Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
wir waren uns ja nicht besonders grün, als er verschwand. Aber ich denke doch oft an ihn.”
    “Das ist sehr nett von dir.” Ihr Telefon zeigte an, dass schon ein weiterer Anruf in der Leitung wartete. “Bestell deiner Mutter gute Besserung”, sagte sie und wechselte zum Folgeanrufer, bei dem es sich wieder nicht um Pontiff handelte, sondern um Clay, wie sie an der Kennung bemerkte. “Was gibt’s, großer Bruder?”
    “Nichts Neues”, antwortete er. “Wollte mich nur mal melden und hören, wie’s bei dir so läuft.”
    Jetzt stieß sie sich doch vom Computertisch ab, ließ den Bürostuhl kreiseln und schaute bekümmert durch das große Vorderfenster der Redaktion. Vor ihr lag eine ganze Straßenzeile mit Stillwaters erfolgreichsten Gewerbebetrieben: der Baumarkt
L&B
, das Möbelhaus
Town & Country
, das Bestattungsinstitut
Cutshall
, das Auktionshaus
Lambert
und die Billardkneipe mit dem bezeichnenden Namen
Let The Good Times Roll
, zu der auch eine schummrige Bar gehörte. Auch eine Ecke der Polizeiwache war zu sehen. Und genau die zog Madelines Blick nun magisch an, als könne er glatt durchs Mauerwerk dringen.
    “Mir geht’s bestens. Nur den Regen, den habe ich satt.”
Und langsam werde ich kribbelig, weil Pontiff sich Zeit lässt mit dem Anruf!
    “Du hast dir das gestern ja ziemlich zu Herzen genommen, Mad.”
    “Er kommt nicht wieder”, murmelte sie geistesabwesend. “Ich dachte, es fiele mir leichter, wenn ich wüsste, dass er … dass er endgültig fort ist. Aber so ist es nicht. Es macht mich wütend. Und ich bekomme ein schlechtes Gewissen, als ob ich mich irgendwie nicht genug für ihn eingesetzt hätte.”
    “Du hast jede kleinste Spur veröffentlicht, hast Belohungen ausgesetzt, damit die Leute mit Hinweisen kommen, hast gemacht und getan. Du hast nicht lockergelassen und dafür gesorgt, dass die Sache nicht in Vergessenheit gerät. Du hast dein Bestes gegeben.”
    Sie wusste, mit ihrer Hartnäckigkeit hatte sie Clay, seinen Schwestern und seiner Mutter manches Problem bereitet. Dauernd in der Defensive, hatten sie zwei Hausdurchsuchungen auf der Farm über sich ergehen lassen und das Misstrauen fast aller Bürger der Stadt sowie permanentes Getuschel ertragen müssen. Nur: Was war Madeline denn anderes übrig geblieben? Und welche Alternative hatte sie jetzt, außer weiter nach dem Verantwortlichen zu forschen? Lee Barker war nun einmal ihr Vater! Der einzige Elternteil, der ihr damals geblieben war.
    Im Übrigen: Wäre es für die Montgomerys nicht auch besser, wenn der Schleier endlich gelüftet wurde?
    “Ich hätte schon längst einen Privatdetektiv einschalten sollen”, bemerkte sie. “Vielleicht hätte ich da schon lange meinen Frieden gefunden – und dir die Sache im letzten Sommer erspart.”
    Clay reagierte nicht auf die Erwähnung der damaligen Mordvorwürfe gegen ihn. Er machte niemals großes Aufheben um seine Schwierigkeiten. “Allie nimmt das alles sehr mit”, sagte er. “Hoffentlich denkst du nicht von ihr, sie hätte dich bei ihren Ermittlungen im Stich gelassen.”
    “Nein, im Gegenteil – ich habe euch zwei enttäuscht. Ich kann’s noch immer nicht glauben, dass ich …” Sie nestelte an ihrem Büroklammermagneten herum. Normalerweise sprach sie überhaupt nicht gern über das, was sich an dem Abend in der Anglerhütte von Allies Dad abgespielt hatte. Als sie Officer Hendricks beschwatzte, um … Das Thema war für alle tabu. Heute jedoch drängte es sie, es anzusprechen und sich noch einmal zu entschuldigen. Clay hätte dabei sterben können, und zwar durch ihre Schuld. Schon beim bloßen Gedanken daran schauderte es sie. “Das Ganze tut mir furchtbar leid.”
    “Nicht der Rede wert. Hendricks sollte nur ein bisschen mit den Ketten rasseln. Das ist mir schon klar.”
    “Aber wenn ich ihn nicht losgeschickt hätte, dann wäre dir auch nichts passiert.”
    “Du konntest ja nicht wissen, dass er so weit gehen würde. Und erst recht nicht, dass ich an dem Abend dort unten war.”
    Das stimmte zwar, doch dass sie sich damals überhaupt zu dieser Taktik hatte hinreißen lassen, war unverzeihlich. Hätte sie sich, als Allie nach Stillwater zurückkehrte und ihr versprach, sie werde sich um das Verschwinden ihres Vaters kümmern, bloß nicht dermaßen übertriebenen Hoffnungen hingegeben. Oder sich nicht so schrecklich hilflos gefühlt, als Allies Interesse schließlich nachließ. Dann hätte sie vermutlich nicht so unüberlegt gehandelt. So aber waren

Weitere Kostenlose Bücher