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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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beschützen. Kennedy würde ihre Identität nicht enthüllen. Sollte Clay Janice vor achtzehn Jahren auch gesehen haben, ahnte er sicher selbst, wer es war.
    “Jemand hat gesehen, wie du in der Nacht, als der Reverend verschwand, mit seinem Auto gefahren bist.”
    Kennedy hatte nicht darüber nachgedacht, wie Clay auf diese Neuigkeit reagieren würde. Tatsächlich war so gut wie keine Reaktion zu erkennen. Clay war ein viel zu guter Pokerspieler, um sich durch seine Mimik zu verraten. “Und wenn schon”, sagte er. “Es gibt noch fünf andere Leute, die fünf andere Sachen gesehen haben.”
    “Dieser Zeuge ist glaubwürdig.”
    “Ich weiß ja nicht, wer dir das erzählt hat, aber es ist falsch. Mein Stiefvater hat mir nie erlaubt, mit seinem Wagen zu fahren.”
    “Dass er es nicht verhindern konnte, ist Teil der ganzen Problematik.”
    Ein Muskel in Clays Gesicht zuckte. Kennedy wollte nicht klein beigeben und sagte: “Ich habe Grace mit Lee Barkers Bibel ertappt. Ich weiß, dass du oder jemand aus deiner Familie etwas mit seinem Verschwinden zu tun hat.”
    Clay kniff die Augen zusammen und schaute ihn finster an. “Warum gehst du dann nicht zur Polizei?”
    “Du weißt, warum.”
    “Weil du Grace gern hast.”
    Gern haben
war eine ziemlich unzureichende Beschreibung für seinen Zustand. “Ich liebe sie”, gab er zu.
    Clay sah ihn prüfend an. Schließlich sagte er: “Dann lass die Vergangenheit ruhen.” Er ging langsam wieder zur Tür. Kennedy hielt ihn zurück.
    “Ich muss meine eigene Familie schützen, Clay. Deswegen bin ich hier.”
    Clay versuchte, Kennedys Hand abzuschütteln, aber der ließ nicht locker.
    “Was willst du denn hören?”, fragte Clay. “Dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst? Dass du Grace haben kannst?”
    “Ich will die Wahrheit wissen.”
    “Aus welcher Perspektive?”
    “Fangen wir doch mal mit deiner an.”
    Clay lachte freudlos vor sich hin und schüttelte den Kopf, als würde er Kennedys Forderung für unsinnig halten.
    “Wenn der Zeuge sich an die Polizei wendet, könnte etwas Schlimmes geschehen.”
    “Was wäre, wenn … Damit muss man leben”, entgegnete Clay. “Genau deshalb solltest du dein Leben nicht unnötig verkomplizieren. Verabrede dich mit einer anderen. Grace ist für niemanden hier bestimmt. Sie …” Er zog seine Augenbrauen zusammen, als er nach Worten suchte. “Sie ist zu gut für diesen Ort.”
    Dass eine Frau zu gut für ihn sei, hatte Kennedy noch nie jemanden sagen hören. Aber angesichts dessen, wie er Grace in der Schule behandelt hatte, akzeptierte er es. “Sie hat eine Menge mitgemacht. Ich weiß das.”
    “Ich kümmere mich um sie”, entgegnete Clay scharf. “Glaub bloß nicht, dass sie dich braucht.”
    Die Haustür ging auf, und Alexandra trat heraus. Sie trug nichts weiter als ein Handtuch. “Oh, hallo Kennedy”, sagte sie kichernd.
    Kennedy kam gar nicht dazu, ihr zuzuwinken, so schnell hatte Clay sie wieder ins Haus geschoben. Sie schmollte, gehorchte aber. Wahrscheinlich hätte Clay sie sonst kurzerhand nach Hause geschickt. Die Frauen, mit denen er sich traf, interessierten ihn nicht ernsthaft, daraus machte er kein Geheimnis. Vielleicht kamen sie deshalb immer wieder zu ihm zurück.
    “Du hast recht”, sagte Kennedy seufzend. Er machte es schwerer, als es sein musste. Er musste sich von Grace fernhalten, wie sie es verlangt hatte. Dann wären alle Probleme gelöst. Und wenn die Wahrheit ans Tageslicht kam, würde es weder ihn noch seine Kinder noch seine Eltern betreffen. Das Leben würde weitergehen wie bisher.
    “Gute Nacht.” Er drehte sich um und ging zu seinem Wagen. Auf dem Nachhauseweg stellte er fest, dass Grace ihm eine Nachricht auf die Mailbox gesprochen hatte.
    “Hi, Kennedy. Ruf mich an, wenn du kannst, ja?”
    Er nahm sich vor, nicht darauf zu reagieren. Von jetzt an wollte er sich aus dieser ganzen mysteriösen Geschichte um die Montgomerys heraushalten. Wie viele Leute mussten ihm denn noch erklären, dass er sehenden Auges in die Katastrophe raste?
    Er war noch nicht weit von Clays Farm entfernt, als er wendete und zurück in die Stadt fuhr. Er würde Grace nicht anrufen. Er würde zu ihr fahren. Ein Teil von ihm glaubte hartnäckig daran, dass sie immer noch eine Chance hatten – falls sie ihn liebte. Falls sie ihn genug liebte, um ihm die Wahrheit zu sagen.

17. KAPITEL
    A ngst schoss durch ihre Adern, als Grace Kennedys Geländewagen in ihre Einfahrt biegen sah. Sie hatte nach einem guten

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