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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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hatte schon immer etwas Sinnliches ausgestrahlt, aber heute Abend mehr denn je. Joe wusste, dass Kennedy die letzte Nacht in ihrem Bett verbracht hatte, und das machte ihn wahnsinnig vor Eifersucht. Voller Ingrimm stellte er sich vor, wie Kennedy in sie eindrang …
    “Weißt du noch, wie wir früher zusammen Karamellbonbons gemacht und sie alle aufgegessen haben, wenn Mom nicht zu Hause war?”, hörte er Madeline fragen.
    Ihre Stimme wehte genauso deutlich zu ihm herüber wie die von Grace. Die beiden waren offensichtlich gut gelaunt.
    Auch das gefiel Joe nicht. Ihm ging es schlecht wegen Grace. Warum sollte
sie
sich amüsieren?
    “Ja!”, rief Grace aus und steckte sich ein Karamellbonbon in den Mund. “Die haben so ähnlich geschmeckt wie diese hier.”
    Joe drehte eine Runde und näherte sich den beiden von der anderen Seite her. Grace bemerkte ihn nicht, bis er dicht neben ihr stand. “Na, weißt du noch, wie wir uns immer unter der Tribüne getroffen haben? Da drüben.” Er deutete zu der Stelle, die er meinte. Dann leckte er langsam seinen Zeigefinger ab und hielt ihn sich unter die Nase. “Wenn ich daran denke, hab ich immer noch deinen Geruch in der Nase, Grace.”
    Sie wurde weiß im Gesicht und warf die Tüte, die sie gerade gekauft hatte, in den Mülleimer. Kurz schien sie die Fassung zu verlieren. Aber dann holte sie tief Luft und stieß hervor: “Kaum zu glauben, dass du damit überhaupt noch was riechen kannst.” Dann fasste sie Madeline unter. “Komm, wir gehen.”
    Er hatte sie einschüchtern, sie aufregen wollen, aber es war ihm wieder nicht gelungen, sie zu erniedrigen. Er wollte unbedingt, dass sie ihn wieder brauchte, so wie damals, als sie alles getan hatte, was er verlangte.
    Er wollte sie festhalten, aber dann entdeckte er Buzz in der Menge, der gerade mit Camille Archer sprach.
    “Was will die Alte denn von ihm?”, murmelte er vor sich hin und ging vorsichtig auf sie zu. Vielleicht konnte er ja in der Nähe stehen bleiben und mithören, über was sie sich unterhielten. Aber als er nahe genug war, nickte Kennedys Mutter Buzz zu, gab ihm herzlich die Hand und ging weg, bevor Joe auch nur ein Wort von ihrem Gespräch mitbekommen hatte.
    Buzz schaute Camille Archer erstaunt hinterher, aber als er Joe entdeckte, schien er noch mehr überrascht. “Oh, verdammt, du siehst ja noch schlimmer aus, als ich dachte. Wie hast du es nur geschafft, Kennedy so wütend zu machen?”
    “Ich hätte ihn fertigmachen können”, sagte Joe. “Aber ich wollte ihm nicht zu sehr wehtun. Immerhin sind wir schon seit einer Ewigkeit befreundet. Ich verstehe immer noch nicht, was für ein Teufel ihn geritten hat. Ich hab doch bloß ein paar Scherze gemacht.”
    Buzz schien das nicht ganz glauben zu können, sagte aber nichts. “Kommst du mit? Sarah und die Kinder wollen was zu essen haben”, sagte er und reihte sich ein in die Schlange vor dem Schnellimbiss.
    “Was wollte Camille?”, fragte Joe so beiläufig wie möglich. “Hat sie sich darüber beschwert, dass ich ihren Sohn misshandelt habe? Erst rette ich dem Kerl das Leben, dann tut er sich mit der Frau zusammen, die meinen Onkel umgebracht hat, und schließlich prügelt er auf mich ein. Ich frage mich wirklich, wieso ihn alle bemitleiden.”
    “Camille hat eure Auseinandersetzung überhaupt nicht erwähnt”, sagte Buzz und schaute hinter sich, als fürchtete er den Anblick seiner Frau, die es vor Ungeduld und Hunger womöglich kaum noch aushielt.
    “Worum ging es denn dann?”
    Buzz schüttelte den Kopf.
    “Du willst es mir also nicht erzählen.”
    “Darum geht es nicht. Ich weiß nur, dass es für dich genauso unwichtig ist wie für mich.”
    “Versuch’s. Was hat sie gesagt?”
    Buzz zuckte mit den Schultern. “Vielleicht
solltest
du es wirklich wissen. Vielleicht lässt du die Montgomerys dann endlich in Ruhe.”
    “Erzähl schon!”, drängte Joe.
    “Sie sagte, dass Kennedy etwas hat, das beweist, dass Grace’ Familie unschuldig ist.”
    Joe schob die Hände in die Taschen und ballte wütend die Fäuste. Er wollte, dass die Montgomerys schuldig waren! Sie
mussten
es einfach sein! Wenn nicht, würde Kennedy bald wie ein Held aussehen und er wie der totale Verlierer. “Was soll denn das für ein Beweis sein?”, fragte er.
    “Weiß ich nicht. Kennedy hat mir nichts davon erzählt. Hast du irgendwas gehört, vielleicht letzten Donnerstag in der Billardhalle?”
    “Nein.”
    Buzz spielte mit dem Kleingeld in seiner Hosentasche.

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