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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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vorsorglich den Mund ab. Ihr Gegenüber starrte sie immer noch an. Allmählich war ihr die Situation etwas unangenehm. Um sein Starren endlich zu beenden, fing sie an, zu faseln.
    „Hallo, ich bin übrigens Isabelle. Ich warte auf meinen Flug nach Boston.“ Der Mann sah sie weiter durchdringend an.
    „Stimmt irgendetwas nicht? Warum sehen Sie mich so an?“, fragte sie irritiert.
    Als ob sie ihn aus einem Traum erweckt hätt e, zuckte er zusammen.
    „Ähm, nein ... E ntschuldigen Sie vielmals. Es ist nur so ... Sie erinnern mich an jemanden.“
    „Oh, ich hoffe, das sind keine schlechten Erinnerungen.“ Isabelle fühlte sich auf einmal sehr unbehaglich.
    Der Blick des Mannes wurde plötzlich weich . Er lächelte ihr ganz offen zu und sagte: „Sie haben große Ähnlichkeit mit meiner Frau. Ich habe mich nur total erschreckt. Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie so angestarrt habe.“
    „Ach je, haben S ie gedacht, ihre Frau wäre auf einmal aus dem Nichts aufgetaucht?“ Isabelle lachte. Der Mann erwiderte ihr Lachen nicht, sondern sah auf einmal sehr traurig aus.
    „Meine Frau lebt nicht mehr“, antwortete er kurz und knapp und wandte seinen Blick ab. Isabelle fühlte sich mies.
    „Das tut mir sehr leid “, murmelte sie und wandte sich dann wieder ihrem Burger zu. Sie wollte nur noch schnell aufessen und diesen merkwürdigen, traurigen Mann wieder allein lassen.
    „Entschuldigen S ie bitte. Mein Verhalten war gerade unmöglich. Ich heiße Alexander, bin Unternehmensberater und warte ebenfalls auf den Flug nach Boston.“ Alexander schenkte ihr jetzt ein freundliches, warmes Lächeln.
    Dieses Lächeln traf sie mitten ins Herz. Warum , war ihr völlig schleierhaft. Und ganz automatisch erwiderte sie es.
    „Ich besuche meinen Sohn in Harvard. Er studiert dort“, begann sie ihm stolz zu erzählen. Und als ob sich in ihr irgendetwas gelöst hätte, berichtete sie ihm auch gleich noch von ihrer kleinen Tochter Sophia, die sie in der Obhut ihrer Mutter in Hamburg gelassen hatte. Als er sie nicht unterbrach, sondern sie nur weiter lächelnd betrachtete, sprach sie auch noch von ihrem Job als freie Autorin. Zwischendrin holte sie mal kurz Luft und überlegte, warum sie diesem fremden Mann, der sie Minuten vorher noch mit seiner toten Frau verwechselt hatte, Privates aus ihrem Leben erzählte. Aber irgendwie fühlte es sich nicht falsch an, das gerade jetzt und ihm zu erzählen.
    Alexander hörte zunächst nur interessiert zu und dann auf einmal erzählte er ihr, dass er seit dem Tod seiner Frau, vor drei Jahren, von einem Geschäftstermin zum nächsten, durch die Welt reisen würde. Er erwähnte kurz, dass er zwei Töchter habe, von denen die eine ein Internat in Deutschland besuchte und die andere gerade in Australien ein Travel and Work Programm absolvierte. Im Nu war die Zeit verflogen und sie machten sich gemeinsam auf den langen Weg, durch das Terminal 5, an das Abfluggate.
    „Würden S ie mir die Freude machen, neben mir zu sitzen?“, fragt er sie, als sie am Gate ankamen.
    Sie nickte einfach nur und ließ sich von ihm ihre Bordkarte aus der Hand nehmen. Alexander trat an den Schalter und kehrte kurz darauf mit einem neuen Sitzplatz für sie in der Business Class zurück.
    Den Flug nach Boston redeten sie die ganze Zeit über. Sie erzählten sich ihre Lebensgeschichten. Isabelle ließ sich sogar ein Bild seiner toten Frau zeigen. Sie wollte wissen, ob sie ihr tatsächlich ähnlich sah. Erleichtert stellte sie fest, dass nur eine sehr vage Ähnlichkeit vorhanden war. Es ging schon damit los, dass Isabelle blaue Augen hatte und seine Frau, Katharina, grüne. Ihre Haare waren schulterlang und Katharina trug auf dem Foto einen Pagenkopf. Dunkelhaarig waren sie allerdings beide. Vielleicht hatten sie Ähnlichkeiten im Typ? Das konnte schon sein. Isabelle war ein sportlicher Typ und die strahlende Frau auf dem Foto sah auch nicht gerade unsportlich aus. Alexander meinte, es wäre ihr Gesichtsausdruck gewesen, der ihn so an seine verstorbene Frau erinnert hätte. Dieser offene, lebensbejahende Blick, hatte ihn im Restaurant wie ein Schlag getroffen. Als er ihr das sagte und sie dabei intensiv ansah, war sie sich nicht ganz sicher, ob er nicht gerade wieder seine Frau vor sich sah. Aber dennoch - sieben Stunden später, bei der Ankunft in Boston, war Isabelle sich sicher: Sie hatte sich in diesen Mann verliebt.
     
    In Boston trafen sie sich an jedem Tag ihres einwöchigen Aufenthalts. Wie selbstverständlich

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