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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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herunter. “Nun sag schon, was es ist”, drängte sie stattdessen.
    Nur: Er brauchte gar nichts zu sagen. Sie standen bereits in seiner Arbeitsnische, in der er einen Rechner aufgebaut hatte. Und da lag es, das Ding; auf seinem Schreibtisch.
    Es war ein Dildo – zwar grotesk riesig, doch ansonsten täuschend lebensecht in Form und Farbe. Genau wie der aus dem Kofferraum des Cadillacs.
    “Cool, was?”, knurrte Joe.
    Madeline merkte, wie ihr der kalte Schweiß ausbrach. Die Stimme des anonymen Anrufers hallte in ihrem Kopf wider: “Spreiz für mich die Beine, ja, Kleines?”
    Wie aus weiter Ferne hörte sie, dass die Haustür geöffnet und geschlossen wurde. Kurz darauf Joes Stimme: “He, wer sind Sie denn? Was fällt Ihnen ein, einfach in mein Haus zu latschen?”
    Dennoch stand sie wie zur Salzsäule erstarrt da, bis sie Hunters Hand auf der Schulter spürte. Erst dann gehorchten ihre Muskeln wieder. “Geh zum Wagen!”, sagte er sanft. “Ich erledige das schon.”
    Am nächsten Morgen beobachtete Hunter, wie die Sonnenstrahlen durch die Jalousien in Madelines Schlafzimmer fielen. Warm und anschmiegsam lag sie da in herrlicher Nacktheit, doch miteinander geschlafen hatten sie nach ihrer Rückkehr nicht. Der abscheuliche Inhalt des Pakets hatte ihnen die Lust gründlich verdorben. Hunter hatte sich lediglich an sie geschmiegt, und nachdem sie endlich eingeschlafen war, hätte er sie nur ungern wieder geweckt.
    Leise schlüpfte er aus dem Bett, zog sich so geräuschlos wie möglich an und ging nach unten. Den Autoschlüssel in der Hand, verließ er das Haus. Der Einbruch … Der Kunststoffphallus … Sofern Barker sich tatsächlich an jungen Mädchen vergriffen hatte, wovon Hunter inzwischen fest ausging, war er deswegen umgebracht worden. Insofern konnte er unmöglich Madelines unbekannter Quälgeist sein. Falls Irene die Tat begangen und danach die ganze Familie zu einem Vertuschungsmanöver herangezogen hatte, schieden auch die Montgomerys aus. Anderenfalls hätten sie ja ihr Motiv preisgegeben und damit den Verdacht automatisch auf sich gelenkt. Wer also kam noch infrage?
    Irgendetwas übersah er. Ein entscheidendes Detail, möglicherweise eine Gefahr für Madeline. Aus seiner Sicht gab es nur einen, der ihm die nötige Auskunft erteilen konnte.
    Ray saß im hintersten Winkel des Schnellrestaurants. Er war schon früh in die Stadt gefahren, um noch schnell bei Madelines Redaktion vorbeizuschauen, ganz gespannt darauf, ob das Paket, das er am Abend zuvor auf die Schwelle gelegt hatte, noch da war. Er konnte es kaum erwarten, dass sie es kriegte, und als es nicht mehr dort lag, war ihm ein Schauer der Erregung über den Rücken gelaufen. Zur Feier des Tages hatte er sich im
Two Sisters
ein üppiges Frühstück geleistet und sich dabei in einem fort eins ins Fäustchen gelacht. Mit Behagen stellte er sich vor, wie sie wohl geguckt und was sie gefühlt haben mochte, als sie diesen riesigen Dildo aus der Schachtel zog und merkte, dass es genauso einer war wie der aus Barkers Caddy.
    Bemüht, vor diebischer Freude nicht laut herauszuplatzen, stocherte er gerade auf seinem Teller herum, da ließ sich Walt Eastman auf die Bank gegenüber gleiten.
    “Alles klar, Kumpel?”, fragte sein Freund mit besorgter Stimme.
    Rays gute Laune war wie weggeblasen. “Alles paletti”, nuschelte er vorsichtig, die Gabel schon halbwegs am Mund. “Wieso?”
    “Na ja, weil du doch ziemlich gut befreundet warst mit Bubba …”
    “Ach so, ja”, murmelte er. “Tragisch, echt.” In Gedanken noch ganz bei Madeline, hatte er Bubba schon beinahe vergessen. Allzu gern dachte er sowieso nicht darüber nach. Barker, ja, dem hatte das nichts ausgemacht, jemanden umzubringen. Ray wusste, dass der Reverend Katie über den Haufen gefahren hatte; er konnte sich noch entsinnen, wie Baker ihm damals versicherte, er werde schon dafür sorgen, dass das Gör den Mund hielt. Und das war eine ganze Weile vor dem tödlichen Unfall gewesen. Ray hingegen fehlte das Zeug zum Mörder. Sicher, um das Gewünschte von Madeline zu bekommen, würde ihm wohl letzten Endes nichts anderes übrig bleiben, als sie umzulegen, da machte er sich nichts vor. Doch eilig hatte er es damit nicht. Wenn man es geschickt anstellte, konnte man eine Frau ziemlich lange in den Bergen gefangen halten, oder? Er hatte sich vorgenommen, alles so einzurichten, dass sie nicht abhauen konnte. Im Übrigen: Wenn sie um Hilfe schrie, hörte das sowieso keiner. Mit der Zeit würde

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