hunter verzog keine Miene. “Weil er Sie wegen der Kifferei drangekriegt hat?”
    “Quatsch. Weil er ‘ne Affäre hatte.”
    “Mit wem?”
    “Kein Plan. Aber ich hab die beiden mal gehört. In seinem Büro. Und Irene kann’s nicht gewesen sein. Die war an dem Tag gerade bei Velma Lowe und machte da Pfirsiche ein, für arme Leute. Das weiß ich deshalb, weil meine Mom auch dabei war.”
    “Was wollen Sie denn da gehört haben? Stimmen?”
    “Gestöhn.”
    Sowohl Katie als auch Rose Lee waren Barkers “Assistentinnen” in der Kirche gewesen. Zu dem von Metzger gemeinten Zeitpunkt aber waren sie ja schon tot. Hatte er wohl Grace gehört? “Muss ja nicht gleich Lustgestöhn gewesen sein, oder? Er hätte doch auch ‘ne Magenverstimmung haben und deswegen vor Schmerzen stöhnen können?”
    Metzger imitierte lustvolle Laute, wie sie gemeinhin beim Sex vorkommen, und beäugte Hunter düster. “Wenn Sie so was aus meiner Bude hören – würden Sie das für Bauchgrimmen halten?”, knurrte er feindselig. “Ich wusste genau, was da ablief, selbst damals schon.”
    “Vielleicht war er allein und in einen besonders anregenden Tagtraum versunken.”
    “Nee, mein Lieber.” Resolut schüttelte Metzger den Kopf. “Ich hab auch ‘ne Frauenstimme gehört, die jammerte, er solle aufhören.” Mike schnippte die Zigarettenasche auf den gefrorenen Boden. “Ich glaube, die haben da so Sado-Maso-Spielchen getrieben.”
    Es war kein Eis zum Zerstoßen mehr da. Hunter schlug die Knöchel übereinander und blickte auf. “Irgendeine Ahnung, wer die Frau war?”
    “Wie gesagt, nein.” Er ließ die Zigarette zwischen den Lippen, sodass sie beim Sprechen wippte. “Ich hab noch versucht, durchs Fenster zu linsen, und bin extra auf den Baum vor der Butze geklettert. Wollte ja nicht verpassen, was da abging. Allein vom Zuhören wurde einem ganz anders. Außerdem war mir klar, wenn ich den Reverend bei was noch viel Schlimmerem ertappe als meine Kifferei, dann könnte ich ihm so richtig eins reinwürgen.”
    Aus

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