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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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sie sich an seine Besuche gewöhnen und auch an die Spielchen, die er mit ihr zu spielen gedachte. Dann konnte sie bald für ihn das kleine Mädchen markieren.
    Und ganz nebenbei: Wenn er sie schon umbringen musste, dann lieber oben in den Bergen. Da ging es einfacher. Da war man ungestört, mit lauter Wald ringsum …
    “Und dann auch noch dieser Privatdetektiv, der überall auftaucht und die Leute wegen Rose Lee löchert”, fuhr sein Kumpel kopfschüttelnd fort. “Wenn du mich fragst: Der geht entschieden zu weit mit seinen Andeutungen, mit ihrem Tod, da sei was nicht mit rechten Dingen zugegangen.”
    Schlagartig ließ Ray die Gabel sinken. “Sag das noch mal!”
    Walt beugte sich über den Tisch. “Ja, weißt du das etwa noch nicht?”, raunte er.
    Ray hielt den Mund und wartete ab, wusste er doch, dass sein Freund sich nicht lange bitten lassen würde. Keiner zerriss sich so gern das Maul wie Walt. Und richtig, schon legte er los. “Er soll gesagt haben, Barker wäre ein Kinderschänder gewesen. Nicht zu fassen, was? Der Reverend! Wenn die Vincellis das hören, flippen die aus. Elaine hält sich doch für ‘nen Grundpfeiler der Gemeinde! Mann, was war die immer stolz auf ihren Bruder und seinen Ruf!”
    “Von wem hast du das?” Dumpf schlug ihm das Herz in der Brust.
    “Mike Metzger, der war gestern Abend in der Billard-Bar und behauptete, der Reverend wäre schon immer abartig gewesen. Und Hunter, der sei derselben Meinung, sagte er. Barker wäre schlimmer gewesen wie ‘n Ehebrecher.”
    “Was soll denn schlimmer sein als Ehebruch?”
    “Na, Vergewaltigung vielleicht? Kindesmissbrauch? Der glaubt bestimmt, der Koffer aus dem Cadillac, der gehöre Barker!”
    “Er unterstellt also nicht, Barker hätte sich an Rose Lee vergriffen?” Die Angst war wieder da, dieselbe würgende Panik, die ihn dazu getrieben hatte, Bubba umzubringen. Falls die Polizei die Sache mit Barker und Rose aufdeckte, würden die Bullen ihn zwangsläufig dazu befragen, und womöglich brachte er sich dann in Teufels Küche, indem er bei einem Lügendetektortest durchfiel oder sich aus Versehen selbst belastete. Falls die erst einmal anfingen, ernsthaft nach Beweisen zu forschen, dauerte es wahrscheinlich nicht lange, bis sie ihm nachwiesen, dass er genauso viel Schuld trug wie Barker. Dass er im Grunde genommen seine Tochter im Gegenzug für Kost und Logis regelrecht verkauft und bei der ganzen Schweinerei auch noch mitgemacht hatte.
    Heiliger Bimbam, es hatte Fotos gegeben, die ihn dabei zeigten, wie er Katie auf die abscheulichste Art traktierte. Barker hatte sogar verlangt, dass er ein Geständnis unterschrieb, sonst hätte er ihn nicht weiter an ihren Sitzungen teilnehmen lassen. Er hatte Ray dazu verdonnert, alles aufzuschreiben, und ihm gedroht, mit diesen Aufzeichnungen zur Polizei zu marschieren und ihm die Sauerei anzuhängen, sollte er je auch nur ein Sterbenswörtchen von ihren ganz privaten Orgien verraten.
    Zu dem Zeitpunkt war Ray schon viel zu süchtig nach dem Kick gewesen, um sich zu sperren. Und jetzt hatte er keinen blassen Schimmer, wo das Geständnis abgeblieben war. Unter dem Krempel, den er aus Madelines Keller geklaut hatte, befand es sich jedenfalls nicht, das stand fest. Er hatte jedes einzelne Stück Papier genau studiert, hatte bei Büchern die Seiten aus dem Einband gerissen.
    “Schätze ich mal”, brummte Eastman jetzt. “Er wollte wissen, wie oft die beiden zusammen waren. Ob du dabei gewesen wärst oder nicht. Und warum du dich am Ende mit Barker überworfen hast.”
    “Warum? Weil er mich zu mies bezahlte, darum!”, lamentierte Ray missmutig. Teilweise stimmte das sogar. Barker wollte Rose Lee zwar weiter an die Wäsche, aber zahlen wollte er nicht mehr. Anscheinend glaubte der Reverend, er hätte sich mit der Zeit so eine Art Gewohnheitsrecht erworben. Dann stieß Eliza auf ein paar von den Pornoheften, die Ray für den Reverend besorgt hatte. Von da an ahnte Barker wohl, dass seine bessere Hälfte ihm genau auf die Finger guckte, und spielte fortan wieder den frommen Hirten. Vorübergehend zumindest. Kurz nachdem sie sich erschoss – oder von Barker erschossen wurde, wer wusste das schon –, heiratete er ein zweites Mal. Von da an war die Gelegenheit wieder günstig.
    “Der dachte, ich maloche für lau”, nörgelte Ray. “Nur weil er mein Seelsorger war. Aber von Gotteslohn wird man nicht satt.”
    “Das wirst du Madelines Schnüffler verklickern müssen”, meinte Walt.

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