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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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habe die beiden nie zusammen gesehen.”
    “Ihr Bruder hat sie nie erwähnt?”
    Sie trat einen Schritt zurück. Anscheinend hätte sie liebend gern die Tür zugeschlagen, das sah er ihr deutlich an. “Wieso sollte er auch?”, fragte sie.
    “Na, er mochte sie offenbar sehr gern. Und wie hieß noch das andere Mädchen? Das sich umgebracht hat?”
    Inzwischen hatte Elaine Vincelli die Tür schon so weit geschlossen, dass nur noch ein gut zwanzig Zentimeter breiter Spalt offen stand. “Ich habe keine Ahnung.”
    “Entsinnen Sie sich an das Mädchen etwa auch nicht mehr?”
    “Es ist alles viel zu lange her”, wich sie aus. In einer solch kleinen Stadt war es jedoch unmöglich, dass man einen solch sensationellen Vorfall bereits vergessen haben sollte. Der Selbstmord von Rose Lee war sechs Monate nach dem tödlichen Autounfall geschehen und nur ein Jahr, nachdem sich Madelines Mutter das Leben genommen hatte.
    “Wie lange wohnen Sie schon hier?”, wollte er wissen.
    “Ich sehe nicht ein, wieso ich weitere Fragen zu Personen beantworten soll, mit denen ich nie im Leben etwas zu tun hatte. Ich kann Ihnen leider nicht helfen.”
    Hunter hielt die Tür fest, bevor Elaine sie zuschlagen konnte. Sämtliche Zeugen, die möglicherweise Auskunft über die Vergangenheit geben konnten, weigerten sich zu reden. Das kam ihm ziemlich spanisch vor. “Eines noch …”
    Da sie zögerte, hakte er postwendend nach. “Sie und Ihr Bruder, Sie haben sich doch recht gut verstanden?”
    Vom Themenwechsel irritiert, starrte sie ihn verdattert an. “Na ja, eigentlich schon … also, nehme ich an.”
    Nehme ich an?
Was war denn das für eine lauwarme Antwort? “Also, dann …” – er behielt eine Hand an der Tür und kratzte sich mit der anderen übertrieben konfus den Kopf – “… dann hätte er Sie doch bestimmt eingeweiht, wenn in seinem Leben etwas Merkwürdiges passiert wäre?”
    “Als er von der Bildfläche verschwand”, sagte sie, wobei sie wieder ihre gewohnt herrische Pose einnahm, “da hatten wir beide Familie. Da haben wir uns nicht oft getroffen. Trotzdem, danke, dass Sie vorbeigeschaut haben.”
    Er ließ die Tür noch nicht los. “Nahmen Sie an seinen Gottesdiensten teil?”
    “Jeden Sonntag.”
    “Also waren Sie stolz auf ihn?”
    “Wer wäre das nicht gewesen?”, fragte sie zurück. “Er war beliebt in der ganzen Stadt.”
    Danach hatte er nicht gefragt. Sondern danach, wie sehr sie selbst ihn gemocht hatte. “Und diese Tasche aus dem Cadillac … Die hat nicht zufällig ihm gehört?”
    Sie stieß seine Hand beiseite und knallte die Tür ins Schloss.
    “Was fällt Ihnen ein, ihr solche Fragen zu stellen!”, fauchte Madeline, sobald sie wieder in ihrem Toyota saßen und losfuhren. “Was soll das denn bringen?”
    “Na, das, wofür Sie mich bezahlen!”, gab er zurück.
    Die Zornesröte stieg ihr in die Wangen. “Sie verdächtigen jemanden, der sich nicht mal verteidigen kann. Meinen Vater!”
    “Maddy, ich suche nach der Wahrheit!”
    “Nennen Sie mich bitte nicht Maddy!”
    “Wieso nicht?”, fragte er. “Macht doch jeder hier!”
    “Aber Sie kennen mich nicht. Meinen Vater auch nicht. Sie sind hier fehl am Platze. Ich … ich habe einen Fehler gemacht.”
    “Madeline …”
    Sie weigerte sich, ihn anzusehen. Er bemerkte, wie sie mit den Zähnen knirschte, wie sie noch etwas hinzufügen wollte, es sich aber verkniff – ebenso wie die Tränen.
    “Jetzt hören Sie doch mal …” Er streckte die Hand nach ihr aus. “Wir müssen herausbekommen, was abgelaufen ist,
bevor
Ihr Vater verschwand. Nur das führt uns zu dem möglichen Täter.”
    “Und deshalb dürfen Sie meinen Vater beleidigen und meinen Bruder beschuldigen?”
    “Ich habe Ihren Bruder nicht beschuldigt.”
    “Sie haben behauptet, er hätte etwas zu verbergen. Aber das stimmt nicht. Er hat meinen Vater nicht umgebracht!”
    “Vielleicht nicht, aber wer es auch gewesen ist, das lässt sich nur feststellen, wenn ich hier ein bisschen Staub aufwirbele und den Leuten auf den Zahn fühle.”
    “Und dabei Menschen kränken, die mir nahestehen!”
    “Sie hätten gern, dass ich Ihnen einfach ein Kaninchen aus dem Hut zaubere!”, sagte er. “Aber den idealen Täter, wie Sie ihn sich vorstellen, den werde ich Ihnen nicht servieren können. Vermutlich ist es jemand gewesen, den Sie kennen, ja vielleicht sogar gernhaben. Insgeheim ist Ihnen das auch klar. Nur wollen Sie es sich nicht eingestehen.”
    Sie gab keine Antwort.

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