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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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nichts Ungewöhnliches. Und vor fünfundzwanzig Jahren galt das erst recht.”
    Hunter war von einer starken, sehr eigenwilligen Mutter erzogen worden. Sie hatte ihm einen gehörigen Respekt vor dem anderen Geschlecht vermittelt. Diese von Madeline geschilderte Einstellung Frauen gegenüber fand er deshalb äußerst altmodisch – als wäre man in den 50er-Jahren gelandet. Oder noch früher. “Sehen Sie Ihre Rolle als Frau ähnlich wie Ihre Stiefmutter?”
    “Ich bin eine Verfechterin der Gleichbehandlung am Arbeitsplatz”, hob sie hervor. “Ich empfinde es aber als durchaus angenehm, wenn ein Mann sich als Kavalier verhält und einem die Tür öffnet oder das Tanken abnimmt.”
    Er quittierte die Bemerkung mit einem Schmunzeln. “Aha, von beiden Welten das Beste.”
    “Ich sehe nicht ein, wieso sich das gegenseitig ausschließen soll. Ich verlange, was mir zusteht, bin aber gleichzeitig immer noch Frau und möchte auch gern als Dame behandelt werden.”
    “Und ihr Freund genügt in dieser Hinsicht Ihren Ansprüchen?”
    Sie blinzelte verblüfft. “Welchen Freund meinen Sie?”
    Na der, der dafür sorgt, dass es mir egal sein kann, ob ich dich attraktiv finde oder nicht!
“Am Flughafen sagten Sie doch, Sie hätten einen festen Freund.”
    Sie wandte den Blick ab. “Ach so, ja, richtig.”
    Dass sie erst mit einiger Verspätung auf diesen Freund kam, sprach Hunters Meinung nach nicht gerade für diese Beziehung. Das ging ihn allerdings nicht das Geringste an. “Tragen Sie sich denn mit Heiratsplänen, Sie und Ihr Partner?”
    “Darüber möchte ich nicht sprechen.”
    Was war denn an der Frage so aufdringlich? Er hatte wahrlich doch schon intimere Details aus ihrem Leben wissen wollen. Trotzdem, ganz unrecht hatte sie nicht; er schweifte vom Thema ab. “In Ordnung. Wenn Sie mir den größten Charakterfehler ihres Vaters nennen müssten – welcher wäre das?” Er zwang sein Augenmerk wieder dorthin, wohin es gehörte.
    Ihre Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. “Er ging zu sehr in seiner Arbeit auf. Seine Kirche, die Gemeinde – das war sein Ein und Alles. Aber er hat uns immer gut behandelt.”
    Hunter fragte sich, ob Irene ihm wohl die gleiche Antwort gegeben hätte. “Bestand eine Lebensversicherung?”
    “Mein Vater hatte eine abgeschlossen. Eine ziemlich bescheidene. Die hat meine Stiefmutter aber nie eingefordert.”
    “Wieso nicht?”
    “Wir hofften natürlich, dass er nicht … dass er mal zurückkommen würde.”
    Wir …
Das war ja interessant. Einerseits hatten sie die Hypothek nur mit Mühe zurückzahlen können, und dann wiederum hatte Irene nicht einmal versucht, ihren Mann für tot erklären zu lassen, um die Lebensversicherungssumme ausgezahlt zu bekommen. Hatte sie wohl tatsächlich auf eine Rückkehr gehofft? Oder eher befürchtet, ein Antrag auf Auszahlung der Versicherung könne womöglich ein Untersuchungsverfahren der Versicherungsgesellschaft nach sich ziehen?
    Falls Madelines Stiefmutter die Täterin war, dann wohl nicht des Geldes wegen; sonst hätte sie die Versicherungssumme für sich reklamiert. Außerdem schien es ihm fraglich, ob sie Lee Barkers Tochter dann weiter bei sich behalten hätte.
    Folglich war sein Tod vermutlich auf Wut oder Eifersucht zurückzuführen … “Halten Sie es für möglich, dass Ihr Vater eine Liebschaft hatte? Oder Ihre Stiefmutter?”
    “Nein.”
    Zack, das war’s, kurz und bündig. Nur ein Wort. “Und woher wollen Sie das so genau wissen?”
    “Irene zog damals durchaus die Blicke auf sich. Tut sie übrigens immer noch. Sie war zwar bemüht, die perfekte Pastorengattin zu sein, aber Einfachheit und Demut – das lag ihr einfach nicht. Wenn Sie Irene kennenlernen, dann werden Sie es selber sehen. Sie liebt verrückte Frisuren, legt gern Make-up auf und trägt stets knallige Klamotten, figurbetont und tief ausgeschnitten.” Sie lächelte liebevoll. “Als wir in der Pubertät waren, da hatte sie niemanden außer uns. Sie war ja neu in der Gegend, und wir wohnten auf einer Farm, weitab vom Schuss.”
    “Und niemand hatte etwas an ihr auszusetzen?”
    “Nur die Ladys, die es selbst auf meinem Vater abgesehen hatten. Die ließen natürlich kein gutes Haar an ihr.”
    “Wie steht es mit den Nachbarn?”, fragte er weiter. “Könnte ihre Mutter ein Verhältnis in der Gegend gehabt haben?”
    “Ach, wenn Sie die kennen würden, könnten Sie sich die Frage sparen”, gab sie lachend zurück. “Außerdem standen die überwiegend mit

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