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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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die das halbe Büro einnahm. Um gegen einen wie Barker vorzugehen, musste schon jemand von außerhalb kommen. Ein Unbeteiligter, der bereit und in der Lage war, sämtliche Möglichkeiten ins Auge zu fassen. Einer wie er. Doch falls Barker eine dunkle Seite hatte, zumal eine so finstere, wie Hunter es allmählich befürchtete, dann verzichtete er herzlich gern darauf, derjenige zu sein, der Madeline dies mitteilte.
    Es war wohl besser, sich rechtzeitig abzuseilen. Lieber ein Abgang mit Verlust, als sich in etwas hineinziehen zu lassen, das seine sorgsam rekonstruierte Existenz nach der Ära Antoinette ins Wanken brachte. “Gibt es Flüge von Nashville aus?”, erkundigte er sich.
    “Bis jetzt noch keinen gefunden”, seufzte sie. “Aber ich bin dabei.”
    Abgesehen von der massigen Druckerpresse war das Büro funktionell eingerichtet. Pflegeleichter Linoleumfußboden, weiß gestrichene Wände, schlichte Sichtblenden. Wäre die Korkpinnwand über dem Schreibtisch nicht gewesen – es hätte nach Hunters Gefühl glatt ein Männerbüro sein können.
    Er betrachtete die an das Korkbrett gehefteten Fotos. Eins zeigte Madeline mit Kirk, fröhlich im Restaurant sitzend; ein anderes das Pärchen im Schwimmbad, wobei Madeline ihn von hinten umarmte und das Kinn auf seine Schulter bettete. Auf einem weiteren wiederum saß Kirk mit einem Bier bei Madeline auf dem Sofa, und auf dem letzten posierte er mit nacktem Oberkörper im Türrahmen.
    Immer nur Kirk, Kirk, Kirk.
    Mit finsterer Miene wandte Hunter sich ab. Noch immer spürte er eine starke Abneigung gegenüber diesem Mann, den er am Morgen kennengelernt hatte. Er versuchte, diese Antipathie auf dessen selbstherrliches Auftreten zu schieben, wusste aber, dass es auf einem Gefühl beruhte, das viel tiefer saß.
    “Wie viel hat die gekostet?”, fragte er, indem er das alte Druckmonstrum als dringend notwendige Ablenkung benutzte.
    Madeline klickte nach wie vor mit der Maus herum. “Eine Menge.”
    “Du druckst dein Blatt also gleich hier?”
    “Hmmm-hmmm.”
    “Machen andere kleine Zeitungen das auch so?” Wie jemand ein Kleinunternehmen wie das ihre führen konnte, darüber hatte er im Grunde nie nachgedacht.
    “Eher seltener.” Sie schaute gar nicht auf, sondern vermied bewusst jeden Blickkontakt mit ihm, worüber er sogar heilfroh war. Anderenfalls hätte er womöglich in ihren Augen dasselbe unverhüllte Begehren bemerkt, das er selbst verspürte. Sollte das aber passieren, konnte er für nichts garantieren. Dann war nicht auszuschließen, dass sie das, was sie vorhin hinter den Bäumen angefangen hatten, zu einem erheblich lustvolleren Abschluss bringen würden.
    “Die meisten haben heute Verträge mit Großdruckereien”, fügte sie hinzu.
    “Und warum du nicht?”
    “Vielleicht bleibt mir irgendwann mal nichts anderes übrig, aber hier in der Nähe gibt es keine. Ist gar nicht so einfach, die dazu zu bringen, ein Blatt wie meins zu drucken. Die nehmen lieber größere Aufträge an.”
    “Wegen des Geldes?”
    “Und wegen des Aufwands. Ich habe ja nur eine Wochenauflage von 2500 Stück.”
    “Wenn du das Drucken auslagern könntest – käme das dann nicht günstiger?”
    Sie guckte über die Schulter, allerdings nur flüchtig und oberflächlich. “Ich hatte Glück. Die Maschine da, die stammt aus Regierungsbeständen. Die habe ich bei einer öffentlichen Auktion in Jackson ersteigert.”
    “Woher wusstest du denn, dass die auch funktioniert?”
    “Wusste ich nicht. Aber Clay hätte die schon hingekriegt. Der bringt buchstäblich alles zum Laufen.”
    Diese ständige Lobhudelei bezüglich ihres Bruders ging Hunter allmählich ebenfalls auf die Nerven, obwohl das völlig unlogisch war. Sonderlich besitzergreifend war er sonst nie gewesen.
    Was war bloß in ihn gefahren?
    Er schlenderte zur hinteren Ecke der Redaktion, wo eine kleine Küchenzeile mit Spüle, Mikrowelle und Mini-Kühlschrank untergebracht war. “Hast du etwas zu trinken da?”, fragte er.
    “Im Kühlschrank müsste Mineralwasser stehen.”
    Er klappte die Tür auf und bediente sich.
    “Sieht so aus, als ginge der erste freie Flug erst morgen früh”, rief sie.
    Hörte er da Enttäuschung in ihrer Stimme? Er drehte den Verschluss vom Flaschenhals. “Ist nicht schlimm. Dann übernachte ich heute im Motel.” Jedenfalls musste er raus aus ihrem Haus …
    “Okay”, bestätigte sie. Wenn er fort war, konnte sie sich wieder vormachen, dass Clay mit dem Verschwinden ihres Vaters nichts

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