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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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erst fiel ihr auf, dass sie seit ihrer Ankunft und ihrem Spaziergang in der Kälte gar nicht an Domenik gedacht hatte.
    Sie griff nach ihrem Handy u nd las die Nachricht.
     
    Wie geht es dir denn, meine Süße?
     
    Und die Tränen stiegen wieder in ihr hoch.
    Wie ging es ihr? Sie wusste es nicht. Sie fühlte sich merkwürdig. Überrumpelt von Constantin, Isabelle und Sophia und vor allem ihrem Vater.
    Wenn er sie doch nur vorgewarnt hätte. Wenn er ihr die Chance gegeben hätte, wenigstens Isabelle im Vorfeld kennen zu lernen. Dann würde sie sich jetzt vielleicht nicht so fehl am Platz fühlen. Aber nun kam es ihr so vor, als ob eine fremde Familie, die jetzt mit ihrem Vater verbunden war, ihr altes Zuhause in Beschlag genommen hätte. Isabelle machte einen ganz netten Eindruck, das musste sie fairerweise zugeben und Constantin war ihr auch sympathisch. Was Sophia anbelangte, da wusste sie nicht so recht, was sie denken sollte. Das Mädchen war niedlich, keine Frage, aber dass die Kleine wie selbstverständlich ihren Vater Papa nannte, gefiel Anna nicht. Sie war immer die Kleine gewesen und nun kam da so ein Püppchen und übernahm einfach ihren Platz. Anna fand es eigentlich affig, aber sie konnte sich dem Gefühl der aufkeimenden Eifersucht nicht entziehen.
     
    Sie tippte eine Antwort an Domenik in ihr Handy ein.
     
    Zuerst war ich stinksauer, aber nachdem mein Vater mir alles erklärt hat, geht’s mir ganz OK. Das Haus haben sie komplett neu eingerichtet, habe es fast nicht wiedererkannt. Mein Zimmer haben sie allerdings so gelassen, wie es war. Ich weiß gerade nicht, ob ich das schön finden soll.
     
    Anna drückte auf Senden und begann ihren Koffer auszupacken. Auf Domeniks Antwort musste sie nicht lange warten.
     
    Oh, meine arme Süße, sei nicht traurig wegen des Zimmers. So ist das nun mal, wenn eine neue Familie im Vordergrund steht. Da haben sie dich vergessen. Das tut sicher sehr weh. Denk an uns und wie ich dich küsse, vielleicht heitert dich das etwas auf.

14
     
    Isabelle hatte sich ein ungezwungenes Abendessen bei einem schönen Teller frischer Pasta vorgestellt. Stundenlang hatte sie am Morgen in der Küche gestanden, um den toskanischen „sugo di carne“ richtig italienisch hinzubekommen. In ihrer Phantasie war die Atmosphäre an dem großen Esstisch locker und entspannt gewesen und die Gespräche drehten sich mit Leichtigkeit um das bevorstehende Weihnachtsfest.
    Stattdessen lag ein angespanntes Schweigen über der Runde. Das einzige Geräusch, welches durch den Raum hallte, war das Klappern des Bestecks.
    Verstohlen sah sie zu Anna rüber. Das Mädchen saß stocksteif am Tisch und stocherte auf ihrem Teller herum. Soweit Isabelle erkennen konnte, hatte Anna nicht viel von ihrer Portion Pasta gegessen.
    Alexander wirkte u nbeteiligt. Vorhin war er in die Küche gekommen und hatte ihr wortlos bei den Vorbereitungen des Abendessens geholfen. Sie hatte keine Ahnung, wie das Gespräch mit Anna draußen im Olivenhain verlaufen war. Offensichtlich hatte es Anna nicht besonders gut aufgenommen, dass sie von der Hochzeit überrumpelt worden war. Und das nahm ihr Isabelle auch nicht übel. Übel nahm sie Alexanders Verhalten ihr gegenüber. Wie hatte er sie nur so anfahren können? Sicher, sie hatte einen Fehler gemacht, als sie es versäumt hatte, Constantin vor dem Flug zu briefen. Das tat ihr auch wirklich leid. Aber der Ton machte die Musik. Die Art, wie Alexander mit ihr gesprochen hatte, hatte sie zutiefst erschreckt. Wie würde es jetzt weitergehen? Würde er sie tagelang anschweigen oder sich doch noch entschuldigen? Sie hatte keine Ahnung, was sie erwarten würde. Und das machte sie von Minute zu Minute nervöser.
    Sophia rutschte ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her.
    „Mama, ich mag nicht mehr“, fing sie an zu nörgeln.
    „Ist gut Schä tzchen, du musst nicht aufessen“, sagte sie abwesend.
    „Aber sie hat doch fast gar nichts geges sen“, polterte jetzt Alexander. „Dann kommt sie abends um zehn wieder an und verlangt nach Keksen.“
    Isabelle zuckte zusammen. Warum musste er sie jetzt auch noch so schroff vor Co nstantin und Anna zurechtweisen?
    Sie sah wie Constantin konzentriert auf seinen leeren Teller starrte. Anna hatte die Arme verschränkt und sah abwartend zwischen ihrem Vater und ihr hin und her. Isabelle merkte wie ihr heiß wurde.
    „Du hast gehört, was Alexander gesagt hat, Schätzchen. Iss bitte noch ein bisschen, OK?“
    „Nur , wenn ich dabei auf Papas

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