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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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das.”
    “Sind die glaubwürdig?”
    “Die meisten halten zwar nicht viel von Mike, doch seine Eltern sind recht beliebt.”
    “Wo im Elternhaus befand sich Mikes Zimmer? Wissen Sie das?”
    “Im Obergeschoss. Wenn er gewollt hätte, wäre er unbemerkt rausgekommen.”
    “Werde ich mir merken.”
    Sie fühlte sich eine Spur besser. Anders als sämtliche Polizisten, mit denen sie bisher zu tun gehabt hatte, nahm Hunter ihre Anregungen viel unvoreingenommener auf. Er war erheblich mehr daran interessiert, jeden Aspekt des Falles zu untersuchen. Seine Einstellung machte ihr doppelt bewusst, wie schwierig es gewesen war, die in der Stadt herrschenden Vorurteile gegenüber den Montgomerys zu überwinden. Sicher, er war teuer, aber anscheinend sein Geld wert. Bestimmt würde er auf etwas stoßen, was den anderen entgangen war.
    “Hat man ihm denn Strafmilderung in Aussicht gestellt, falls er kooperiert?”, fragte er. “Quasi im Gegenzug für sachdienliche Hinweise bezüglich des Verschwindens Ihres Vaters?”
    “Ich habe seinerzeit Chief McCormick, den damaligen Leiter der Polizeiwache, regelrecht angefleht, sein Möglichstes zu versuchen. Man hat Mike auch einen Deal vorgeschlagen, aber im Großen und Ganzen hat er ihnen wohl deutlich gemacht, sie könnten ihn mal.”
    “Und dieser Zeitgenosse soll jetzt bald entlassen werden?”
    “Könnte praktisch jeden Tag so weit sein.”
    “Kehrt er dann nach Stillwater zurück?”
    “Ich bezweifle, dass er woanders hinkönnte.”
    Hunter schnalzte mit der Zunge. “Na, auf die Unterhaltung freue ich mich schon.”
    “Erwarten Sie bloß nicht, dass er mitspielt.” Endlich hatte sie sich so weit erholt, dass sie wieder lächeln konnte. “Seine Tagebücher lässt der Sie mit Sicherheit nicht lesen.”
    Er klopfte auf den gepolsterten Plastikdeckel. “Hier steht ja hoffentlich nichts drin, was mein moralisches Empfinden erschüttern könnte?”
    “Sparen Sie es sich als Bettlektüre auf”, schlug sie leise lachend vor. “Dabei schlafen Sie unter Garantie im Nu ein.”
    Er stapelte alle Spiralhefte übereinander, legte noch Madelines Tagebuch obenauf und legte den Brief ihrer Mutter sorgfältig darüber.
    “Wozu brauchen Sie den denn noch?”, fragte sie.
    Mit einem Stirnrunzeln stand er auf. “Das weiß ich selber noch nicht. Ich möchte ihn mir mal genauer ansehen, wenn’s Ihnen recht ist.”
    Das Blatt lag ihr auf einmal sonderbar am Herzen. Doch letzten Endes bezahlte sie Hunter ja dafür, dass er die Wahrheit ans Licht brachte; da musste sie ihm schon das Nötige zur Verfügung stellen. “Sicher. Und was ist mit den Polizeiakten?” Sie stand ebenfalls auf. Sie musste in die Redaktion, sonst wurde aus der nächsten Ausgabe des
Stillwater Independent
nur eine Ansammlung der üblichen Agenturmeldungen. Normalerweise benutzte sie die lediglich, um die landesweiten Nachrichten abzudecken. Trotzdem nahm sie immer auch eine Auswahl guter regionaler Berichte mit dazu.
    “Nein danke, die noch nicht. Ich hatte gehofft, Sie fahren mich erst einmal raus zu Ihrer Farm.”
    Eigentlich wollte sie ja unter die Dusche. “Jetzt gleich?”
    “Wieso nicht?”
    Sie war schon drauf und dran, ihn allein vor Clays Haustür aufkreuzen zu lassen, verwarf diese Idee aber sofort. “Jemanden wie Clay geht man am besten nicht zu forsch an”, riet sie ihm.
    “Wie ist das gemeint?”
    “Er musste sich alles hart erkämpfen und war Zielscheibe für jede Menge Verdächtigungen und Misstrauen.”
    “Was wollen Sie damit andeuten? Dass er gefährlich ist?”
    “Ach was. Er verhält sich Fremden gegenüber halt nicht sonderlich einladend.”
    “Heißt das, er redet nicht mit mir?”
    Madeline dachte an die in der Redaktion wartende Arbeit. Die nächste Ausgabe würde wohl ziemlich kurz ausfallen. “Das heißt, ich komme besser mit.”
    Während Madeline im Hauptgebäude duschte, saß Hunter am Schreibtisch in seinem kleinen Apartment und studierte die Tagebücher ihrer Mutter.
    Ein neuer Tag. Lee drüben in der Kirche; seelischer Beistand. Ich weiß nicht, für wen. Bin allein mit meinen Gedanken und meinem Kind. Ich schaue in Maddys Augen und bete, dass ich ihr einmal ein besseres Leben ermöglichen kann, als es mir beschieden ist. Heute Morgen sieht es tatsächlich fast so aus. Ich klammere mich an die Hoffnung. Hätte ich nur die Möglichkeit! Und das nötige Geld.
    Ich wage kaum zu atmen aus Angst, ich könnte den richtigen Zeitpunkt verpassen. Ich muss hier weg. Das ist der

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