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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Grace denken und fragte sich, wann er sie wohl wieder in die Arme nehmen durfte.
    Er sah wieder zu ihr hinüber, wahrscheinlich zum millionsten Mal an diesem Tag. Sie strich Teddy eine Haarsträhne aus der Stirn. Er wünschte sich, er könnte neben ihr sitzen. Aber dann spürte er den Blick seiner Mutter und schaute schnell woanders hin.
    “Das wäre möglich”, sagte Kennedys Vater. “Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob es der richtige Weg ist. Das Gebäude ist doch schon sehr alt.”
    “Aber wenn wir alles neu bauen, brauchen wir noch mehr Geld, und das haben wir nicht.”
    “Längerfristig betrachtet lohnt sich eine Neuinvestition mehr, als wenn wir hundertfünfzigtausend für die Renovierung der alten Schule zum Fenster hinauswerfen.”
    “Aber wo sollten wir das neue Schulgebäude hinsetzen? Auf das Corte-Gelände?”
    “Nein, das wäre zu weit außerhalb.” Kennedys Vater zählte eine Reihe möglicher Standorte auf und beschrieb die Vor- und Nachteile. Kennedy bemühte sich zuzuhören, aber er war nicht sonderlich interessiert. Er dachte nur an Grace.
    Ein lauter Knall kündigte das Feuerwerk an. Kennedy merkte, dass seine Mutter ihn immer noch beobachtete, und streckte sich auf der Decke aus, während über ihm im Nachthimmel die Raketen explodierten. Die Kinder um ihn herum bestaunten atemlos die bunten Blumen, die sich für wenige Sekunden im Himmel ausbreiteten, um dann zu verglimmen. Camille wandte sich wieder dem Gespräch der Stadtoberen zu, und er selbst ließ seinen Blick wieder in Richtung Grace schweifen.
    Sie lag zwischen Teddy und Heath und schaute in den Himmel.
    Kennedy erinnerte sich an ihren Geruch und an die Zartheit ihrer Haut. Ihm wurde endgültig klar, dass es naiv gewesen war zu glauben, die vergangene Nacht könnte ihr schwieriges Verhältnis zueinander beenden. Er sehnte sich noch immer nach ihr, mehr als jemals zuvor.
    Geh nach Hause, Kennedy. Wir wussten doch beide, dass es nur bis zum Morgen dauert …
    Hatte sie das ernst gemeint?
    “Und was ist mit der Junior High School?”, hörte er seine Mutter sagen. “Dort muss auch renoviert werden. Das Dach soll an einigen Stellen leck sein.”
    Ein Junge neben Kennedy setzte sich auf und nahm ihm seine Sicht auf Grace. Er rutschte etwas zur Seite, um wieder einen besseren Blick zu haben. Und in diesem Moment wurde ihm klar, dass das, was zwischen ihnen vorging, noch lange nicht beendet war. Ihr sehnsüchtiger Gesichtsausdruck zeigte ihm ganz deutlich, dass sie das gleiche Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit empfand wie er.
    “Und wie gefällt dir das Feuerwerk, Kennedy?”, fragte seine Mutter.
    Er zwang sich, seinen Blick von Grace abzuwenden. “Ganz toll”, antwortete er. Aber das Feuerwerk war ihm vollkommen egal. Er dachte gerade darüber nach, dass er neue Kondome kaufen musste. Mehrere Schachteln. Grace war noch den ganzen Sommer in Stillwater. Es wäre doch idiotisch, wenn sie diese Zeit nicht nutzten.
    Camille lehnte sich zu ihm. “Alles in Ordnung mit dir?”, fragte sie freundlich.
    “Es geht mir gut”, sagte er, obwohl er sich nicht so sicher war. Er stellte sich vor, wie es wäre, wenn Grace die Stadt wieder verließ. Würde er es schaffen, sie gehen zu lassen?
    Ganz bestimmt würde er das. Es ging nun mal nicht anders.
    Grace roch den Duft des Kindershampoos, der von Teddys Haar ausging. Es war ein schönes Gefühl, die beiden Jungs in den Armen zu halten. Teddys Gesicht war ganz klebrig von der Zuckerwatte, die sie vorhin gegessen hatten. Beide zappelten die ganze Zeit, worüber Madeline sich beklagte. Grace hingegen konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als zwischen den beiden zu sitzen.
    Außer natürlich, mit Kennedy zusammen zu sein. Ihn hätte sie jetzt auch gern bei sich gehabt. Trotzdem versuchte sie angestrengt, so zu tun, als wäre er ihr völlig gleichgültig. Indem sie ihr Verhältnis zueinander herunterspielte, hoffte sie, Joes Einfluss auf sie beide zu bannen. Wenn sie den Eindruck vermittelten, nicht mehr aneinander interessiert zu sein, war es wahrscheinlich auch nicht mehr von Bedeutung, dass sie ein- oder zweimal miteinander geschlafen hatten. Kennedy war verwitwet, da war es kein Wunder, wenn er sich gelegentlich einsam fühlte. Eine kurze Affäre, um diese Einsamkeit zu lindern, wurde einem Mann gänzlich verziehen – erst recht in einer so frauenfeindlichen Gemeinde wie Stillwater.
    Wenn sie möglichst bald wieder aus seinem Leben verschwand, würde er die Bürgermeisterwahl

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